„Am Ende der Kräfte“

Bergamo: Bürgermeister fordern „Shutdown“

Nachrichten
21.03.2020 17:50

Die Gegend um die italienische Stadt Bergamo ist eine der weltweit am stärksten von Covid-19 betroffenen Gebiete. Die Zahl der Toten ist so hoch, dass der städtische Friedhof überfüllt ist und zusätzliche Militär-Lkw Särge abholen mussten, um diese zu den Krematorien anderer Regionen zu bringen. 243 Bürgermeister von Gemeinden haben in einem Appell an Premier Giuseppe Conte nun dringend eine komplette Ausgangssperre in der Region Lombardei gefordert: „Jetzt ist die Zeit zum kompletten Stopp gekommen.“

Seit Tagen sind die Lagerkapazität der Leichenhalle in Bergamo ausgeschöpft. Sowohl der Friedhof, als auch Bestattungsinstitute sind seit Längerem nicht mehr aufnahmefähig. Allein am Freitag wurden 88 Todesopfer in Bergamo gemeldet, seit Beginn der Epidemie beklagte die 120.000-Einwohner-Stadt bereits über 500 Tote.

(Bild: kameraone)

„Einziger Weg, um Tragödie zu stoppen“
„Jetzt ist die Zeit zum kompletten Stopp gekommen“, hieß es im Appell, das auch vom Bürgermeister der Stadt Bergamo, Giorgio Gori, unterzeichnet wurde. „Die Ergreifung neuer mutiger, restriktiver Maßnahmen ist der einzige Weg, um eine Tragödie zu stoppen, die angesichts der zunehmenden Zahl von Infektionsfällen kein Ende zu nehmen scheint.“

Todesanzeigen im März 2020 in einer italienischen Zeitung (Bild: AP)
Todesanzeigen im März 2020 in einer italienischen Zeitung

„Wir sind am Ende unserer Kräfte“
Die Provinz Bergamo erlebe das Drama einer ganzen Generation von Männern und Frauen, die sterben, ohne, dass man sie auf würdevolle Weise bestatten könne. Die Bürgermeister forderten von Premier Conte und deml ombardischen Präsidenten Attilio Fontana „zwingende Maßnahmen“, um die Bevölkerung zur Einhaltung der Quarantäne zu bewegen. Zu viele Ausgangsmöglichkeiten seien noch erlaubt.

Italiens Premier Giuseppe Conte informierte über seine Rücktrittspläne. (Bild: AFP)
Italiens Premier Giuseppe Conte informierte über seine Rücktrittspläne.

Auch die Ärztekammer der norditalienischen Regierung Piemont urgierte die Regierung zu weiteren restriktiven Maßnahmen: „Wir sind am Ende unserer Kräfte. Es fehlen Betten auf den Intensivstationen. Einige Kollegen sind einfach verzweifelt“, heißt es.

(Bild: AFP)

Noch kein Licht am Ende des Tunnels“
„Leider sehen wir immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Tagen die Lage bessert“, kommentierte der Bürgermeister Giorgio Gori die Lage. Soldaten sind bei der Errichtung eines Feldkrankenhauses auf dem Messegelände Bergamos im Einsatz. Hier sollen Plätze für 300 Covid-19-Kranke entstehen, davon 100 auf der Intensivstation.

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