115 Länder betroffen

WHO stuft Coronavirus-Verbreitung als Pandemie ein

Ausland
11.03.2020 18:23

Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Verbreitung des neuen Coronavirus nun als Pandemie ein. Das sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf. Tedros kritisierte dabei fehlendes Handeln durch die Staaten weltweit. „Wir haben die Alarmglocken laut und deutlich geläutet“, erklärte der WHO-Chef.

Nach Angaben der WHO hat sich das Virus inzwischen in 115 Länder ausgebreitet, fast 4300 Menschen sind gestorben. „Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Tagen und Wochen die Zahlen weiter ansteigen werden“, sagte Tedros. In den vergangenen beiden Wochen hätten sich die Fallzahlen außerhalb Chinas verdreizehnfacht, die Zahl der betroffenen Staaten verdreifacht. „Alle Länder können den Verlauf dieser Pandemie noch ändern“, betonte der 55-Jährige. „Findet, isoliert, testet und behandelt jeden Fall und geht jeder Spur nach.“

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (Bild: AFP)
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus

„Dass wir die Situation nun als Pandemie bezeichnen, ändert nichts an der Beurteilung der WHO hinsichtlich der Bedrohung durch dieses Virus“, betonte Tedros. „Es ändert auch nichts daran, was die WHO macht. Und es ändert auch nichts daran, was die Länder tun sollten.“

Passantinnen mit Gesichtsmasken in London (Bild: AFP)
Passantinnen mit Gesichtsmasken in London

Keine offiziellen Kriterien für Pandemie
Es gibt keine offiziellen Kriterien der WHO, ab wann ein Krankheitsgeschehen als Pandemie einzuordnen ist. Landläufig wird darunter eine Krankheit verstanden, die sich unkontrolliert über Kontinente hinweg ausbreitet. Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 wurde im Dezember erstmals in China entdeckt und hat sich seitdem über den Globus verbreitet. In Europa ist vor allem Italien von dem Ausbruch betroffen.

Hotels in Venetien fast komplett geschlossen
Zwischen 75 und 100 Prozent der Hotels in der norditalienischen Region Venetien sind wegen der Coronavirus-Krise geschlossen. Betroffen sind auch viele bei österreichischen Urlaubern beliebte Badeortschaften wie Jesolo und Bibione, teilte der italienische Hotelierverband Federalberghi mit. „Die Zahlen sind trostlos. Die wenigen Hotels, die noch offen sind, erwägen die Schließung. Wir garantieren nur ein Minimum an Betten für Personen, die wirklich die Notwendigkeit einer Unterkunft haben“, sagte der Präsident der Hoteliers in Venetien, Marco Michielli.

Das Coronavirus hat die lombardische Stadt Codogno im Norden Italiens zu einer Geisterstadt werden lassen. (Bild: AP)
Das Coronavirus hat die lombardische Stadt Codogno im Norden Italiens zu einer Geisterstadt werden lassen.

827 Tote in Italien
Italien ist nach China das am schwersten vom Ausbruch von SARS-CoV-2 betroffene Land. Die Zahl der Coronavirus-Toten in Italien steigt weiterhin rasant: Innerhalb eines Tages sind in Italien 196 Menschen der neuartigen Lungenkrankheit erlegen, teilte der Zivilschutz am Mittwochabend in Rom mit. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf 827. Die Zahl der Infizierten kletterte von 8514 auf 10.590.

Eine Frau mit Schutzmaske vor dem Justizpalast in Mailand (Bild: AFP)
Eine Frau mit Schutzmaske vor dem Justizpalast in Mailand

Die Zahl der genesenen Patienten wuchs um 41 Personen auf 1045. Die meisten Todesopfer seien über 70 Jahre alt, teilte der Zivilschutz mit. Insgesamt liegen 5838 Patienten wegen des Coronavirus im Krankenhaus, 1028 davon auf der Intensivstation.

Erster Todesfall in Skandinavien
Erstmals ist in Skandinavien eine mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierte Person gestorben. Ein älterer Patient sei am Mittwoch auf der Intensivstation eines Krankenhauses in der Gemeinde Huddinge südlich von Stockholm verstorben, teilte die Hauptstadtregion mit. Die Person habe neben der Covid-19-Erkrankung weitere gesundheitliche Probleme gehabt. Ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte, war zunächst unklar.

Warnschilder auf dem Flughafen Arlanda in Stockholm (Bild: AFP)
Warnschilder auf dem Flughafen Arlanda in Stockholm

In Schweden ist SARS-CoV-2 bislang bei mehr als 480 Menschen nachgewiesen worden. In den weiteren skandinavischen Ländern gibt es ebenfalls zahlreiche Infektionsfälle, bis Mittwochnachmittag waren es in Dänemark 340, in Norwegen 277, in Finnland 59 und auf Island 90.

Kuwait verordnete Zwangsurlaub
Im Kampf gegen das Coronavirus hat Kuwait eine zweiwöchige Urlaubszeit für alle Angestellten angeordnet. Laut einem Regierungssprecher vom Mittwoch gilt die Anordnung für alle Staatsbediensteten und Angestellten im privaten Sektor. Auch der Besuch von Märkten, Cafés und Fitnessclubs sei verboten. Zudem teilte das Land mit, alle regulären Passagierflüge bis auf Weiteres zu streichen.

Eine Mitarbeiterin desinfiziert eine Wahlmaschine in Frankreich. (Bild: AFP)
Eine Mitarbeiterin desinfiziert eine Wahlmaschine in Frankreich.
Touristen auf der Plaza Espana in Sevilla (Bild: AFP)
Touristen auf der Plaza Espana in Sevilla

In Katar stieg die Zahl der mit dem Erreger infizierten Menschen stark an. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass 238 neue Fälle registriert worden seien. Damit stieg die Zahl der Nachweise auf 262. In Ägypten, wo bisher 60 Infektionen gemeldet wurden und wo ein deutscher Urlauber an Covid-19 verstarb, sind nun auch Gefängnisse vom Virus betroffen. Besuche in Gefängnissen wurden landesweit für zehn Tage lang ausgesetzt. Dies sei im „Interesse der öffentlichen Gesundheit“, hieß es aus dem ägyptischen Innenministerium.

Borussia-Fans demonstrieren gegen das „Geisterspiel“ zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. (Bild: AP)
Borussia-Fans demonstrieren gegen das „Geisterspiel“ zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln.

Geisterspiele, Gipfel-Absagen
Auf der ganzen Welt werden zahlreiche Veranstaltungen abgesagt, darunter nicht nur das Treffen der EU-Außenminister in Brüssel am Freitag, sondern auch der G-7-Gipfel in der US-Stadt Pittsburgh. Sportveranstaltungen werden abgesagt, oder, wie in der Fußball-Bundesliga in Deutschland und Österreich, ohne Zuschauer durchgeführt. Die EU-Verkehrsminister wollen kommende Woche eine Videokonferenz abhalten, um die Auswirkungen des Coronavirus auf die Transportwege innerhalb der Europäischen Union zu diskutieren.

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