Friedhöfe überfüllt
Video: Militär-Lkw holen Särge aus Bergamo ab
Keine italienische Stadt ist so stark vom Coronavirus betroffen wie Bergamo. Die Zahl der Toten ist so hoch, dass der städtische Friedhof überfüllt ist, die Bestattungsunternehmen sind überlastet. Zusätzliche Militär-Lkw erreichten am Samstag den kommunalen Friedhof, um die Särge zu den Krematorien anderer Regionen zu bringen.
Seit Tagen sind die Lagerkapazität der Leichenhalle in Bergamo ausgeschöpft. Dies gilt auch für den einzigen Krematoriumsofen der lombardischen Stadt, welcher derzeit 24 Stunden durchgehend läuft. Sowohl der Friedhof als auch Bestattungsinstitute sind seit Längerem nicht mehr aufnahmefähig.
Allein am Freitag wurden 88 Todesopfer in Bergamo gemeldet, seit Beginn der Epidemie beklagte die 120.000-Einwohner-Stadt bereits über 500 Tote. 243 Bürgermeister von Gemeinden haben in einem Appell an Premier Giuseppe Conte nun dringend eine komplette Ausgangssperre in der Region Lombardei gefordert: „Jetzt ist die Zeit zum kompletten Stopp gekommen.“
„Einziger Weg, um Tragödie zu stoppen“
„Jetzt ist die Zeit zum kompletten Stopp gekommen“, hieß es im Appell, der auch vom Bürgermeister der Stadt Bergamo, Giorgio Gori, unterzeichnet wurde. „Die Ergreifung neuer mutiger, restriktiver Maßnahmen ist der einzige Weg, um eine Tragödie zu stoppen, die angesichts der zunehmenden Zahl von Infektionsfällen kein Ende zu nehmen scheint.“ Die Gegend um die Stadt ist eine der weltweit am stärksten von Covid-19 betroffenen Gebiete.
„Wir sind am Ende unserer Kräfte“
Die Provinz Bergamo erlebe das Drama einer ganzen Generation von Männern und Frauen, die sterben, ohne dass man sie auf würdevolle Weise bestatten könne. Die Bürgermeister forderten von Premier Conte und dem lombardischen Präsidenten Attilio Fontana „zwingende Maßnahmen“, um die Bevölkerung zur Einhaltung der Quarantäne zu bewegen. Zu viele Ausgangsmöglichkeiten seien noch erlaubt.
Auch die Ärztekammer der norditalienischen Regierung Piemont urgierte die Regierung zu weiteren restriktiven Maßnahmen: „Wir sind am Ende unserer Kräfte. Es fehlen Betten auf den Intensivstationen. Einige Kollegen sind einfach verzweifelt“, heißt es.
Anteilnahme aus Deutschland
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte indes seinem italienischen Amtskollegen Sergio Mattarella sein Mitgefühl aus.
„In unserem Land steuern wir auch auf schwierige Zeiten zu. Zugleich beobachten wir mit großer Anteilnahme die dramatischen Bedingungen unserer italienischer Nachbarn“, schrieb Steinmeier. Er drückte die Solidarität und Anteilnahme Deutschlands in dieser schwierigen Zeit aus.
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