Fast zwei Jahrzehnte nach dem ersten Teil geht Nintendos zuckersüße Lebenssimulation „Animal Crossing“ mit „New Horizons“ auf der Switch in eine neue Runde. Serientypisch geht es auch im neuesten Teil eher geruhsam zu, dem Suchtfaktor von „Animal Crossing: New Horizons“ tat das im Test allerdings keinen Abbruch.
„Animal Crossing: New Horizons“ passt in keine Genre-Schublade. Das neue Nintendo-Abenteuer lässt sich am ehesten als Mix aus Survival-, Aufbau- und Rollenspiel beschreiben, in dem der Spieler die Aufgabe hat, ein tropisches Eiland zu einem florierenden Dörfchen mit niedlichen tierischen Mitbewohnern auszubauen. Gewalt und Geballer fehlen vollständig, dafür enthält der Switch-Titel eine gehörige Portion Entschleunigung und Humor.
Entschleunigung auf der Urlaubsinsel
Zur Entschleunigung kommt es bei „Animal Crossing: New Horizons“ von Beginn an. Der Spieler wird auf ein tropisches Eiland eingeladen - und lässt sich dort erst einmal häuslich nieder. Anfangs haust man im Zelt, mit der Zeit schaltet man durch das Sammeln von Rohstoffen und Crafting aber eine Unzahl neue Objekte frei, mit der man die Insel gestalten, ihren Bewohnern behilflich sein und die Spielwelt nach den eigenen Wünschen gestalten darf.
Schon die Sammel- und Aufbaukomponente von „Animal Crossing: New Horizons“ macht Laune, im Test haben wir aber nicht zuletzt unsere tierischen Mitbewohner auf der Insel schnell ins Herz geschlossen. Einerseits durch die witzigen Dialoge, in denen sie dem Spieler Aufträge erteilen, andererseits durch ihre optisch wie akustisch äußerst putzige Inszenierung.
Das Inselparadies wächst und gedeiht
Spielfortschritt ist in „Animal Crossing: New Horizons“ gut sichtbar: Die anfangs kahle Insel, deren einzelne Gebiete oft von Flüssen getrennt sind, die man erst durch den Bau von Brücken überwinden muss, füllt sich mit jeder Spielstunde etwas mehr mit Leben. Man bestimmt, welche Tiere wo wohnen, hilft der Tierkommune durch die Beschaffung neuer Gegenstände, mit denen man im Spielverlauf beispielsweise ein Inselmuseum einrichten kann, erledigt Botengänge, hält das Eiland sauber, indem man Unkraut jätet oder Plastik aus den Gewässern fischt, kurzum: Aus der Summe der Spieleraktivitäten entsteht hier nach und nach ein kleines Tierparadies, in dem man sich gerne um- und seinen Bewohnern beim Leben zusieht.
Steter Fluss neuer Spielelemente
Für Motivation sorgt dabei ein steter Fluss neuer Spielelemente und Gegenstände, die man mit der Zeit freischaltet. Baut man etwa seine Angel anfangs aus einfachsten Materialien aus der Natur, lernt man mit der Zeit, bessere und vor allem haltbarere Items zu fertigen. Man gestaltet Klamotten für seine Spielfigur, baut ihr Haus zur gemütlichen Inselresidenz aus, geht auf der Insel auf die Pirsch nach neuen Kreaturen für das kommunale Museum, informiert sich dazwischen am In-Game-Smartphone über seinen Spielfortschritt, verschönert Dorf und Haus mit Zierrat, plaudert mit seinen tierischen Freunden und erfüllt ihre Wünsche - und erhält für die Aktivitäten die Spielwährung Meilen, die sich dann wieder in neue Gegenstände, Features oder andere Zuckerl für sich und seine tierischen Mitbewohner stecken lässt.
Für „Animal Crossing“ braucht man Zeit
Ungeduldig sollte man dabei nicht sein: „Animal Crossing: New Horizons“ lebt von seinem gemächlichen Tempo, der gemütlichen Atmosphäre und dem Hauch Tamagotchi, den es hat, wenn man Tag für Tag seine Insel in Schuss hält, seine Mitbewohner durch die Erfüllung ihrer Bedürfnisse glücklich macht und seiner Schöpfung zusieht, wie sie wächst und gedeiht. Manch ein Bauprojekt schreitet dabei mehr oder minder in Echtzeit voran, der Spieler hat also reichlich Möglichkeit, sich langfristig zu bespaßen - dieser Tage sicherlich ein Punkt, der für „New Horizons“ spricht.
Völlig gewaltfrei und niedlich inszeniert
Für „Animal Crossing: New Horizons“ als Familienspiel spricht der Umstand, dass Nintendos neue Lebenssimulation vollständig gewaltfrei und zuckersüß inszeniert ist. Die im Comic-Stil gehaltene Optik mit den putzigen Mitbewohnern, liebevoll gestalteten Umgebungen, wechselnden Jahreszeiten und der bunten Inselwelt ist zwar kein Grafikmonster, passt aber gut zum geruhsamen Spielprinzip. Für die Vertonung mit eingängigem Gute-Laune-Soundtrack und niedlichem Tiergebrabbel gilt selbiges.
Die zugängliche Steuerung und er Umstand, dass es in „Animal Crossing“ keine Kämpfe oder gar den Tod der Spielfigur gibt, machen das Spiel zum explizit auch Einsteigern ohne größere Videospiel-Erfahrung empfehlenswerten Titel.
Ideal für familiären Multiplayer
Multiplayer-tauglich ist „Animal Crossing: New Horizons“ auch. Der Titel bietet einen lokalen Mehrspielermodus für bis zu vier Personen, in dem sie gemeinsam an ihrer Insel bauen dürfen, alternativ kann man online oder via WLAN mit bis zu acht Mitspielern gemeinsam spielen. Weil man sich bei dieser Variante nicht den Bildschirm teilt, bietet dieser Modus mehr Übersicht, erfordert aber auch eine kostenpflichtige Nintendo-Switch-Onlinemitgliedschaft. Es ist auch möglich, sich eine Insel zu teilen und diese abwechselnd von verschiedenen Spielern gestalten zu lassen.
Fazit: „Animal Crossing: New Horizons“ ist eine kurzweilige und höchst familientauglich inszenierte Flucht aus dem Alltag, in der man wochen- wenn nicht monatelang neue Dinge entdecken und sich mit dem Gestalten und Verwalten seiner Insel mitsamt der tierischen Nachbarn beschäftigen kann. Das stressfreie Gameplay richtet sich nicht unbedingt an jedermann, hat beim richtigen Spielertyp aber das Potenzial, zur virtuellen Urlaubs- und Entschleunigungs-Destination zu werden, an die man immer wieder gern für ein paar Stunden zurückkehrt.
Plattform: Nintendo Switch
Publisher: Nintendo
krone.at-Wertung: 9/10
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