Einige steirische Pfarren haben Gläubige am heutigen Sonntag zum letzten Mal zu Gottesdiensten geladen, andere haben ihre Pforten bereits geschlossen. Wir haben mit den Pfarrern von Leoben, Stainz und Thal gesprochen.
Wie kann ich im Schlechten auch etwas Gutes sehen? Diese Frage sollte sich in dieser Krisensituation jeder Gläubige für sich persönlich stellen, rät der Leobner Stadtpfarrer Markus Plöbst. Der Theologe will die Krise nicht herunterspielen, auch für ihn selbst ist sie eine „bittere Angelegenheit“, wie er gesteht: Alle Gottesdienste in der obersteirischen Montanstadt sind bereits ausgesetzt, trotzdem will die Kirche ihre „Schäfchen“ nicht alleine lassen: „In allen Kirchen unserer Pfarren werden Sonntagvormittag stille Heilige Messen zelebriert. Die Priester feiern stellvertretend für alle Gläubigen.“
Corona-Krise als Zeit der Entschleunigung
Für Markus Plöbst passe die Entwicklung genau zur Botschaft der Fastenzeit: Wir dürfen uns zwar nicht körperlich, aber vielleicht zumindest „geistig“ die Hände reichen. „Jetzt ist die ideale Zeit für Versöhnung.“
Karl Niederer, der als Priester die Pfarren Thal, Raach und Graz-Gösting betreut, öffnet heute zum letzten Mal die Kirchentüren. „Das, was die Nazis nicht geschafft haben, nämlich die Schließung von Kirchen, gelingt einem Virus. Ich vermute, es werden nicht viele Menschen zur Messe kommen“, seufzt der Pfarrer.
Auch wenn alle kirchlichen Veranstaltungen wie der Ostermarkt gestrichen sind, bleibt das Angebot der Seelsorge aufrecht: „Wenn jemand alleine zu mir kommt und meinen Beistand braucht, bin ich für ihn da“, verspricht Niederer. In der jetzigen Zeit sei Entschleunigung angesagt.
„Der liebe Gott hat die Stopp-Taste gedrückt“
Auch wenn das Coronavirus eine Katastrophe für unsere Wirtschaft und die Arbeitnehmer sei, würde das in vielen Bereichen „übersteigerte System“ nun zwangsweise zurückgefahren. „Der Sieger ist jedenfalls unser Planet, vielleicht hat der liebe Gott einfach die Stopp-Taste gedrückt“, sagt Pfarrer Karl Niederer.
Vorsicht, aber nicht zu Tode fürchten
Der Pfarrer im weststeirischen Stainz, Franz Neumüller, wollte seinen Gläubigen beim Sonntagsgottesdienst vor allem Zuversicht und Hoffnung in einer schweren Zeit vermitteln. Er wird die Geschichte einer Karawane aus Syrien erzählen, die auf einen Mann in Schwarz trifft: „Er ist die Pest und berichtet, dass er in Damaskus 1000 Menschen töten werde. Als die Karawane dort eintrifft, sind 40.000 Menschen tot. Der Karawanen-Anführer fragt den Pest-Mann, warum dieser gelogen und 40.000 getötet habe. Woraufhin dieser antwortet: ,1000 habe ich umgebracht, 39.000 sind aus Angst vor mir gestorben.‘“
„Fürchtet euch nicht zu Tode!“
Die zentrale Botschaft dieser - vorläufig letzten - Feier in der Pfarrkirche soll also lauten: „Seid vorsichtig, aber fürchtet euch nicht zu Tode!“, so Neumüller.
Für Steirer, die sich jetzt verlassen fühlen, hat die Diözese übrigens ab morgen die „Du bist nicht allein“-Hotline unter 0316/8031-557 eingerichtet.
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