„Verstörend und faszinierend“, sagt Martina Spitzer (58) über die Literatur Marlen Haushofers. Die Theater- und Filmschauspielerin, die aus Hohenzell stammt, kommt am 19. März für eine Haushofer-Lesung ins Linzer StifterHaus. Anlass ist das Jubiläum: Die Autorin hätte im März ihren 100. Geburtstag und 50. Todestag.
„Krone“: Kennen Sie Literatur von Haushofer schon lange?
Martina Spitzer: In meiner Studienzeit arbeitete ich zum Geldverdienen stundenweise in einer Buchhandlung. Den Lohn investierte ich in Bücher. Ich las „Die Wand“ – es hat mich verstört, erstaunt und fasziniert. Später wurde mir klar, dass ich schon als Kind begeistert Haushofer gelesen hatte, nämlich „Brav sein ist schwer“ und „Schlimm sein ist auch kein Vergnügen“.
„Krone“: Im StifterHaus präsentieren sie „Himmel, der nirgendwo endet“. Das Besondere an dem Buch?
Martina Spitzer: Mein eigener kindlicher Kosmos ist mir in diesem Buch mit einer Klarheit, einer literarischen Qualität und Konsequenz wiederbegegnet, das fand ich umwerfend. Wie Haushofer die Welt des kleinen Mädchens Meta und den schrittweisen Verlust ihrer Kinderwelt beschreibt, berührt mich sehr.
„Krone“: Was bewundern Sie an Haushofer? Was wundert oder beschäftigt Sie?
Martina Spitzer: Manche Bücher, die mir als Jugendliche oder junge Frau sehr wichtig waren, haben beim späteren Wiederlesen ihre Wichtigkeit verloren. In die Bücher von Haushofer zieht es mich aber nach wie vor hinein. Ich bewundere die Klarheit ihrer Gedanken und Sprache und die feinsinnige Analyse der Charaktere und Beziehungsgeflechte. Ihr Blick dringt oft subtil, aber unaufhörlich vor bis zu den menschlichen Abgründen.
„Krone“: Ist Haushofer für die Frauenliteratur wichtig?
Martina Spitzer: Sie war sicher eine Wegbereiterin der feministischen Frauenliteratur. Bei ihr geht es um die Rolle der Frau in einer Männergesellschaft, um Ausbrüche, Ausbruchsversuche aus der kleinbürgerlichen Welt und den Kampf um Selbstbestimmtheit.
„Krone“: Erzählen Sie uns von aktuellen Theaterprojekten?
Martina Spitzer: Zurzeit spiele ich im Theater in der Josefstadt „Die Migrantigen“, eine Bühnenversion des Kinofilms. Außerdem spiele ich im Werk X in „Die Arbeitersaga“, einer Aktualisierung der Filmserie von Peter Turrini.
Info: https://stifterhaus.at/
Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.