Der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein (67) ist wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Richter James Burke verkündete das Strafmaß am Mittwoch in New York, rund zwei Wochen nachdem eine Jury Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen hatte. Zahlreiche Frauen hatten dem früheren Film-Tycoon Missbrauch, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung vorgeworfen und damit auch die #metoo-Bewegung gestartet. Weinstein hatte bisher keine Reue gezeigt, auch vor Gericht hatte er die Vorwürfe abgestritten oder zu relativieren versucht. Die Verteidigung hat bereits angekündigt, in Revision gehen zu wollen.
Eine Jury hat Weinstein Ende Februar wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung an zwei Frauen für schuldig befunden. Nicht schuldig sei er aber in den beiden schwersten Anklagepunkten des „hinterlistigen sexuellen Angriffs“ sowie einem noch schwereren Vorwurf bezüglich Vergewaltigung.
Weinstein war zu der Verkündung in einem Rollstuhl vor Gericht erschienen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Vorfeld noch einmal ausdrücklich eine harte Strafe gefordert. In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oral-Sex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Die MeToo-Bewegung feierte das Urteil als Meilenstein - kritisierte aber auch, dass Weinstein nicht in allen Anklagepunkten für schuldig befunden wurde.
Wegen Brustschmerzen im Krankenhaus
Nach dem Urteil war Weinstein nicht wie ursprünglich geplant sofort in das berüchtigte New Yorker Gefängnis Rikers Island gebracht worden, sondern wegen Schmerzen in der Brust und hohen Blutdrucks zunächst in ein Krankenhaus. Dort unterzog er sich einige Tage später Medienberichten zufolge erfolgreich einer Herzoperation und wurde danach nach Rikers Island gebracht.
Mehr als 80 Frauen werfen Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Die Anschuldigungen gegen den Produzenten, im Herbst 2017 von der „New York Times“ und dem Magazin „New Yorker“ veröffentlicht, waren der Anfang der MeToo-Bewegung. Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichten in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder - sie begannen, diese Geschichten unter dem Schlagwort „Me too“ („Ich auch“) zu sammeln.
Auch in Los Angeles angeklagt
Die juristischen Kämpfe sind für Weinstein auch nach dem Verfahren in New York nicht zu Ende. In Los Angeles wurde er ebenfalls wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung angeklagt, weshalb ein weiterer Prozess an der Westküste auf ihn zukommt. Kurz nach der Verkündung des Strafmaßes in New York teilte die Staatsanwaltschaft in Los Angeles mit, dass die Behörde Schritte für die Auslieferung Weinsteins nach Kalifornien eingeleitet habe. Ein Termin für sein Erscheinen vor Gericht steht aber noch nicht fest. Davon abgesehen verhandeln seine Anwälte weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit zivilen Klägerinnen um Entschädigungen.
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