Bei der Anhaltung eines türkischen Reisebusses am Donnerstag in Wien staunten die Zöllner der Wiener Operativen Zollaufsicht nicht schlecht: Unter anderem wurden 21.000 Einmal-Mundschutzmasken sichergestellt. In Zeiten, in denen nicht notwenige Operationen verschoben werden müssen, weil man nur so mittelfristig die Versorgung des medizinischen Personals mit OP-Masken gewährleisten kann, ein aufsehenerregender Fund - auch wenn es sich bei den sichergestellten Masken nicht um geprüfte Medizinprodukte handelte. Diese sollten eher Betrügern dazu dienen, aus der Corona-Angst Profit zu schlagen. Etwa 50.000 Euro hätten sie mit dem Verkauf wohl lukrieren können.
Die mobile Kontrolleinheit des Zollamtes Wien überprüfte das Fahrzeug eines türkischen Busunternehmens, das schon in der Vergangenheit durch die Mitnahme von Schmuggelwaren aufgefallen war. Bei Wien Inzersdorf war die Fahrt der vier Buslenker im Alter zwischen 40 und 50 Jahren sowie dreier Passagiere aus der Türkei nach Deutschland vorerst zu Ende, wie es am Samstag in einer Aussendung des Finanzministeriums hieß.
Neben 25 Kilogramm Fleisch, 1200 Zigaretten und verschiedenen anderen Waren entdeckten die Zöllner 21.000 Einmal-Mundschutzmasken, die im Laderaum transportiert wurden. Insgesamt hob der Wiener Zoll bei dieser Anhaltung ausstehende Steuern sowie Strafen von insgesamt rund 4000 Euro ein. Die Fleischwaren wurden vernichtet, die Zigaretten sowie die Masken sichergestellt. Die Ermittlungen gegen das Busunternehmen laufen auf Hochtouren.
Vermutlich keine geprüften Medizinprodukte
Die sichergestellten Einmal-Mundschutzmasken wiesen keine CE-Zertifizierung auf. Durch die Anbringung einer CE-Kennzeichnung bestätigen Hersteller, dass das Produkt den produktspezifisch geltenden europäischen Richtlinien entspricht. Auch sonst konnte keinerlei Hinweis darauf gefunden werden, dass es sich um geprüfte Medizinprodukte handelt.
Die einzigen Profiteure wären also lediglich die schmuggelnden Buslenker gewesen: Angesichts der aktuellen Nachfrage hätten sie Schätzungen zufolge aus dem Verkauf der Masken mindestens 50.000 Euro Gewinn lukrieren können.
Blümel: Ware schadet Gesundheit und Wirtschaftsstandort Österreich
„Die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger steht für uns auch angesichts der aktuellen Herausforderungen an erster Stelle, daher ist der Zoll hier besonders aufmerksam und entfernt unsichere geschmuggelte Produkte“, erklärte Finanzminister Blümel. „Diese Schmuggelware schadet der Gesundheit und dem Wirtschaftsstandort Österreich. Wir lassen nicht zu, dass Betrüger aus den Sorgen angesichts der derzeitigen Situation Profit schlagen.“
Im Sinne der Produktsicherheit rät der Zoll grundsätzlich davon ab, Medizinprodukte auf ungeprüften, nicht kontrollierten Handelswegen zu beziehen. Die Risiken beim Kauf medizinischer Waren aus ungesicherten Quellen sind nicht zu unterschätzen. Es wird daher dringend empfohlen, kein Risiko einzugehen, wenn es um die eigene oder die Gesundheit von Angehörigen geht.
Einmal-Mundschutzmasken kein wirksamer Schutz
Die Nachfrage nach solchen Einmal-Mundschutzmasken ist angesichts der aktuellen Covid-19 Situation ungebrochen. Selbst auf privaten Online-Marktplätzen werden Masken zum Verkauf angeboten. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, AGES, hält fest, dass Einmal-Mundschutzmasken kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien sind, die in der Luft übertragen werden. Sie können jedoch dazu beitragen, das Risiko der Weiterverbreitung durch „Spritzer“ von Niesen oder Husten zu verringern. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass bei den aufgegriffenen, nicht zertifizierten Masken auch dieser Effekt nicht gewährleistet werden kann.
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