Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Tirol der Coronavius-Herd Österreichs ist. Jeder zweite Fall wird diesem Bundesland bzw. heimischen Wintersportlern zugerechnet. Seit Mitternacht stehen alle 279 Tiroler Gemeinden unter Quarantäne. Die Kritik an Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Liftkaisern und Skigebieten wird immer lauter. Platter räumte nun zum ersten Mal Fehler ein.
Nach Ischgl, St. Anton und Lech wurde am Dienstagabend mit Sölden der nächste Top-Skiort unter Quarantäne gestellt. „Ich wusste, dass das Damoklesschwert über uns hängt“, sagte Ortschef Ernst Schöpf. Der Ablauf der Sperre sei ruhig verlaufen, da bereits wegen der Beendigung der Skisaison alle Gäste abgereist waren. Bisher gab es dort fünf offizielle Fälle. Die Dunkelziffer der Angesteckten dürfte viel höher sein.
Ein Hotelier schilderte der „Krone“ am Telefon seinen Blick aus dem Fenster in Sölden: „Nicht einmal abseits der Saison ist es so leer.“ Keine Fußgänger, keine Autos, keine Sportler, keine Gäste.
Alle 279 Tiroler Gemeinden nun unter Quarantäne
Am späten Mittwochabend folgte dann das „Worst-Case-Szenario“: Landeshauptmann Platter informierte in einer Erklärung darüber, dass alle 279 Tiroler Gemeinden unter Quarantäne gestellt werden. Die Heimatgemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen - und dann nur zum nächsten Ort.
Es stellt sich daher mittlerweile die Frage, ob man in Tirol für einige Tage Pistengaudi die Gesundheit eines ganzen Landes riskiert hat. Internationale Medien sprechen unter anderem von „Geldgier“.
Platter: „Das müssen wir eingestehen“
Erstmals seit Beginn der Corona-Krise räumte Platter nun Fehler ein: „Alles richtig zu machen, ist angesichts dieser Krise, die weltweit einzigartig ist, nicht möglich. Das müssen wir eingestehen.“
150 Urlauber mithilfe des Landes zu Hotel gebracht
Die offenbar teils chaotisch verlaufene Abreise von ausländischen Gästen vergangenen Freitag aus den Tiroler Quarantäne-Gebieten im Paznauntal sowie in St. Anton am Arlberg sorgt jedenfalls weiter für Diskussionen. Das Land erklärte am Mittwoch auf APA-Anfrage, dass 150 Briten „unter Einhaltung strenger Sicherheitsvorkehrungen“ für eine Nacht in einem Hotel etwas außerhalb von Imst untergebracht wurden.
Salzburg: Zwei Täler sowie Flachau abgeriegelt
Noch am Montag wies der Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) sämtliche Vorwürfe zurück, das Bundesland habe viel zu spät auf die Corona-Bedrohung reagiert. „Die Behörden haben alles richtig gemacht“, erklärte er wiederholt, angesprochen auf Vorhalte, dass man die Skisaison zu spät beendet oder Touristen aus Ischgl unkontrolliert ausreisen habe lassen.
Im Bundesland Salzburg wurden am Mittwoch indes wegen des Virus zwei Täler (Gasteinertal und Großarltal) sowie der Ort Flachau abgeriegelt. Am Mittwochabend gab es dann Alarm um den ersten Corona-Fall in einem Flüchtlingsheim. Ein Iraker (35) wurde in Bergheim positiv getestet.
Kronen Zeitung/krone.at
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