Der Linzer Notarzt Christoph Stöbich kritisiert die ihm zur Verfügung gestellte Schutzbekleidung als viel zu dürftig. Auch Zahnärzte fühlen sich im Stich gelassen.
Der Linzer Notarzt Christoph Stöbich (46) macht sich große Sorgen wegen der Schutzkleidung, die seinen Kollegen und ihm bei den Einsätzen zur Verfügung gestellt wird. Er wandte sich deshalb in einem Schreiben an Landeshauptmann Thomas Stelzer, um ihn auf die Mängel aufmerksam zu machen. „Die vorhandenen Utensilien sind an Verantwortungslosigkeit nicht zu übertreffen, sie entsprechen keiner Schutznorm. Wir haben leider keine Schutzkleidung sondern eher ein Faschingskostüm“, behauptet der Mediziner.
Nur billige offene Pflegekittel
Stöbich kritisiert, dass das Rote Kreuz den Notärzten großteils nur billige offene Pflegekittel (ca. 0,90 Euro pro Stück) anstelle von Ganzkörperschutzanzügen (ca. 5 Euro) ausgebe. Weiters kämen Schutzbrillen ohne Gummidichtung zum Einsatz, die Aerosolen (Kleinst-Partikel) freie Bahn auf Bindehäute geben. Auch seien die zur Verfügung gestellten Hauben luftdurchlässig - vergleichbar mit jenen, die in Küchen verwendet würden. Und die Atemschutzmasken seien von mäßiger Qualität (meist FFP2 statt FFP3).
Maske mit „Baujahr“ 1994
„Kürzlich habe ich eine von 1994 ausgefasst, die mir beim Auspacken zerbröselt ist“, sagt Stöbich. Daher beruhigt ihn auch nicht, dass 40.000 Masken (FFP1) aus der Vogelgrippe-Zeit, die in Feldkirchen/D. lagern, nun freigegeben werden. Stöbichs nächster Einsatz ist am Samstag - und ihm ist nicht wohl dabei: „Wir wissen nicht, wie wir Patienten ungefährdet visitieren können.“
Rotes Kreuz beruhigt
Das Rote Kreuz entgegnet, dass Schutzanzüge auf Basis einer Empfehlung des deutschen Robert-Koch-Instituts verwendet werden und somit alles den notwendigen Standards entspricht. Und bezüglich der schadhaften Schutzmaske, die angeblich im Jahr 1994 produziert worden sein soll: Laut dem Roten Kreuz handelt es sich dabei nicht um das Herstellungsdatum, sondern die CE-Prüfnummer.
Ärger auch bei Zahnärzten
Auch die Zahnärzte fühlen sich im Stich gelassen. Zahnärztekammer-Präsident Hans Schrangl: „Auf uns wurde komplett vergessen. Sowohl die Schutzmäntel als auch Masken entsprechen überhaupt nicht den Anforderungen!“
J.Pachner/M. Zeko, Kronen Zeitung
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