Corona-Pandemie

Darum ist Sterblichkeitsrate in Italien so hoch

Ausland
23.03.2020 10:35

Kein Land der Erde ist so vom Coronavirus gebeutelt wie Italien. Stand Montagfrüh gibt es 59.138 registrierte Fälle und 5476 Tote - also eine Sterblichkeitsrate von fast zehn Prozent! Doch warum ist das so?

Ein wichtiger Grund für die hohe Todesrate könnte sein, dass die Bevölkerung in Italien im EU-Vergleich überdurchschnittlich alt ist und sich auch besonders viele ältere Menschen infiziert haben. Ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe, weil ihr Immunsystem nicht mehr so gut arbeitet und sie oft noch Vorerkrankungen haben.

Außerdem: Italiener wohnen üblicherweise in Großfamilien zusammen, meist teilen sich mehrere Generationen ein Haus oder eine Wohnung. Diese sozialen Interaktionen erhöhen natürlich das Risiko, dass sich ältere Menschen anstecken.

(Bild: AFP)

Verschiedene Experten gehen weiters davon aus, dass die Dunkelziffer der Corona-Infizierten deutlich höher ist als angegeben. Fälle, die mild oder ohne Symptome verlaufen, werden nicht erfasst, weshalb dies eine höhere Sterblichkeitsrate ergibt.

(Bild: Associated Press)

„Maßnahmen wurden viel zu spät ergriffen“
Ärzte in Italien beklagen, dass man zu spät auf die Corona-Pandemie reagiert habe. „Maßnahmen wurden viel zu spät ergriffen. So wurde Bergamo in der Lombardei, wo eine hohe Zahl an Todesopfern zu beklagen ist, nicht sofort als rote Zone markiert - anders als beispielsweise Venedig“, wird Francesca Mangiatordi, Ärztin in der Klinik von Cremona bei Bergamo, von der „Bild“-Zeitung zitiert. Auch in Mailand hätten die Behörden zögerlich reagiert, im Gegensatz zu Venedig, wo die Sofortmaßnahmen funktionierten.

(Bild: AFP or licensors)

Auch Wissenschaftler attestieren Italien, die Gefahr zu lange unterschätzt zu haben. Im Stiefelstaat wurden bereits am 29. Jänner die ersten Fälle bei zwei chinesischen Touristen entdeckt, woraufhin lediglich Flügen aus China die Landeerlaubnis entzogen wurde. Der Epidemiologe Christian Althaus von der Universität Bern äußerte dem „Jama“-Magazin gegenüber die Vermutung, dass der Ausbruch in Italien bereits Anfang Jänner begonnen hat, als die Welt das Virus noch ausschließlich in China wähnte.

Der italienische Gesundheitsforscher Nino Cartabellotta bestätigte, dass bereits Wochen vor der bestätigten Epidemie Kliniken von einer ungewöhnlich hohen Zahl an Lungenentzündungen berichtet hätten.

(Bild: APA/AFP/MIGUEL MEDINA)

Keine Quarantäne wegen „Umwegen“
Skurril: Dass die italienische Regierung - wie bereits erwähnt - früh Flüge aus China untersagte, könnte dazu beigetragen haben, dass sich das Virus ungehindert verbreiten konnte. Viele Passagiere aus China nahmen deshalb den „Umweg“ über andere europäische Flughäfen und kamen von dort nach Italien.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte zuvor den Rat erteilt, Passagiere von China-Flügen bei der Ankunft unter Quarantäne zu stellen. Das war für die italienischen Behörden nun nicht mehr möglich.

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