Kleinunternehmer in Vorarlberg ringen um ihre Existenz, vor allem kleine Händler stehen finanziell stark unter Druck. Viele wollen aber ihre Mitarbeiter halten.
„Lange halte ich das nicht durch“, schildert Barbara Moser-Hehle, die Inhaberin des Einrichtungs- und Bekleidungsgeschäftes „fesch LIVIN“ in der Bregenzer Kirchstraße, ihre angespannte Lage. Sie beschäftigt eine Angestellte und hat neben Entgeltfortzahlung und Lohnnebenkosten auch noch Miete, Kreditrückzahlungen und offene Warenrechnungen zu stemmen. Nachdem die Bundesregierung aufgrund der starken Verbreitung des Corona-Virus die Schließung von Handelsgeschäften verordnet hat, bangt sie um ihre Existenz. „Ich habe die vergangenen Tage nichts anderes getan, als zu überlegen, wie ich mein Geschäft über Wasser halten kann und was ich mit meiner Mitarbeiterin mache.“
Auch Ursula Mathis vom Blumengeschäft „Ecke 33“ in Hohenems ist in einer ähnlich prekären Situation. „Ich und meine Geschäftspartnerin haben den Laden erst seit zwei Jahren und daher noch keinerlei Rücklagen gebildet“, berichtet Mathis. „Ob wir durchkommen, hängt nicht zuletzt von der Dauer der Krise ab.“
Ich habe die vergangenen Tage nichts anderes getan, als zu überlegen, wie ich mein Geschäft über Wasser halten kann.
Barbara Moser-Hehle
Barbara Moser-Hehle führt ihren Laden derweil online weiter. „Wir sind bereits dabei, unsere Waren über Instagram zu verkaufen. Im Raum Bregenz stellen wir selbst zu, ansonsten verschicken wir auch Bestellungen“, erklärt die kreative Geschäftsfrau. Ihre Mitarbeiterin hat sie weiterhin angestellt. „Sofern das Geschäft mit dem Onlineversand gut läuft, kann ich sie weiterbeschäftigen.“
Auch Ursula Mathis sagt: „Ich will meine Mitarbeiterin auf jeden Fall halten.“ Mathis beschäftigt eine gelernte Floristin und hat diese wie von der Bundesregierung und den Sozialpartnern empfohlen in Kurzarbeit geschickt: „Das ist gut für sie, weil wir sie nicht kündigen müssen und sie nicht nur vom Arbeitslosengeld leben muss. Und für uns ist es gut, weil wir gleich eine super Mitarbeiterin haben, sobald das Geschäft wieder läuft. Wir haben einen Mittelweg gefunden, der für uns alle gangbar ist.“ Man habe schließlich gerade in harten Zeiten eine soziale Verantwortung, betont Mathis. Einige Steuerberater
Einige Steuerberater als schwarze Schafe
Leider verhalten sich nicht alle so vorbildhaft wie Barbara Moser-Hehle und Ursula Mathis. Wie aus Gewerkschaftskreisen zu hören ist, raten vor allem Steuerberater kleinen Unternehmen ganz offen, ihre Mitarbeiter zu kündigen - aus finanziellen Gründen natürlich. Davor warnen aber ÖGB und Wirtschaftskammer: „Wir wollen eine Kündigungswelle verhindern. Außerdem brauchen wir die Arbeitnehmer, um nach der Krise wieder voll durchstarten zu können“, sagt ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer.
Darum wurde das Corona-Kurzarbeit-Modell auf die Beine gestellt. Barbara Moser-Hehle und Ursula Mathis hoffen auch auf direkte finanzielle Unterstützung seitens des Bundes. Ein Hilfsfonds, aus dem krisengebeutelte Unternehmer Geld bekommen sollen, ist bereits angekündigt. “Die Einbußen, die wir jetzt haben, werden wir nach der Krise wohl nicht aufholen können„, gibt sich Ursula Mathis realistisch. Beide Unternehmerinnen bauen nicht zuletzt auf die Solidarität der heimischen Konsumenten: “Es wäre toll, würden die Menschen ganz bewusst den regionalen Handel stärken." Dem kann man sich nur anschließen!
Philipp Vondrak
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.