1-Meter-Abstand

„Corona-Kliniken“ sollen Krankenhäuser entlasten

Österreich
19.03.2020 15:08

Die neuesten Entwicklungen in der Corona-Krise: In ganz Österreich gab es am Donnerstag 1843 Infektionsfälle, fünf Covid-19-Todesfälle seien derzeit bestätigt. Alle Kur- und Rehazentren werden per Verordnung ab Donnerstag geschlossen. Die neue Maxime: „Einen Meter Sicherheitsabstand halten!“ Außerdem soll es eigene „Corona-Kliniken“ geben, in denen leichte Krankheitsverläufe aufgenommen und so die Krankenhäuser entlastet werden sollen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober sagte: „Die Situation ist die, dass wir seit einigen Tagen wissen, dass die Welt von einer globalen Pandemie beherrscht wird.“ Europa sei das Epizentrum dieser Pandemie und am stärksten betroffen. Besonders dramatisch sei die Situation in Italien, wo die Zahl der Todesopfer jeden Tag ansteige und die Intensivstationen in der Lombardei völlig überbelegt seien. 

Situation wie in Italien unbedingt vermeiden
„Unser Ziel ist, dass wir eine derartige Situation wie in Italien bei uns in Österreich massiv mit allen demokratischen Maßnahmen und Möglichkeiten vermeiden wollen“, so Anschober. Mittlerweile liege man bei 14.000 Corona-Testungen in Österreich. Das Problem sei, dass die Symptome nach wie vor sehr stark verwechselbar mit jenen der Grippe seien.

Der Arzt hat bei Testungen das letzte Wort
„Wenn ein Arzt trotz einer anderen Beurteilung durch 1450 meint, dass eine Testung erforderlich ist, wird es zur Testung kommen. Der Arzt hat das letzte Wort“, schaffte Anschober Klarheit über Testungen, die weiter schrittweise erhöht werden sollen. Man stehe bei 1843 Erkrankungen. Der Hotspot sei Tirol mit 437 Erkrankungen, der stetig weiter wachse. Derzeit seien 5 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 bestätigt. 

Innenminister Karl Nehammer und Gesundheitsminister Rudolf Anschober treten am Freitag vor die Kameras mit legen eine Zwischenbilanz über die bisherige Wirkung der Maßnahmen gegen das Coronavirus vor. (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Innenminister Karl Nehammer und Gesundheitsminister Rudolf Anschober treten am Freitag vor die Kameras mit legen eine Zwischenbilanz über die bisherige Wirkung der Maßnahmen gegen das Coronavirus vor.

Ungewöhnliche Altersstruktur in Österreich
Die massive Abflachung der Steigerungskurve sei nach wie vor das große Ziel. Am Freitag soll es dazu nähere Informationen geben. „Die Altersstruktur der Betroffenen ist ungewöhnlich in Österreich, weil sie sehr ausgeglichen ist.“ In Österreich entspreche die Altersverteilung in etwa der Altersstruktur der Bevölkerung.

Junge Menschen weniger gefährdet, aber Überträger
Derzeit befänden sich elf Personen auf der Intensivstationen. „Je weniger sehr alte Menschen betroffen sind, desto besser ist es, was die Krankheitsverläufe in Summe betrifft.“ Das Bewusstsein, dass man als junger Mensch zwar weniger gefährdet aber ein Überträger sei, wäre in der Bevölkerung gut angekommen. 

Grippewelle dauert heuer länger als sonst
Eine negative Nachricht sei die Grippe. Hier würde die Zahl üblicherweise drastisch abnehmen, heuer wäre das jedoch anders. „Wir haben zwar schon Abnahmen, aber nicht so schnell, wie wir uns das wünschen würden.“ Für das Gesundheitssystem bedeuten zwei große Viren-Erkrankungen gleichzeitig, „eine große Belastung“. 

Die verankerten Maßnahmen seien ein „gravierender Einschnitt in das Leben von jedem Einzelnen“. „Es ist fantastisch, zu erleben, wie die Menschen hier mitmachen.“ Das sei die größte Chance in Österreich, den schwierigen Weg gemeinsam zu gehen, um so lombardische Verhältnisse in Österreich zu vermeiden.

„Corona-Kliniken“ sollen schon bald entstehen
Einreisende aus Österreich müssten eine 14-tägige-Heimquarantäne durchlaufen. „Wir sind gerade dabei, eine Verordnung über Kur- und Reha-Häuser zu verankern.“ Auch diese würden geschlossen, eine Ausnahme gebe es für Krebs- und Schlaganfallpatienten. Sogenannte Corona-Kliniken sollen ab voraussichtlich nächster Woche Spitäler entlasten, bei Covid-19-Patienten, die nicht zu Hause gepflegt werden könnten und einen eher leichten Krankheitsverlauf hätten.

„Ein Meter Grundabstand zueinander. So muss und soll das praktiziert werden“, sagte Anschober. Dieser eine Meter könne lebensrettend sein.

Nicht einheitlich: Parks und Spielplätze teilweise offen
Parks und Spielplätze würde man derzeit noch offen lassen, um auch Lebenssituationen zu ermöglichen, wo „man auch einmal durchschnaufen kann“. Diese Regelung ist jedoch nicht einheitlich auf das ganze Bundesgebiet übertragbar. Die Stadt Wien lässt ihre Parks und Grünanlagen weiterhin offen, Spielplätze bleiben aber zu.

Bereits geschlossene Spielplätze und Parks in Wien und Niederösterreich könnten somit wieder geöffnet werden, weil es derzeit keinen zentralen Erlass auf Bundesebene gebe.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) informierten am Donnerstag über aktuelle Entwicklungen zur Corona-Krise in Österreich. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) informierten am Donnerstag über aktuelle Entwicklungen zur Corona-Krise in Österreich.

Nehammer: Maßnahmen dienen dem Schutz der Bevölkerung
„Wir stehen vor großen Herausforderungen in unserem Land“, sagte Innenminister Karl Nehammer. Der öffentliche Verkehr sei um 90 Prozent zurückgegangen, der Individualverkehr um 45 Prozent. Die Maßnahmen würden einzig dem Zweck dienen, verletzliche Gruppen zu schützen.

Alle Menschen in Österreich würden Mitverantwortung tragen, dass sich das Virus in Österreich nicht ausbreite. Falls der eine Meter Abstand unterschritten wird, werde die Polizei handeln. „Ja, es ist möglich, hinauszugehen, aber eigenverantwortlich.“

Lage an der Grenze spitze sich zu
An der östlichen Grenze Österreichs gebe es derzeit eine Zuspitzung der Lage. „Die Einsatzkräfte haben es geschafft, einen 50-Kilometer-Stau aufzulösen.“ Mittlerweile gebe es eine den Umständen entsprechende „normale Situation“ an der Grenze. Der Dank gelte hier den professionellen Einsatzkräften, die besonders gut auf die Lage reagiert hätten.

Grenzkontrollen zu Deutschland
„Wir haben ab jetzt Grenzkontrollen zur Bundesrepublik Deutschland, damit es nicht mehr zu gefährlichen Situationen in Österreich kommt“, so Nehammer. Heute gebe es nur noch 52 Flugankünfte in Wien-Schwechat. Alle ankommenden Reisenden würden entsprechend der Vorgaben gecheckt werden. 

Der Innenminister sprach auch die Situation an der griechisch-türkischen Grenze an. Er sei mit dem griechischen Innenminister in enger Abstimmung, der „weiterhin auf österreichische Unterstützung“ hoffen könne. Auf der Insel Lesbos solle eine eigene Einrichtung entstehen, in der mit dem Coronavirus infizierte Flüchtlinge betreut werden sollen.

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