„Vollständig anonym“

Bewegungsprofile für Regierung: A1 nimmt Stellung

Digital
17.03.2020 15:49

Damit die Regierung überprüfen kann, ob die gegen die Ausbreitung der Covid-19-Epidemie in Österreich getroffenen Maßnahmen fruchten, hat ihr der Mobilfunker A1 auf eigene Initiative Bewegungsprofile der Kundschaft zur Verfügung gestellt. Die Daten zeigen, dass die Bürger ihre sozialen Kontakte erheblich reduziert haben, ihre Weitergabe wirft bei manchen Beobachtern aber auch Datenschutzbedenken auf. Bedenken, die A1 nun in einer offiziellen Stellungnahme auszuräumen versucht.

A1 hatte der Regierung Bewegungsprofile all seiner User für den vergangenen Samstag und den Samstag davor zur Verfügung gestellt. Ihre Analyse zeigt, dass - die „Krone“ berichtete - die Österreicher ihre Bewegungsprofile am Samstag bereits um 40 bis 50 Prozent reduziert hatten, was die Covid-19-Ansteckungsquote spürbar verringern sollte. Bei Datenschützern und der Opposition sorgt allerdings die Datenweitergabe ohne offizielle Anordnung für Bedenken.

A1 äußert sich in offizieller Stellungnahme
Bedenken, die A1 nun mit einer offiziellen Stellungnahme auszuräumen versucht. Man biete gemeinsam mit einem Spin-off der Technischen Universität Graz schon länger Bewegungsprofile an, die auf Basis anonymisierter Nutzerdaten mit speziellen Algorithmen errechnet würden. Normalerweise nutze man diese Daten, um Menschenströme zu analysieren - etwa im Tourismus.

(Bild: stock.adobe.com)

Laut A1 keine Rückschlüsse auf den Einzelnen möglich
A1 betont, dass die Daten anonymisiert seien, die Vorgehensweise der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) entspreche und keine Rückschlüsse auf den einzelnen Nutzer möglich seien. Tatsächlich bündle man in den Bewegungsprofilen die Nutzer in Zwanzigerschritten, sodass keine Rückschlüsse auf Einzelne oder kleine Menschengruppen gezogen werden, sondern immer nur Zwanzigergruppen analysiert werden können.

Jedes Handy bekomme laut A1 eine für das Tracking automatisch zufällig generierte Nummer zugewiesen. All diese Nummern würden alle 24 Stunden frisch vergeben (also erneut anonymisiert). Damit sei es nicht einmal möglich, nachzuvollziehen, wohin sich die anonymisierte User über längere Zeiträume hinbewegen. „Man kann in keinster Art schauen, wo sich der Einzelne aufhält“, versicherte eine A1-Sprecherin.

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A1 stellt diese Analysen in Krisenzeiten relevanten staatlichen Stellen zum Wohle der Allgemeinheit zur Verfügung.

Offizielle A1-Stellungnahme

Datenweitergabe „zum Wohle der Allgemeinheit“
Die Technologie - laut A1 hat die Regierung keinen direkten Zugang, sondern ist auf den Mobilfunker angewiesen - sei erprobt und werde europaweit zahlreichen Unternehmen angeboten. Die freiwillige Weitergabe der Daten an die Regierung begründet A1 mit der derzeitigen gesundheitlichen Ausnahmesituation. „A1 stellt diese Analysen in Krisenzeiten relevanten staatlichen Stellen zum Wohle der Allgemeinheit zur Verfügung“, heißt es in der Stellungnahme.

Bei der Datenschutz-NGO epicenter.works will man sich die Sache genauer ansehen. Man werde prüfen, welche Daten weitergegeben und wie sie anonymisiert wurden. Denn auch die Aggregation von individuellen Daten biete nicht in jedem Fall eine verlässliche Anonymisierung, so Geschäftsführer Thomas Lohninger: „Wenn sie nicht richtig gemacht ist, kann sie immer noch einen Personenbezug erlauben.“ Prüfen will man auch, ob es eine Rechtsgrundlage für die Datenweitergabe gebe. Im Bundeskanzleramt betont man, A1 habe die Daten von sich aus angeboten.

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