Um die Frage, ob es genug SARS-CoV-2-Testmöglichkeiten und Schutzausrüstung für das Gesundheitspersonal gibt, ist es am Sonntagabend bei der ORF-Sendung „Im Zentrum“ gegangen. Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sowie dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) werden die Kapazitäten ausgebaut. „Bei den Testungen legen wir in den nächsten zwei bis drei Wochen massiv zu“, kündigte Anschober an. Beide waren sich darin einig, dass Österreich in Zukunft bei strategisch wichtigen Produkten wieder mehr Eigenproduktion und Unabhängigkeit haben sollte. Anschober: „Wir müssen uns in diesen Bereichen unabhängiger machen und selbstständiger werden.“
„Wir sind alle von dieser Krankheit überrascht worden. Vorbereitet war die ganze Welt nicht. Es ist eine Ausnahmesituation, wie es sie unsere Generation noch nicht gesehen hat“, erklärte Stelzer, derzeit auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, und verwies darauf, dass man die Maßnahmen zur Beherrschung der Covid-19-Erkrankungen und zur Bewältigung der damit verbundenen Probleme ständig weiterentwickle.
Österreich bei Testungen eher im Mittelfeld
„Testen, schützen, helfen - Wie stark ist unser Gesundheitssystem?“, lautete der Titel der Sendung, somit ging es auch um die Zahl der Tests. International verfolgen die einzelnen Staaten unterschiedliche Strategien. Während Länder wie Finnland oder Island breitflächigst auf SARS-CoV-2 testen wollen, liegt Österreich hier offenbar eher im Mittelfeld. Anschober: „Die WHO empfiehlt, alle Verdachtsfälle zu testen.“
Hinzu käme in Österreich die Möglichkeit für jeden Arzt, einen Test für einen Patienten - unabhängig vom Vorliegen eines Verdachtsfalles - nach seiner eigenen medizinischen Entscheidung anzuordnen. Man werde mit Ausweitung der Kapazitäten für die Untersuchungen auch Spitalspersonal etc. in Zukunft regelmäßig testen können. Doch zu Infektionen mit dem Covid-19-Erreger könne es natürlich auch unmittelbar nach einem negativen Testergebnis kommen.
„Kapazitäten sind nicht da, um ganz Österreich durchzutesten“
„Die Kapazitäten sind nicht da, um ganz Österreich durchzutesten. Ich glaube nicht, dass es derzeit massiv zu wenig ist“, sagte die Wiener Virologin Monika Redlberger-Fritz. Man dürfte neben den maschinellen Einrichtungen für die Untersuchungen nicht das Management rundherum vergessen, was Tests für mehr als acht Millionen Menschen unmöglich mache.
Bisher wurden in Österreich rund 21.000 Menschen getestet. Jeder sechste Test fiel positiv aus. „Bei den Testungen legen wir in den nächsten zwei bis drei Wochen massiv zu“, kündigte Anschober an.
Die niederösterreichische niedergelassene Ärztin Cornelia Tschanett (Ebreichsdorf) beklagte, man fühle sich als Arzt „draußen“ alleingelassen und wünsche sich einen direkten Ansprechpartner für Probleme. Es gehe beispielsweise um einen dringenden Mangel bei Schutzmasken und sonstiger Schutzausrüstung.
„Haben zusätzlich Beatmungsgeräte bestellt“
Der Gesundheitsminister strich die Bemühungen aller Beteiligten hervor, hier mit koordinierten Zukäufen schon in nächster Zeit Erleichterung zu schaffen. Da sei man mit allen Mitteln dahinter. „Wir haben auch zusätzlich Beatmungsgeräte bestellt“, sagte Anschober. Nur habe in der jüngeren Vergangenheit zunächst China große Mengen aufgekauft. Deutschland und Frankreich hätten Exportverbote für diese Waren erlassen, wodurch sogar bestellte und bezahlte Produkte vorübergehend nicht nach Österreich gekommen seien. Österreich hat in den vergangenen Tagen Südtirol bei der Versorgung mit Schutzausrüstung Hilfe geleistet, wofür sich Landeshauptmann Arno Kompatscher bedankte.
Rendi-Wagner fordert flächendeckende Tests
Auch SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner forderte Montagfrüh flächendeckende Tests, um Corona-Infizierte rascher identifizieren und isolieren zu können. Außerdem plädiert sie für eine zentrale Koordination der Beschaffung von Schutzausrüstung für alle Spitäler, aber auch für niedergelassene Ärzte.
„Je mehr Tests durchgeführt werden, desto besser die Kontrolle der Ausbreitung des Virus. Dazu müssen dringend alle freien Laborkapazitäten des Landes genutzt werden“, argumentierte Rendi-Wagner die Forderung nach flächendeckenden Tests. Sie verwies auf Erfahrungen aus China und Südkorea, wo rigorose Testungen zu einer schnellen Isolierung führten, um eine Weiteransteckung zu verhindern. In beiden Ländern gebe es einen langsamen Rückgang der Erkrankungen.
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