Thomas Kraml (38), der neue Choreograf der „Dancing Stars“, über Leistungsdrang, weiße Lichter und seine Komfortzone.
„Krone“: Sie haben mich zu einer sehr abgekürzten Weitwanderung eingeladen.
Thomas Kraml: Genau. Und Sie werden lachen: Ich bin vor gar nicht allzu langer Zeit keine längeren Strecken als bis zu meinem Auto gegangen.
Was hat denn die Wanderlust in Ihnen geweckt?
Das war meine Frau. Sie ist den Jakobsweg gegangen. Und nachdem sie wieder zurück war, habe ich gemerkt, dass dieser Weg Menschen im positivsten Sinn verändert, und dass ich emotionalen Aufholbedarf gegenüber meiner Frau habe. Darauf habe ich einfach meinen Rucksack gepackt und bin alleine losmarschiert.
Wie lautet Ihre Erkenntnis?
Wenn man zwei Tage hintereinander einen Marathon hinter sich bringt, dann sind die Probleme, die man im Alltag hat, ganz schnell ganz weit weg. Die Wanderung hat mich auch sehr weit weggeholt von diesem ausgeprägten Leistungsdrang. Es war richtig befreiend: einfach weg sein, nicht im Dienstleistungsberuf - und sehr, sehr weit weg von Social Media. Ich weiß jetzt auch ganz genau, wo mein zukünftiger Weg hingehen soll und muss. Denn sonst liege ich mit 40 nach meinem ersten Schlaganfall im Bett. Und das will ich nicht.
Sind Sie deshalb auch raus aus dem „Dancing Stars“-Rampenlicht und hinter die Kulissen getreten?
Nein, das nicht. Aber mir geht es sehr gut damit, nicht mehr jedem weißen Licht hinterherrennen und mich nicht mehr um jeden Society-Bericht bemühen zu müssen. Ich habe mich einfach nicht mehr in der Rolle gesehen, klatschend über das Fernseh-Parkett zu springen. Aber ich habe mich sehr lange über diese Position identifiziert und bin einer der wenigen Glückseligen, der die ORF-Tanzschuhe nicht an den berühmten Nagel hängen musste, sondern der an dieser Show weiter partizipieren und seinen Input leisten darf.
Sie galten als Profitänzer als extrem ehrgeizig. Einer, der immer gewinnen will.
(lacht) Ich glaube, ein „Dancing Star“-Profi, der nicht gewinnen will, der muss erst geboren werden. Aber Aufgeben geht überhaupt nicht. In jeglicher Lebenslage. Ich bin ein Perfektionist. Es liegt in meinem Naturell, dass ich alles, was ich tue, so gut wie irgendwie möglich mache.
Was ist denn Ihr nächstes Wanderziel?
Ich bin nicht der Sonntagnachmittag-Wanderer. Im Kreis gehen reizt mich nicht, es muss schon auch ein Ziel geben. Im Himalaja war ich schon auf 5300 Metern, jetzt schau ich mal, ob es noch ein bissl höher geht. Wahrscheinlich geht es in Richtung Hochland von Peru. Dort gibt es sogar einen 6000/7000er. (lacht) Sie sehen, es zieht mich raus aus meiner Komfortzone.
„Auch das bin ich“, Stefan Weinberger, Kronen Zeitung
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