Corona bestimmt derzeit das Leben vieler Menschen weltweit, eine Pandemie halten die meisten Experten nicht mehr für ausgeschlossen. Auch Österreich rüstet sich: die Regierung, die Gesundheitsbehörden und abseits davon auch Menschen, die besser vorbereitet sein wollen. Die krone.tv-Reportage über Krisenvorsorge in außergewöhnlichen Zeiten.
Die Corona-Fälle steigen an, auch in Österreich. In Apotheken sind Atemschutzmasken ausverkauft, öffentliche Einrichtungen sorgen sich, weil die Vorräte an Desinfektionsmittel für den Kundenverkehr knapp werden. Supermärkte registrieren immer wieder Hamsterkäufe. Alles nicht notwendig, beruhigen Kanzler und die zuständigen Minister.
Der Pilot einer iranischen Maschine fliegt mit Schutzmaske.
(Bild: AP)
Gästehaus für Gestrandete aus den Städten Das Worst-Case-Szenario ist der Zusammenbruch der Versorgung. Martin Mollay ist Survivaltrainer und Selbstversorger in der Buckligen Welt in Niederösterreich. Neben Überlebenskursen engagiert er sich für den Naturbestand. In Zukunft will er autarke Gemeinschaften entstehen lassen. Das Haus, in dem er lebt, in Hollenthon, gehörte seinem Großvater - es wird von ihm laufend saniert und ausgebaut. Solaranlage am Dach, Lehmwände im inneren, ein Tonofen und viel Holz. Im Wohnzimmer legt eine gläserne Wand den Blick in den Wald frei. Alles selbst gebaut. Daneben vermietet er sein Gästehaus. Viele Gestrandete aus den Städten finden hier mit Petroleumlampen den inneren Frieden.
„Fluchtrucksack“ und Funkzentrale im Lehmkeller Für Mollay ist Corona Teil des Lebens: „Die Welt bietet immer neue Aspekte, die man betrachten darf, kann und muss. Die Überlebensregel Nummer eins lautet: Ruhe bewahren, denn in der Ruhe liegt die Kraft.“ Er macht „das Beste daraus“. Sein Lebensstil ist seine Vorbereitung auf jede Krise. Er lebt vegan und im Einklang mit der Natur. Wie genau, zeigt er uns bei einem Rundgang durch seinen Lehmkeller.
Gleich zu Beginn zeigt er auf einen Rucksack neben der Kellerstiege. Für den Notfall beinhaltet dieser: „Schlafsack, Matte, Wasser, Essen, Werkzeug, Karte.“ Fluchtrucksack, sagt Mollay, sei vielleicht übertreiben, „aber im Ernstfall hätte ich alles, was ich brauche, damit ich mich gut bewegen kann, damit ich gut geschützt und versorgt bin.“ Seine „Funkzentrale“ bietet ihm die Möglichkeit zur Kommunikation im Falle eines Netzausfalls.
(Bild: krone.at)
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„Habe Unabhängigkeit aufgebaut, die mich nicht zwingt zu arbeiten“ In seinem Vorratsschrank befinden sich keine Nudeln. „Die stopfen den Magen nur.“ Dafür Hafermilch, Apfelmus, eingelegte Eierschwammerl, Buchweizen, Hanfsamen, Kichererbsen und viele verschieden Öle. „Ich rate, ein bisschen eine Dynamik in seinem System zu haben, die Produkte auch zu verwenden, neue dazuzugeben, immer wieder alles zu überprüfen und in den Alltag zu integrieren.“
Waschmittel und Putzmittel „kann man sich sparen“ - er hat natürliche Alternativen, diese selbst herzustellen: „Sei es, mit Kastanien oder anderen Pflanzen, die Tenside beinhalten.“ Der größte Unterschied zu einem „normalen“ Bürger? „Dass ich mir eine gewisse Unabhängigkeit aufgebaut habe, die mich nicht zwingt, arbeiten zu müssen, um überhaupt überleben zu können.“
„Für mich ist es wie mit einer Lebensversicherung“ Im Tiroler Wörgl befindet sich Österreichs größter Handel für Krisenvorsorgeartikel. Der Schweizer Simon Schefer ist ehemaliger Polizist und seit wenigen Jahren Geschäftsführer der Innova Sicherheitstechnik AG. Mit seinem österreichischen Partner hat seine Firma auch einen Sitz in Tirol. Das Angebot: Masken, Zeitlebensmittel, Notrationen in Riegelform, abgepacktes Trinkwasser und Wasserfilter sowie Tabletten zur Reinigung und vieles mehr. „Für mich ist es wie mit einer Lebensversicherung.“
(Bild: krone.at)
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„Wir machen nicht das schnelle Geld mit der Angst der Leute“ Ob es bei ihm schon zu Engpässen kommt? „Es gibt gewisse Prozesse, die nicht mehr so einfach sind, die Lieferketten sind teilweise strapaziert und wir müssen täglich mit Kunden und Händlern in Kontakt bleiben.“ Vor allem für seine Spezialität: die getrockneten Fertiggerichte, derzeit beträgt die Lieferzeit sechs bis acht Wochen.
Er sieht sich aber nicht als Geschäftemacher. „Wo auch immer die Corona-Krise hinführt, es wird wieder vorbeigehen. Nach Corona wird es bei uns wieder ruhiger, und das ist okay so. Wir machen nicht das schnelle Geld mit der Angst der Leute. Unsere Preise sind dieselben wie vor einem Jahr, wir möchten, dass die Kunden von uns gut bedient werden, das war vor Corona so und das wird auch danach so sein.“
„Vielleicht haben sie Angst, dass sie ausgelacht werden“ Sein ganzes Leben ist der Krisenvorsorge gewidmet, denn der Ernstfall kann kommen. „Ich denke, dass es Sinn macht, dass jedermann für eine gewisse Anzahl von Tagen eine kleine Versicherung im Keller liegen hat. Damit man sicher ist, dass egal, welche Situation eintritt, eine gewisse Unabhängigkeit besteht.“ Er selbst testet seine Produkte, hat seinen eigenen Vorrat im Falle der Fälle. Für viele seiner Kunden steht Privatsphäre an oberster Stelle. „Vielleicht haben sie Angst, dass sie ausgelacht werden, was total unnötig ist.“ Aber etwas Verschwiegenheit bei der Planung ist normal.
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