Die Lage rund um die Corona-Krise spitzt sich weiter zu. Das Virus hat am Donnerstag sein erstes Todesopfer gefordert und die Zahl der Erkrankten steigt weiter an. In einer kurzfristig eingeführten Pressekonferenz verkündeten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Nachmittag die weiteren Schritte. So steht nun nicht nur ein Ressourcenplan für Spitäler auf dem Programm, auch sollen Arbeitgeber, die ihre Angestellten zur Kinderbetreuung freistellen, entschädigt werden. Die Republik übernimmt daher ein Drittel der Lohnkosten dieser Angestellten, gab Kurz bekannt. Die komplette Pressekonferenz sehen Sie oben im Video.
„Wir erleben einen rasanten Anstieg der Infektionszahlen, weshalb wir konsequente Maßnahmen setzen müssen“, so Bundeskanzler Kurz, der einmal mehr an die Bevölkerung appellierte, soziale Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, „um so sicherzustellen, dass es zu einer Verlangsamung der Ausbreitung kommt“. Die Regierung habe sich mit Vertretern der Glaubensgemeinschaften getroffen und gemeinsam habe man entschieden, dass religiöse Feiern und Gottesdienste bis auf Weiteres ausgesetzt werden.
Republik übernimmt Lohnkosten für Eltern
Was die Schulschließungen angeht, so kündigte der Kanzler an, dass die Unternehmer selbst entscheiden könnten, ob sie Mitarbeiter freistellen, die ihre Kinder zu Hause betreuen müssen. In diesem Fall würde die Republik ein Drittel der Lohnkosten dieser Angestellten übernehmen für die Dauer der Arbeitsfreistellung. Auf keinen Fall sollte man die Kinder zu den Großeltern bringen, „das ist eine große Gefährung, die wir vermeiden wollen“, so Kurz.
„Üben Sie sich in Zurückhaltung“
Der Kanzler dankte den Mitarbeitern im Gesundheitsbereich, bei Polizei, Apotheken und im Lebensmittelbereich, sowie allen, die „in kritischer Infrastruktur“ arbeiten: „Sie leisten in schwierigen Zeiten einen enormen Beitrag für die Versorgung und die Grundpfeiler unserer Republik.“ Kurz appellierte einmal mehr an junge Menschen, durch die Reduzierung von sozialen Kontakten speziell ältere Menschen zu schützen: „Üben Sie sich in den nächsten Wochen in Zurückhaltung - im Interesse der Gesellschaft!“
Üben Sie sich in den nächsten Wochen in Zurückhaltung - im Interesse der Gesellschaft!
Bundeskanzler Sebastian Kurz
„Können das Land nicht unter eine Glasglocke stellen“
Gesundheitsminister Anschober betonte, man könne „das Land nicht unter eine Glasglocke stellen“, aber es brauche „konsequente Maßnahmen“, um eine Ausbreitung der Infektionen einzudämmen. Dazu zählen etwa ein Ressourcenplan für Spitäler, um „eine Situation wie in Norditalien, wo teilweise die Versorgung in den Krankenhäusern zusammenbricht, zu verhindern“. Auch werde es weitestgehend eine Besucherreduktion für Seniorenheime und Spitäler geben. Ausgenommen davon sind Kinderstationen und Palliativbetreuung.
Der Minister lobte außerdem die „Team-Stimmung in unserem Land“: „Ich sehe, wie Kooperationen starten und Nachbarschaftsinitiativen. Was da an Zusammenhalt gepflanzt wurde, werden wir gießen, damit es weiter wächst.“ Das Leben in Österreich und Europa werde sich grundlegend ändern: „Ja, wir sind mitten in einer Krise, und ja, es braucht jeden Einzelnen.“
„Anstieg der Fälle in Richtung 400“
Bis zum Donnerstagabend erwartet der Gesundheitsminister einen Anstieg der Fälle „gegen die Grenze von 400“. Derzeit gebe es 361 Erkrankungsfälle. Es gebe „tägliche prozentuale Zuwächse zwischen 31 und 47 Prozent in den letzten Tagen. „Das ist eine exponentielle Entwicklung, diese muss gedämpft werden.“
Innenminister Nehammer informierte anschließend über die bereits angelaufenen Grenzkontrollen, die erste Wirkungen zeigen würden: „Die Polizeikräfte gehen hier gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden sehr sorgfältig vor.“ Stichprobenartige Kontrollen und Fieberscans würden durchgeführt, gleichzeitig solle der Schwerverkehr aber auch problemlos durchlaufen können, um Versorgungsengpässe zu vermeiden, so Nehammer. Österreicherinnen und Österreicher, die aus dem Ausland zurück wollen, könnten weiterhin über den Flughafen in Wien einreisen, dieser habe bereits seinen Betrieb um 70 Prozent reduziert. Gleichzeitig wolle man weniger Bewegung, um das Virus einzudämmen.
Bisher 130 Rückweisungen an italienischer Grenze
An der Italienischen Grenze gab es zwischen Mittwochmittag und Donnerstagmittag rund 130 Rückweisungen. Insgesamt wurden rund 7700 Personen kontrolliert, berichtete Nehammer am Donnerstagnachmittag. Die Rückweisungen seien etwa erfolgt, weil kein Attest vorgewiesen werden konnte.
Gleichzeitig bat der Minister die Bürger wie die Medien, sich von vielen „Fake News“ nicht beeinflussen zu lassen. „Es gibt jetzt aufgrund der Entwicklung sehr viele Fake News, die im Umlauf sind - einerseits die, die Gefährlichkeit banalisieren, und andere, die Überdramatisieren und Angst machen.“ Die Regierung sorge für transparente Information, und er richte an alle die Bitte, nur jene Informationen weiterzugeben, die von dieser Stelle kommen.
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