Das waren bestimmt Hunderte Gäste, die am Freitag in Innsbruck gestrandet sind und in Hotels in der Landeshauptstadt übernachtet haben“, erzählt Hotelier August Penz kopfschüttelnd im „Krone“-Gespräch. „Die Leute haben über Plattformen gebucht. Wir wussten ja nicht, dass sie aus dem Paznauntal oder vom Arlberggebiet kommen, also aus Regionen, die unter Quarantäne gestellt wurden. Es ist nämlich ganz und gar nicht außergewöhnlich, dass Touristen die letzte Nacht ihres Urlaubes in Innsbruck verbringen, um am nächsten Tag heimzufliegen“, schildert Penz.
„Mitarbeiter haben große Angst“
Mehr oder weniger durch Zufall, nämlich aufgrund von Gesprächen an der Bar (zum Beispiel: „Bin ich froh, aus Ischgl rausgekommen zu sein“), habe man dann davon Wind bekommen. Die Gäste seien dann umgehend aufgefordert worden, in ihre Zimmer zu gehen. Möglicherweise zu spät. „Ich frage mich, wie es passieren kann, dass man die Leute am Arlberg bzw. aus dem Paznauntal wegschickt, ohne zu verfolgen, wohin sie sich aufmachen? Was ist denn das für ein Krisenmanagement“, erhebt Penz Vorwürfe. Nun sei nicht nur bei ihm im Betrieb die Verunsicherung unter den Mitarbeitern riesig. „Sie haben große Angst, weil da ja möglicherweise Corona-Infizierte unter diesen Gästen waren. Ich hoffe es nicht“, betont Penz.
„Etwas nicht ganz zu Ende gedacht“
Die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Innsbruck, Karin Seiler-Lall, sagt: „Laut Schilderungen der Gäste wurden diese vom Arlberg bzw. aus dem Paznauntal weggeschickt mit dem Hinweis, dass sie sonst 14 Tage nicht mehr rauskommen, da sie unter Quarantäne gestellt werden. Da scheint tatsächlich etwas nicht ganz zu Ende gedacht worden sein.“
„Wir sind nur der verlängerte Arm der Behörde“
Mit diesen Aussagen konfrontiert betonte gestern Polizeisprecher Stefan Eder: „Wir sind nur der verlängerte Arm der Behörde und haben das ausgeführt, was uns aufgetragen wurde.“ Zuständig sei die BH Landeck.
„Kurzfristig gab es schon ein Durcheinander“
Markus Maaß, Bezirkshauptmann von Landeck: „Es trat zunächst ein kurzfristiges Durcheinander auf. Fragen wie, wer darf nach Hause, wer nicht? Die Aufregung hat sich aber in kürzester Zeit gelegt. Wir haben die Checkpoints errichtet, wo die Polizei und später auch noch das Bundesheer die Verkehrsströme gelenkt haben. Es hat zwei Stunden gedauert, bis wir in Volltrieb waren.“ Ab 14 Uhr, betont Maaß, gab es an alle Gäste die Aufforderung, ohne Zwischenstopp die Heimreise anzutreten.
„Zuvor mussten die Gäste ein Ausreiseblatt ausfüllen, das vom Beherbergungsbetrieb und dem Gast zu unterzeichnen war. Darauf wurden Unterkunft, Erreichbarkeitsdaten, Telefonnummer, Adresse und Zielort notiert.“ Maaß betont, dass ihm kein einziger Fall von Gästen bekannt sei, die nicht nach Hause gefahren sind. Schränkt aber ein: „Natürlich gibt es auch unverbesserliche Personen. Ich traue mich aber zu behaupten, dass weit mehr als 90 Prozent wirklich nach Hause gefahren sind.“
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