Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat die bisherigen drastischen Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Coronavirus-Krise am Samstagabend mit so deutlichen Worten wie nie zuvor verteidigt. Gegenüber der „Krone“ und im ORF betonte der Kanzler, man dürfe hier nicht irgendetwas beschönigen und meinen, das Vorgehen gegen die Krankheit sei übertrieben. Er müsse mit aller Deutlichkeit aussprechen, „was da noch auf uns zukommt“: Die Krankheit „bringt Leid und vielen Menschen den Tod“, so Kurz. Dass ein weiteres Runterfahren des öffentlichen Lebens nicht ausgeschlossen ist, hatte der Bundeskanzler bereits mehrmals betont. So soll die Möglichkeit geschaffen werden, das Betreten bestimmter Orte wie Spielplätze oder konsumfreie Räume zu untersagen, wenn es nötig ist.
„Krone“: Herr Bundeskanzler, wird es drastischere Maßnahmen geben, wenn die Menschen trotz Ihrer Appelle nicht daheim bleiben?
Sebastian Kurz: Wir vertrauen darauf, dass alle ihren Beitrag leisten. Für die Mehrheit bedeutet das Verzicht. Es gibt aber noch immer Menschen, die das Ausmaß der bevorstehenden Gefahr nicht erkannt haben. Es muss allen klar sein: Das Virus wird Krankheit, Leid und Tod für viele Menschen in unserem Land bedeuten. Es gibt nur noch drei Gründe, das Haus zu verlassen. Das betrifft erstens jene, die wie etwa Gesundheits- oder Sicherheitspersonal arbeiten müssen, um den Notbetrieb aufrecht zu erhalten. Der zweite Grund sind lebensnotwendige Besorgungen und der dritte ist die Hilfeleistung für besonders gefährdete Personen.
Wann können wir wieder normal leben?
Mit Sicherheit wird das einige Wochen dauern. Damit wir nach Ostern wirtschaftlich, gesellschaftlich und sozial wieder auferstehen können.
Was passiert eigentlich, wenn Sie oder jemand aus dem Krisenstab vom Virus infiziert werden?
Es gibt natürlich auch dafür Notfallpläne. Es ist geregelt, dass die zuständigen Regierungsmitglieder im Kanzleramt isoliert werden. Damit kann mit voller Handlungsfähigkeit weitergearbeitet werden, wenn es dazu kommen sollte.
„Nur mehr drei Gründe, um das Haus zu verlassen“
Auf Facebook veröffentlichte Bundeskanzler Sebastian Kurz am späten Samstagabend ein Posting, in dem er an die österreichische Bevölkerung appellierte, die derzeitigen Situation ernst zu nehmen und Beschwichtigungen nicht zu glauben. „Nur gemeinsam können wir die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen", schrieb er und rief die Bürger ein weiteres Mal dazu auf, ihren Beitrag zu leisten, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Es gebe nur mehr drei Gründe, um das Haus zu verlassen.
„Stehen vor der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“
Kurz verwies in der „ZiB spezial“ auch darauf, dass in den Bundesländern Lazarette errichtet würden, sollte in den Spitälern nicht genügend Platz für Corona-Patienten sein. Angesichts dieser dramatischen Lage werde die Republik ab Montag auf Notbetrieb heruntergefahren, es werde nur einen Minimalbetrieb geben. Man müsse aber darauf achten, dass das System handlungsfähig bleibe, und man habe deshalb eine Vorlaufzeit eingeplant. „Wir stehen vor der größten Herausforderung in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg“, so Kurz weiter.
„Kein finanzielles Limit, um Arbeitsplätze und Stabilität sicherzustellen“
Hinsichtlich des von der Regierung bereitgestellten Soforthilfepakets in der Höhe von vier Milliarden Euro versicherte der Kanzler, es gebe kein Limit, wenn es darum gehe, die Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stabilität sicherzustellen. Das Parlament wird am Sonntag gesetzlich auf die Corona-Krise reagieren. Von National- und Bundesrat wird das Paket beschlossen, das wirtschaftliche Hilfen sicherstellt und die gesetzliche Grundlage für die Einschränkungen in Handel und Gastronomie bringt.
Kronen Zeitung/krone.at
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