Coronavirus

Supermärkte: Beschäftigte über Belastungsgrenze

Österreich
16.03.2020 16:35

Auch wenn sich die Lage nach langen Schlangen an den Kassen und teilweise leeren Regalen in den heimischen Supermärkten aufgrund der Coronavirus-Sorgen mittlerweile wieder etwas beruhigt hat, sind viele Beschäftigte laut Gewerkschaft über der Belastungsgrenze. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und der Handelsverband starteten indessen die Initiative „Händler helfen Händlern“. Allein die Billa-Mutter Rewe sucht in Österreich angesichts der aktuellen hohen Nachfrage temporär mehr als 2000 Mitarbeiter. In den Zentrallagern hat Rewe personelle Unterstützung vom Bundesheer bekommen., auch die Berufsschüler müssen in die Betriebe zurück.

Der hohe Andrang in den Supermärkten aufgrund der Coronavirus-Sorgen führt auch in der heimischen Lebensmittelindustrie zu deutlich gestiegener Nachfrage. „Unsere Unternehmen arbeiten auf Hochdruck im Mehrschichtbetrieb, damit die Lager und Regale gefüllt bleiben“, so der Obmann des WKÖ-Fachverbands der Lebensmittelindustrie und Agrana-Chef, Johann Marihart, am Montag in einer Aussendung.

(Bild: dpa/David Ebener)

„Ausreichend Lebensmittel vorhanden"
Besonders gefragt sind derzeit Produkte mit langer Haltbarkeit, etwa Konserven und Teigwaren. „Die Österreicherinnen und Österreicher brauchen sich keine Sorgen machen. Es sind ausreichend Lebensmittel wie Mehl, Zucker, Teigwaren, Mineralwasser vorhanden“, erklärte der Lebensmittelindustrie-Vertreter. Auch andere Produkte aus dem breiten Lebensmittelangebot würden in „gewohnten Menge und Qualität“ täglich produziert und an den Lebensmittelhandel geliefert. Urlaubssperren und Sonderschichten würden „die reibungslose Produktion von Lebensmitteln“ sichern.

Laut der Lebensmittelindustrie ist der freie Güterverkehr im Inland und aus dem Ausland für den Waren- und Rohstoffverkehr weiterhin sichergestellt. Außerdem sei wichtig, dass Mitarbeiter aus den Nachbarländern ihre Arbeitsplätze in den heimischen Betrieben erreichen können.

Gewerkschaft: Beschäftige über Belastungsgrenze
Viele der 160.000 Beschäftigen im Lebensmitteleinzelhandel sind jedoch aufgrund der Coronavirus-Ausbreitung und den Vorratskäufen in den Filialen über der Belastungsgrenze - auch wenn sich die Situation mittlerweile wieder deutlich beruhigt hat, wie die Gewerkschaft am Montag erklärte. Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), berichtete über zahlreiche „verzweifelte Anrufe“ von Lebensmittelketten-Mitarbeitern. Die GPA-Chefin fordert deshalb angesichts des hohen Andrangs in den Supermärkten eine Reduktion der Belastung für die Beschäftigten.

Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) (Bild: APA/Hans Punz)
Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA)

Die Pläne von manchen Supermarktketten, mehr Mitarbeiter einzustellen, begrüßte die Gewerkschaftsvertreterin. Sie forderte erneut eine Beschränkung der Rand-Öffnungszeiten auf 8.30 bis 18 Uhr. Damit könne noch immer die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln gewährleistet werden.

Sicherheitsmitarbeiter in größeren Filialen
Weiters forderte Teiber von den Supermarktketten, vor größeren Filialen auch Sicherheitsmitarbeiter einzusetzen, um im Interesse der Kunden und Beschäftigen einen „geordneten Zugang“ zu ermöglichen. Die Supermarkt-Kunden bittet die Gewerkschafterin, bargeldlos zu bezahlen und genug Abstand einzuhalten.

Die Gewerkschafterin appellierte auch an die Betriebe aus dem Auto-, Elektro-, Bekleidungs-, Möbel-, Schuh- und Sportartikelhandel, die seit Montag zur Eindämmung des Coronavirus für mindestens eine Woche geschlossen haben müssen, dass sie das neue Kurzarbeitsmodell in Anspruch nehmen sollen.

Ein geschlossenes Geschäft in Wien (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Ein geschlossenes Geschäft in Wien

Dies sei „sehr attraktiv für Arbeitgeber“. Die Kurzarbeit soll innerhalb von 48 Stunden genehmigt sein. Wenn Arbeitgeber eine einvernehmliche Auflösung und eine allgemeine Zusicherung der Wiedereinstellung machen würden, rät die Gewerkschafterin dazu, nichts voreilig zu unterschreiben und sich arbeitsrechtlich beraten zu lassen.

Berufsschüler müssen in Betrieb
Die Lehrlinge einzelner Lehrberufe wie insbesondere „Einzelhandel, Schwerpunkt Lebensmittelhandel“, „Einzelhandel, Schwerpunkt Feinkostfachverkauf“ sowie „Drogist“ müssen ab heute, Montag, statt der Berufsschulzeit in den Betrieb. Das teilte das Bildungsministerium in einer Aussendung mit. Dafür entfällt für sie die Pflicht zur Bearbeitung von Unterrichtsmaterialien. Grundsätzlich gilt für Berufsschüler wie für alle anderen Oberstufenschüler, dass sie daheim die ihnen mitgegebenen Aufgaben absolvieren bzw. beim E-Learning aktiv sein müssen. Nur außerhalb der Berufsschulzeit müssen sie regulär in den Betrieb.

(Bild: stock.adobe.com (Symbolbild))

Im Lebensmittelhandel würden derzeit aber möglichst viele Mitarbeiter benötigt, um die Grundversorgung zu gewährleisten, hieß es aus dem Ministerium. Daher müssen diese Lehrlinge in jener Zeit, in der sie sonst in der Berufsschule wären, im Unternehmen arbeiten. Bei der Leistungsfeststellung werde darauf natürlich Rücksicht genommen.

Soldaten helfen in Supermarkt-Lagern aus
In den Zentrallagern hat Rewe bereits personelle Unterstützung vom Bundesheer bekommen. Derzeit helfen 337 Soldaten und Vertragsbedienstete des Heeres in den Lagern aus. Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP) war am Montag zu Besuch bei Soldaten, die derzeit in St. Pölten und Wiener Neudorf in den Lebensmittellagern der großen Supermarktketten aushelfen.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (Bild: APA/Hans Punz)
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner

Deren Vertreter - SPAR-Geschäftsführer Alois Huber und REWE-Vorstand Marcel Harszti - dankten den Soldaten, das damit ihre Lagerteams, die in den vergangenen Tagen im Dauereinsatz standen, entlastet werden. Sie versicherten, dass die Filialen jetzt wieder aufgefüllt sind. Das Bundesheer wird für die Hilfseinsätze in der Coronakrise bis zu 3200 Soldaten aufstellen müssen, „die sich aus Berufssoldaten bis hin zur Miliz zusammensetzen“, stellte Tanner klar.

Händler helfen Händlern: Jobplattform gestartet
Indessen wurde auch die Initiative „Händler helfen Händlern“ gestartet. Dabei sollen Beschäftigte aus den Nicht-Lebensmittelbereich, denen durch die Coronavirus-Pandemie ein Jobverlust droht, vorübergehend in den Lebensmittelhandel wechseln. Händler, die Einvernehmen mit ihren Beschäftigten hergestellt haben, können sich ab sofort melden.

Ziel sei, die Beschäftigung möglichst vieler Arbeiter und Angestellter aus dem Non-Food-Handel zu sichern, indem diese bis zum Ende der Corona-Krise im Lebensmittelhandel eingesetzt werden. Über den Weg der temporären Arbeitskräfteüberlassung werde eine flexible Möglichkeit geschaffen, um betroffene Arbeitnehmer in Anstellung zu halten.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

„Es braucht völlig neue Lösungen und rasches Handeln mehr denn je. Deshalb unterstütze ich diese Initiative sehr und bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Lebensmittelhandel, die derzeit Übermenschliches leisten“, so Schramböck am Sonntag.

Weitere Infos unter handelsverband.at/jobs-im-handel.

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