Gewaltschutzzentrum:
Durch Corona wird die häusliche Gewalt steigen
Durch die Verbreitung des Corona-Virus sind alle Menschen in ihren Lebenssituationen stark eingeschränkt. Für Opfer häuslicher Gewalt bedeutet die aktuelle Situation und Isolation eine zusätzliche und noch höhere Gefährdung, warnt das Gewaltschutzzentrum OÖ.
„Die aktuelle Krisensituation ist eine Ausnahmesituation, insbesondere wegen der häuslichen Isolation und die birgt für Frauen und Kinder ein erhöhtes Risiko, Opfer von häuslicher Gewalt zu werden“ warnt auch Frauenministerin Susanne Raab in Pressekonferenz vom 19.3.2020. Aus unserer jahrelangen Erfahrung und den Statistiken wissen wir, dass in Zeiten, in denen die Familien mehr zu Hause sind, die Anzahl gewalttätiger Übergriffe steigt, sagt Gewaltschutzzentrum OÖ-Chefin Eva Schuh. Zudem werden in wirtschaftlichen Krisensituationen verzweifelte und frustrierte Menschen aggressiver und gewalttätiger.
Auch Familien sind gefährdet
Auch bei Familien mit Kindern kann es zu verstärkten Spannungen kommen, wenn die Jüngeren nicht wie gewohnt ins Freie können, um sich zu bewegen oder Freunde zu treffen. "Schau auf dich, schau auf mich. So schützen wir uns"-Der aktuelle Slogan der Corona-Krise gilt auch für Betroffene von häuslicher Gewalt. Sie brauchen jetzt besonders unsere Aufmerksamkeit, Hilfe und Unterstützung. Das Umfeld ist gefordert und zur Zivilcourage aufgerufen.
Viele flüchten lieber, als die Polizei zu rufen
Viele Betroffene rufen nicht die Polizei, sondern flüchten zu Nachbarn oder Familienangehörigen. Diese Strategie funktioniert aktuell nicht, weil betroffene Opfer aus Angst, andere Personen wegen Corona zu gefährden, sich nicht trauen, aus der Konfliktsituation zu flüchten. In vielen Fällen gelingt es nicht selbst in der Wohnung Hilfe zu holen, weil dem Opfer das Handy weggenommen wurde oder es nicht wagt, neben der gewalttätigen Person die Polizei zu rufen. Hier können Nachbarn und Mitbewohner zu Lebensrettern werden, so Eva Schuh.
Wird trotz Corona eine Wegweisung aus der Wohnung verfügt?
Opfer sorgen sich trotz der erlebten Gewalt oft darum, wo die gewalttätige Person nach einer Wegweisung unterkommen kann. Einige zögern jetzt vielleicht noch mehr und aus Unsicherheit darüber, ob ein Betretungs- und Annäherungsverbot trotz Corona ausgesprochen wird, die Polizei zu rufen. Hier können wir beruhigen. Die Bundesregierung hat versichert, dass die Polizei auch weiterhin für die Sicherheit der einzelnen Bürger sorgt und bei Gefährdung jedenfalls eine Wegweisung und Annährungsverbot ausgesprochen wird. Dies ist enorm wichtig, wie uns die Berichte aus China belegen, nach denen die Gewalt im häuslichen Bereich dort massiv zugenommen hat und diese Entwicklung auch in Europa zu befürchten ist.
Das Gewaltschutzzentrum OÖ ist unter 0732 607760 oder per e-mail unter ooe@gewaltschutzzentrum.at erreichbar.
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