Musik als Lebenselixier - besonders für das Wochenende, wo man hoffentlich auch Zeit dafür hat. Wir haben für euch wieder die besten Alben und Veröffentlichungen der Woche zusammengesammelt. Quer durch alle Genres ist hier garantiert für jeden was dabei. Viel Spaß dabei!
Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys - Greatest Hits
Einen Witz von A bis Z durchzuziehen, ohne dabei auszurutschen und sich vorschnell zu offenbaren, das verdient schon gewaltig viel Respekt. Die in Undergroundkreisen bereits hochgefeierten Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys offenbaren sich der Öffentlichkeit als 1982 gegründetes Schlagerduo, das 1984 Nachwuchspreisträger des internationalen Schlagerfestivals in Rio de Janeiro war und 2017 den Hallo-Werner-Preis für das Lebenswerk in Augsburg verliehen bekam. Augsburg ist die Heimat, Italien das Lebensgefühl. Tatsächlich machen Casanova-Schlagernummern wie „Baci“, „Dolce Vita“ oder das famose „Ponte di Rialto“ Lust auf Strand, Minigolf und Tagliatelle al Salmone. Romantik und Pop-Appeal geben sich gleichermaßen die Hand und erinnern wohl nicht zufällig an den charmanten Chic Wandas - nur eben ohne Wiener Lokalkolorit. Am 31. Oktober im Wiener Flex zu sehen. 7,5/10 Kronen
Bobby Conn - Recovery
Bobby Conn einen Exzentriker zu nennen, kommt eigentlich noch zu kurz. Der Karrierespätstarter stammt aus der Chicagoer „No Wave“-Noise-Szene und begründete den Kult um sich in den späten 90er-Jahren mit extravaganten Performance-Auftritten, politisch-satirischen Texten und einer kruden Mischung aus Glam-, Art- und Polit-Rock, der sich niemals so wirklich zwischen Talk Talk, Roxy Music und Jim O’Rourke entscheiden konnte. Zeit seines Lebens hat er sich an Lieblingsfeind George W. Bush festgebissen und sich diverse Fehden mit Medien geliefert. „Recovery“ ist nun das erste Album seit acht Jahren und zeigt ihn musikalisch einmal mehr wagemutig und grenzüberschreitend. Irgendwie zeitlos und gefühlt 20 Jahre zurückliegend schimpft er die Eliten, fordert Revolutionen und streut Salz in die Wunden des Establishments. Sehr viel Retro-Chic, aber wenig Spannung. 4,5/10 Kronen
Baxter Dury - The Night Chancers
Wenn einem die Musik schon in die Wiege gelegt wird, dann kann man zumindest auf einen evolutionären Startvorteil bauen. So ging es dem britischen Dandy Baxter Dury, der schon als Fünfjähriger am Cover des Albums „New Boots And Panties!!“ seines legendären Vaters Ian zu sehen war. Seit knapp 20 Jahren ist Baxter selbst Musiker und in den wilden Gewässern des Indie längst zu einer Fixkonstante geworden. „The Night Chancers“ ist vielleicht sogar sein bestes Werk, weil es in den zehn kurzen Songs nur so vor Romantik und Sex-Appeal strotzt. Die „Wiederauferstehung nach einer schmerzhaften Trennung“ ist das Kernthema, um das Dury mit seiner prägnanten Stimme, Frauenchören, Streichern und Italo-Disco-Beats einen Indiepop-Bastard der Extraklasse baut. Retro und Moderne geben sich wunderbar die Hand. Ein kurzweiliges Hörvergnügen. 8,5/10 Kronen
Brian Eno & Roger Eno - Mixing Colours
Man erinnert sich an „Chinese Democracy“ von Guns N‘ Roses. 15 Jahre zogen einst ins Land, bis das ewig angekündigte Studioalbum 2008 dann doch erschien. Bei den Eno-Brüdern war es nicht viel anders, nur dass von Anfang an kein großes Ziel in Sicht war. Das einstige Roxy-Music-Mitglied Brian ist schon lange in Ambient-Sphären abgedriftet und hat mit seinem leidlich weniger bekannten Bruder Roger erstmals 2005 an Songs experimentiert. Roger sendete eine erste, auf einem MIDI-Keyboard aufgenommene Idee an Brian und daraus entwickelte sich eine lose Kreativspanne, die 15 Jahre und 18 Tracks später als „Mixing Colours“ das Licht der Welt erblickt. Sämtliche Songs sind bewusst in Farben getunkt und plätschern ereignislos durch die Gehörgänge. Kurioserweise gerade der perfekte Soundtrack zur Selbstisolation. Ohne Bewertung
Good Wilson - Good Wilson
Nein, als Jungspunde kann man die vier steirisch-wienerischen Vollblutmusiker nicht bezeichnen, die hinter Good Wilson stecken. Sänger Günther Paulitsch und Co. waren und sind bereits in unterschiedlichen Combos wie Polkov, Mynth oder Shaun Berkovits aktiv, sind somit weder daheim noch international unbeschriebene Blätter. All-Star-Kollektiv würde ob der Indie-Lastigkeit freilich zu weit reichen, auf ihrem gleichnamigen Debütwerk fahren die jungen Herren mit ihrem - Achtung: Selbstbezeichnung - „Sky Gaze“ aber ein ordentliches Programm auf. „Leichtigkeit, Gedankenferne und gutmütige Naivität“ steht in der beiliegenden Presseinfo, man möchte noch sanfte Melancholie, Entschlackung und Entspanntheit hinzufügen. Warmklanglich zwischen Psychedelic-Sounds und Dream Pop gräbt man tief in der Seele der Hörer und funktioniert tatsächlich am besten auf gesamter Albumlänge. Ein feines Kleinod heimischer Musikkunst. 7,5/10 Kronen
Conan Gray - Kid Krow
Und der nächste Superstar klopft lautstark an die Tür der großen Pop-Industrie. Für den 21-jährigen Conan Gray leuchtet die Zukunft mit der Veröffentlichung seines Debütalbums „Kid Krow“ grell. Nach einer extensiven Tour mit Panic! At The Disco quer durch Amerika wurde er mit der Single „Maniac“ zum Megastar - mittlerweile wurde der Track rund 100 Millionen Mal gestreamt und auf der Teenie-Plattform Tik Tok wurde er zum Helden einer ganzen Generation. Sein Debütalbum dreht sich um typische Probleme der Teenager-Generation. Der harte Umzug vom heimatlichen Texas nach Kalifornien aufs College, erste Erfahrungen mit Alkohol, unerwiderter Liebe und toxische Beziehungen. Das alles funktioniert in den sanften Momenten urig mit Akustikgitarre und femininem Stimmtimbre, wenn es mal richtig krachen soll, wird auch der heute so gängige 80s-Electropop aus dem Hut gezaubert. Schade, dass der für 11. Mai geplante Livetermin im Wiener WUK wohl nicht halten wird… 8/10 Kronen
Hällas - Conundrum
Die Schweden sind in vielerlei Hinsicht anders und mutiger. Das schlägt sich seit jeher auch auf die Musikszene nieder. Mit Hällas hat sich im beschaulichen Jonköping vor knapp neun Jahren ein Quintett formiert, dass Gegenwart und Trendströmungen als großes Feindbild erachtet. Mit dem Album „Conundrum“, das in Skandinavien und digital schon knapp zwei Monate am Markt ist, vollendet man nun eine auf knapp fünf Jahre ausgedehnte Trilogie mit dem eigens gebrauten „Adventure Rock“. Irgendwo zwischen Yes, Uriah Heep, Styx und Krautrock mäandern die Mannen mit der grenzenlosen Liebe zu den 70er-Jahren. Mit dem gediegenen „Blinded By The Emerald Mist“ und dem 80er-Drive auf „Carry On“ gibt es zwei adäquate Hits zu bejubeln, die näselnde Stimme von Frontmann Tommy Alexandersson ist aber gewiss nicht jedermanns Sache. Der perfekte Soundtrack für „Dungeons & Dragons“-Rollenspieler. 6,5/10 Kronen
Heaven Shall Burn - Of Truth And Sacrifice
Eine gut zweijährige Pause haben sich die deutschen Metaller Heaven Shall Burn nach ihrem 2016er-Werk „Wanderer“ und exzessiven Touren verordnet. Daraus hervor geht man so opulent und wuchtig wie nie zuvor. „Of Truth And Sacrifice“ ist ein variantenreiches, spannendes und vor allem durchaus starkes Doppelalbum, das beinahe 100 Minuten Musikvergnügen bedeutet und somit gegen alle Trends der Generation „Single-Streaming“ geht. Auf dem grob konzeptionellen Werk findet man nicht nur gewohnte Stärken wie die Vermischung aus schwedischem und amerikanischem Death Metal, sondern auch submoderne Elektronik, üppige Orchesterspuren und überraschende Spoken-Word-Einlagen. Ob man die WK-II-Thematik im Song „Tirpitz“ neben aktuellen und wichtigen Themen wie Klimakrise, journalistischer Freiheit, AfD-Problemen oder Digitalisierungswahn wirklich braucht, sei dahingestellt. Musikalisch ist das Ganze aber ein bunter Querschnitt aus 20 Jahren Karriere mit Blick in die Zukunft. Vielleicht etwas zu viel, aber durch die Bank stark umgesetzt. 8,5/10 Kronen
Adam Lambert - Velvet
In einer der größten Rockbands der Welt verpflichtet zu sein, kostet natürlich sehr viel Zeit und Einsatz. So geht es Adam Lambert bei Queen seit mittlerweile neun Jahren und aufgrund seiner unbestritten famosen Gesangsqualitäten haben ihn selbst Freddie-Mercury-Hardliner als akzeptablen Quasi-Nachfolger akzeptiert. Seine Solokarriere hängt dadurch natürlich immer wieder durch und so zogen ganze fünf Jahre ins Land, bis es nun endlich den Nachfolger zu „The Original High“ zu hören gab. Auf „Velvet“ zeigt sich der mittlerweile 38-Jährige wesentlich exzentrischer, bunter und offener als auf der Queen-Bühne und tobt sich in den musikalischen Welten aus, die ihn zum Weltstar formten. Dass er quasi die Hälfte der Songs schon letzten Herbst auf einer EP veröffentlichte macht nichts. Die Mischung aus sexy Funk, modernem Pop, balladesken Piano-Momenten und Dance-Musik klappt fast immer. „Superpower“, „Stranger You Are“ oder das mit Nile Rodgers eingespielte „Roses“ überzeugen besonders, im letzten Drittel geht dem Werk aber doch etwas die Luft aus. Sexy Popmusik macht dennoch kaum jemand besser als Lambert. 8/10 Kronen
Låpsley - Through Water
Vier Jahre ist es mittlerweile schon wieder her, als die damals 19-jährige Holly Fletcher alias Låpsley mit ihrem Debütalbum „Long Way Home“ einen zeitgenössischen Elektronik-Sound kreierte, der die damals pubertierende Billie Eilish so nachhaltig prägte, dass Låpsley als große Inspiration benannte. Seitdem ist viel Wasser die Themse hinuntergeflossen. Eilish wurde unlängst fünffach Grammy-veredelt und war DER Popstar 2019, Låpsley brannte aufgrund des Erfolgs schnell aus, zog von London nach Manchester, arbeitete mit Teenager aus schwierigen Verhältnissen und bestritt einen Geburtshelferkurs. Diese innere Seelenfindung schlägt sich nun auch auf dem melancholischen „Through Water“ nieder, dass schon nassplätschernd beginnt und diese melancholischen Sphären zehn Songs lang nicht mehr verlässt. Statt üppiger Produzentenschar arbeitete sie mit XL-Hausproducer Theo Brown in Eigenregie an den Songs und gibt in sanften Electropop/R&B-Songs viel von sich und ihrem harten Erwachsenwerden preis. Dass die Cocteau Twins Pate standen, erahnt man spätestens aber der Albumhälfte. Etwas mehr Verve und Esprit hätte dem sanften Werk insgesamt aber gut getan. 7,5/10 Kronen
Moaning - Uneasy Laughter
Man mag es kaum glauben, aber auch in prunkvollen Sonnenstaaten lässt es sich vorzüglich leiden. Was schon vor Jahren etwas weiter nördlich in der Alternative-Musikmetropole Portland seinen Ausgang nahm, hat sich mittlerweile runter bis ins mondäne Los Angeles gezogen - Bands, deren Weltschmerz sich nicht von der Sonne verbrennen lässt und die sich auch am Strand von Santa Monica in düstere Lederjacken hüllen. „Uneasy Laughter“ ist das zweite Album des Postpunk-Trios Moaning und wildert erneut ungeniert in den Sphären, die Joy Division oder New Order schon vor etwa 40 Jahren beackert haben. Frontmann Sean Solomon feiert seinen Alkoholentzug und versucht die positive Lebensenergie an die Hörer weiterzugeben. Aus diesem Anlass entstanden persönliche Unterhaltungen unter den Bandmitgliedern, die nun in elf Songs und zwei kurze Instrumentals kanalisiert wurden. Hoffnungsvolle Inhalte in musikalisch dunkler Verpackung - kein Wunder, dass dieses feine Werk auf Sub Pop erscheint. 7,5/10 Kronen
Morrissey - I’m Not A Dog On A Chain
Die Kunst vom Künstler zu trennen - darauf gibt es schon seit jeher keine allgemeingültige Antwort. Muss man seine Burzum-CDs schrotten, weil sich Varg Vikernes trotz Black-Metal-Mitprägung im Rechtsaußen-Survivalistenwahn befindet? Sind die Lostprophets wirklich unhörbar, nachdem sich Ian Watkins an Kindern verging? Kann man die Smiths-Legende Morrissey noch sorgenfrei kaufen oder streamen, obwohl er sich seit Jahren im Dauerkampf gegen jedwede Vernunft befindet? Antwort bitte selbst eintragen. Was man auf jeden Fall darf, ist das neue Album des grantelnden Wutbürgers rein musikalisch mit Recht gut finden. „I’m Not A Dog On A Chain“ ist sein 13. Solowerk, das er selbst schon im Vorfeld mit Lobeshymnen propagierte. Das Gehörte gibt Recht - der militante Veganer zaubert einmal mehr Synthie- und nostalgieverstärkten Pop/Rock hervor, der ein mehr als nur würdiges Alterswerk widerspiegelt. „Jim Jim Falls“ als Synthie-Altwerk, das mit Thelma Houston aufgenommene Motown-Stück „Bobby, Don’t You Think They Know?“ oder die 80s-Bissigkeit im Titeltrack. Auch wenn am Ende etwas die Luft ausgeht und sich Morrissey gut drei, vier Songs hätte sparen können, ist sein musikalische Genius nicht zu leugnen. Schade, dass die Vernunft außerhalb der Musik so schnell stoppt... 8/10 Kronen
Myrkur - Folkesange
Leicht hatte es Amalie Bruun noch nie. Als die Dänin wie aus dem Nichts vor fünf Jahren in die Black-Metal-Szene krachte, wurde ihr aufgrund ihrer poppigen Vergangenheit mangelnde Authentizität und Kalkül vorgeworfen - gleichermaßen innerhalb und außerhalb der Musikerzunft. Nach zwei mehr als passablen Studioalben und der Geburt ihres ersten Kindes hat sich schon länger angekündigt, dass Myrkur, so ihr Künstlername, neue Pfade einschlagen wird. „Folkesange“ ist nun das erste vollkommen folkloristische Album der Multiinstrumentalistin, die sich damit ganz tief in die nordische Geschichte wagt und mit liebevoller Akribie und passendem Instrumentarium an den Traditionen der Vergangenheit webt. Die nordischen Volkslieder, Auszüge aus der bekannten „Edda“-Sage und Ausflüge ins harsche Mittelalter trägt sie mit ihrer warmen Stimme und einem glasklaren Sound. Eine klare Zäsur in ihrer bisherigen Karriere, die aber in sich stimmig und spannend ausgefallen ist. 7,5/10 Kronen
Purple Souls - Bones EP
An das Debütalbum „Williamsburg“ erinnern sich Rock-Fans bestimmt gerne zurück, denn damit haben sich die Salzburger Purple Souls in beeindruckender Geschwindigkeit eine kräftige Fanbase und auch ein internationales Standing aufgebaut. Es folgten Auftritte im Vorprogramm von AC/DC, Awolnation oder den Crystal Fighters und viel Radio-Airplay. Nach einer längeren Veröffentlichungspause ist natürlich viel von dazugewonnener Reife und einem gewissen „Erwachsenwerden“ die Rede. Auf ihrer 5-Track-EP „Bones“ - dem Vorläufer zu einem im Herbst 2020 avisierten Studioalbums - zeigen sich die Purple Souls etwas handzahmer und romantischer als beim Debüt. „Bones“ und „Deliverance“ fehlt es etwa am nötigen Schwung, wohingegen „Youth“ zu einem flotte Live-Klassiker werden könnte. Welcome back - warten wir auf Weiteres. Ohne Bewertung
Rustin Man - Clockdust
Der Schock war groß, als letztes Jahr die Talk Talk-Legende Mike Hollis verstarb. Geschockt war auch sein alter Freund und Bassist Paul Webb, der zwar das unspektakulärste, aber ein nicht minder wichtiges Glied des legendären Artrock-Trios war. Mit Porthishead-Sängerin veröffentlichte er 2002 das famose „Out Of Season“, nach 17 Jahren Funkstille überraschte er letztes Jahr mit dem entschleunigten Solowerk „Drift Code“. Dass es mit „Clockdust“ so dermaßen schnell ging liegt daran, dass er Outtakes und Ideen aus dem „Drift Code“-Songwritingprozess einfach verfeinerte und nun zur Veröffentlichung brachte. Der Rustin Man, wie Webb sich seit geraumer Zeit nennt, kommt den Talk Talk-Spätwerken damit überraschend nahe, vermischt er doch sanften Lounge mit schrägen Jazz-Referenzen und einer Überdosis Artpop-Verständnis. Das wird gerade im überlangen „Night In The Evening“ teilweise etwas arg außerirdisch, beweist andererseits aber auch die ungebrochene Liebe zum Schrägen und Experimentellen. Der Soundtrack für den künstlerischen Rotweinabend. 7/10 Kronen
Martin Spengler & die foischn Wiener - Es könnt oba a ois gaunz aundas sein
„Es könnt oba a ois gaunz aundas sein“ - ein Albumtitel, wie er in Zeiten wie diesen nicht besser passen könnte. Hier erwächst die Hoffnung auf eine gar nicht so ferne Nostalgie, als Bewegungsfreiräume noch selbstverständlich gegeben und die gesundheitliche Sicherheit im Großen und Ganzen fixiert war. Dabei geht es dem Schrammelblueser Martin Spengler mit seinen „foischn Wienern“ gar nicht um die Corona-Quarantäne, sondern um das Miteinander, um Zwischenmenschliches und politisch mehr oder weniger klar Ausgesprochenes. Unzweideutig geht es um den „Blauäugigen Buam“, um die „Wuaschtsemmel“ oder das geliebte heimische „Wean“. Getragen werden die fein ziselierten Nummern von den ausdrucksvollen Stimmen Spenglers und Manuela Diem. Natürlich könnte alles anders sein, hier darf es aber ruhig so bleiben, wie es ist. 7,5/10 Kronen
Steaming Satellites - Clouded Sky EP
Erdige Rockmusik wird in Österreich ja immer gerne belächelt. Wenn etwas nicht gleich hip oder fancy genug ist, dann fällt es oft automatisch aus dem Coolness-Raster, macht man es wie die Tiroler Mother’s Cake und tourt sich weltweit den Arsch ab, verliert man fast den nationalen Anschluss. Die Salzburger Steaming Satellites sind eine liebgewordene Institution am heimischen Gitarren-Firmament und führen auch auf ihrer neuen 5-Track-EP fort, was sie schon bislang beherzigten: erdige Rockmusik, die jeglichen Trends trotzt und lieber auf die eigenen Stärken vertraut, anstatt sich zwanghaft anzubiedern. Gerade im flotten „Running Out Of Time“ und dem Blues-infizierten „Still A Mystery“ wächst die Spielfreude des Trios so richtig hervor. Die „Back to the roots“-Attitüde steht ihnen gut - der nächste Langdreher kann somit gerne kommen. Ohne Bewertung
The Weeknd - After Hours
Klotzen und nicht kleckern ist die Devise beim kanadischen Superstar The Weeknd. Um den ist es die letzten Jahre ziemlich ruhig geworden, umso erstaunlicher mutet es an, dass er sich im Gegensatz zu vielen anderen größeren Künstlern nicht von der Corona-Krise aus dem Tritt bringen lässt und sein viertes Studioalbum „After Hours“ trotzdem pünktlich auf den Markt bringt. Die knapp vier Jahre Wartezeit haben sich in nicht weniger als 14 Songs niedergeschlagen, die top produziert und mit songwriterischem Geschick gewiss keinen Fan enttäuschen. Das Mysteriöse, das die Kunstfigur des als Abel Tesfaye in Toronto geborenen Superstars stets durchzogen hat, vermitteln auch die neuen Songs, die sich meist im elektronischen R&B-Segment befinden und zeitgemäße Pop-Strukturen aufweisen. Die bereits im Herbst veröffentlichte Single „Blinding Lights“ sticht mit seinem 80s-Dancepop noch einmal klar vom Rest hervor, doch die Qualität, einen Ohrwurm an den anderen zu reihen hat der 30-Jährige nicht verloren. Neben Lauvs Debüt definitiv das Pop-Album des Monats. 9/10 Kronen
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