Keine Hektik in den Straßen, keine Touristenmassen, kein Drängen in den Öffis - die Ausgangsbeschränkungen der Bundesregierung werden nun auch in Wien ernst genommen. Die Polizei führt bereits Kontrollen durch. „Alle halten sich daran“, so Polizeisprecher Patrick Maierhofer. „Es gilt miteinander, nicht gegeneinander.“
In den Öffis hatte man am Vormittag so viel Platz wie kaum, beliebte Flaniermeilen und Märkte waren wie leer gefegt. Ruhig war es - anders als vor dem Wochenende - auch in den Supermärkten, wie ein APA-Lokalaugenschein ergab.
Schauplatz Mariahilfer Straße: An Werktagen herrscht auf Wiens längster Shoppingstraße normalerweise schon in den frühen Vormittagsstunden reges Treiben. Am heutigen Tag war es indes äußerst ruhig. Und freilich ungewohnt: Bis auf einzelne Bäckereifilialen, Drogeriemärkte und Apotheken blieben die Rollläden der Geschäfte infolge der Coronavirus-Verordnung geschlossen. Doch selbst in den noch offenen versorgungsrelevanten Shops und Supermärkten waren kaum Menschen zu sehen.
„Bin das vom Krieg gewöhnt“
„Die Leute verhalten sich sehr korrekt“, meinte ein älterer Herr, der die „Mahü“ entlangradelte. Er selbst werde die nächsten Tage auch großteils zu Hause bleiben: „Oder ich setze mich alleine eine halbe Stunde in den Park.“ Mit der neuen Situation könne er gut umgehen: „Ich bin das vom Krieg noch gewöhnt, deshalb fällt mir die Umstellung nicht so schwer.“ Außerdem gebe es ja Telefon und Computer - „und sonst gehe ich in den Keller zusammenräumen“.
Eine fast andächtige Stille herrschte am Vormittag in der großen Halle am Westbahnhof. Kaum Menschen hielten sich am Areal auf, die Angestellten der geöffneten Bäckereien hatten mangels Kunden viel Zeit zum Tratschen. Nur im Wartebereich vor dem Zugang zu den ebenfalls leeren Bahnsteigen saßen ein paar Personen, wobei - aus Zufall oder schon infolge einer Corona-Sensibilisierung - immer mehrere Sitzplätze dazwischen leer blieben.
Ungewöhnlich menschenleer waren - trotz Sonnenschein und blauem Himmel - auch viele Freizeit- und Touristenhotspots. Der Haupthof im Museumsquartier zeigte sich überhaupt komplett verwaist. Nur vereinzelte Passanten sah man etwa am Stephansplatz, am Graben oder am Kohlmarkt. Viele Cafés, die eigentlich erst ab Dienstag komplett geschlossen sein müssten, verzichteten schon am Montag auf das Aufsperren. Die wenigen Gastro-Betriebe, die noch offen hatten, waren spärlich besucht.
Voller Tatendrang schienen die Standler am Naschmarkt zu sein - jedoch vergebens. Lebensmittelhändler dürfen bekanntlich weiterhin offenhalten, an einem der meistfrequentierten Märkte der Stadt war das Interesse am Vormittag jedoch mehr als enden wollend. Er habe heute noch gar nichts verkauft, erzählte ein Falafel- und Kebab-Verkäufer: „An einem normalen Montag sind sehr viele Leute hier, schon um 8.30 Uhr kaufen sie ein.“ Seit einer Woche habe die Zahl der Besucher allerdings stets abgenommen.
Bürger zeigen sich kooperativ
Mittlerweile kontrolliert auch die Polizei, ob sich die Bevölkerung an die Ausgangsbeschränkungen hält. Die Beamten legten ihr Hauptaugenmerk auf Kommunikation und Information und würden die Wiener auf die Gefährlichkeit der derzeitigen Situation hinweisen. Aber alle seien kooperativ, sagte Maierhofer. Bisher habe es keinen „polizeirelevanten Vorfall“ gegeben.
Sollte es dennoch zu Übertretungen kommen, dann sei es die gesetzliche Aufgabe der Polizei, diese zu sanktionieren. Das reicht von einer Anzeige, die eine Verwaltungsstrafe zur Folge haben kann, bis hin zu Zwangsmitteln wie das Wegbringen oder im äußersten Fall auch die Festnahme von Personen.
Bei Einsätzen mit Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind oder sein könnten, wird ein eigenes Kompetenzteam der Bereitschaftseinheit der Polizei herangezogen, berichtete Maierhofer. Das sei eine Handvoll Beamte, die über Schutzanzüge, Masken und Handschuhe verfügen. Für alle anderen Polizisten gelten die normalen Hygienevorschriften.
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