Österreich und die Corona-Krise: Im „Krone“-Interview lobt US-Botschafter Trevor Traina das österreichische Krisenmanagement („Ich fühle mich hundertprozentig sicher“) und setzt auf die Forschungskraft der US-Laboratorien. Traina hat als US-Botschafter in Österreich die Aufgabe, um Verständnis für das Einreiseverbot in die USA zu werben. Gleichzeitig hat er aber auch eine erfreuliche Botschaft: In den USA ist ein Impfstoff gegen das Coronavirus schon in Erprobung. Mit dem Botschafter sprach „Krone“-Redakteur Kurt Seinitz.
„Krone“: Herr Botschafter, war die Einreisesperre wirklich nötig oder eine der oftmaligen Übertreibungen?
Trevor Traina: Wir beide, USA und Österreich, haben das gleiche Ziel - das Virus zu stoppen. Das sind herausfordernde Zeiten für Österreich, die USA sowie für die gesamte globale Gemeinschaft. Österreich ist ein Partner und Freund, und wir schätzen also unsere Zusammenarbeit sehr. Mir ist klar, dass diese Maßnahme mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, und wir werden alles tun, damit diese neuen Bestimmungen nicht länger als notwendig in Kraft sind.
Für wie lange, schätzen Sie, besteht diese Notwendigkeit?
Das ist zum heutigen Zeitpunkt schwer absehbar. In Ihrer Sprache würde ich sagen: „Schau ma mal.“
Das Argument, dass das Virus aus Europa eingeschleppt worden ist, kann nicht ganz stichhaltig sein. An der US-Westküste, die schwer betroffen ist, kam das Virus vermutlich aus China.
Einreisestopps aus China und Iran waren schon früher erlassen worden. Wäre aber China gleich am Anfang mit der nötigen Offenheit der Ausbreitung der Krise entgegengetreten und hätte es die angebotene US-Hilfe angenommen, gäbe es vermutlich heute keine Pandemie.
Halten Sie die österreichischen Maßnahmen für ausreichend?
Als in Österreich lebender Amerikaner habe ich volles Vertrauen in das österreichische Krisenmanagement. Ich kann nur gratulieren.
Bleiben Sie in der Krise in Österreich?
Ja, selbstverständlich. Ich fühle mich in Österreich hundertprozentig sicher.
Aber Ihre Kinder werden nächste Woche hier nicht mehr zur Schule gehen können.
Dann machen wir eben Heimbetreuung, Heimunterricht. Vielleicht lerne ich dabei etwas von meinen Kindern. Alle Botschaftsangehörige halten sich übrigens strikt an die Krisenbestimmungen der österreichischen Regierung.
Ein Einreisestopp kann die Ausbreitung des Virus in den USA wohl kaum eindämmen. Wie ist Ihr Land eigentlich für die Krise gerüstet?
Kritik daran aus dem Ausland ist etwas unfair. Wenn es darum geht, einen Impfstoff gegen Seuchen oder eine neuartige Therapie zu finden, führt der Weg aus der ganzen Welt zu Forschungslaboratorien in den USA.
Wie weit ist man in den USA mit der Forschung zum Coronavirus?
Hier ist ein Impfstoff gegen das Coronavirus schon in ein paar Wochen in Erprobung, sodass wir hoffen können, dass die medizinischen Tests zur Behandlung, Heilung oder Verhütung führen. Die besten Leute in der EU und in den USA fühlen sich verpflichtet, zu erforschen, wie diese Pandemie passieren konnte, und wie man verhindert, dass so etwas wieder passiert. Wir sind zuversichtlich, dass wir Lösungen finden werden, so wie wir es schon in der Vergangenheit oft getan haben.
In Fachkreisen fällt oft der Name der Firma Gilead in Kalifornien, Ihrer Heimat.
Genau. Was die zu Aids gemacht haben, grenzt an ein Wunder. Ebenso jene Pille, die ein Leben lang gegen Hepatitis schützt.
Dann sollte man ja schleunigst bei Gilead investieren.
Ich kann es leider nicht. Ich hatte aber schon investiert gehabt, als sie an die Börse gingen. Nach zwei Jahren musste ich aber verkaufen, um Botschafter werden zu können - und das war es wert, um Botschafter in Österreich zu werden!
Kurt Seinitz, Kronen Zeitung
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