Sturm-Coach El Maestro

„Es wird schwer, unsere Leistungsträger zu halten“

Fußball National
24.03.2020 06:00

Die Corona-Krise zwingt Österreichs Profifußball in die Knie. Spieler, Funktionäre und Trainer sind quasi zum „Nichtstun“ gezwungen. Die „Krone“ sprach mit Sturm-Trainer Nestor El Maestro über die zahlreichen Schwierigkeiten in dieser Zeit für ihn und für den Verein, utopische Kader-Wünsche, seine Corona-Ängste und einen möglichen Gehaltsverzicht. 

„Krone“:Was macht Nestor El Maestro derzeit den lieben, langen Tag?
Nestor El Maestro: Ich bin mit meiner Frau und den Kindern daheim, nicht in Wien, sondern in Graz, da haben wir wenigstens einen kleinen Garten. Ansonsten teilt sich meine Zeit in 50 Prozent Netflix, 50 Prozent Fußballspiele anschauen. Ich hab ein Online-Portal gefunden, wo man sich Klassiker ansehen kann. Zuletzt war‘s das Copa-America-Finale 1998.

Woran kannst du derzeit arbeiten, was deine Mannschaft betrifft?
Ich schreibe die Trainingsprogramme, die Burschen haben drei Tage Training, dann am 4. Tag frei. Die Steuerung der Einheiten ist gar nicht so einfach, weil wir null Planungssicherheit haben und nicht wissen, wann es wieder los geht. Können wir nach Ostern wieder trainieren? Wieviel Trainingszeit haben wir vor dem ersten Spiel? Ist das erste Spiel nach der Pause das zuletzt abgesagte gegen WAC oder geht‘s gegen den aktuellen Spielplan-Gegner des Tages? Auf wen bereitest du dich vor? Alles nicht so einfach - vor allem, weil wir davon leben werden, was wir jetzt in der Pause leisten.

Ein nachdenklicher „Maestro“ (Bild: Sepp Pail)
Ein nachdenklicher „Maestro“

Hätte man aus deiner Sicht die Saison abbrechen müssen? Wie etwa im Eishockey?
Es wäre sicher die einfachere Lösung, die aber niemand will! Außerdem gibt‘s europaweit, auch in Ländern, die stärker von Corona befallen sind als Österreich, noch nirgends einen offiziellen Abbruch. Und bei allem Respekt etwa vor Eishockey oder ähnlichen Sportarten, im Fußball geht‘s, denkt man an manche Top-Ligen, doch um sehr viel mehr Geld.

Stichwort Geld: Die Krise trifft alle Vereine hart, natürlich auch Sturm. Welche Auswirkungen befürchtest du?
In Krisen-Zeiten wie diesen wird‘s natürlich für uns schwierig, die Verträge mit gestandenen Spielern und Leistungsträgern zu verlängern. Wenn es zu einer finanziellen Not kommt und das Budget nicht mehr zulässt, kannst du dir wünschen, was du willst. Dazu haben wir uns zwar schon über einige Neuverpflichtungen Gedanken gemacht, und das schon seit Monaten. Aber derzeit liegen die Gespräche auf Eis.

Wird man Spieler wie Despodov noch in Graz sehen?
Bei ihm bin ich eigentlich ganz optimistisch, dass er uns in möglichen Play-offs helfen wird. Er ist daheim in Bulgarien, absolviert schon wieder Läufe.

Kiril Despodov (Bild: GEPA)
Kiril Despodov

Bist du eigentlich schon „Kurzarbeiter“? Und wie siehst du Themen wie Gehaltsverzicht von ganzen Teams und/oder Trainern?
Wir müssen noch zustimmen zum neuen Arbeitsmodell, das wird wohl diese Woche passieren. Ich verstehe, dass bei Vereinen wie Sturm ohne finanzstarken Eigentümer finanzielle Ängste entstehen. Ich, und ich denke auch viele Spieler sind da natürlich bereit, dem Verein entgegenzukommen. Von Situationen, wo sich jetzt derzeit öffentlich Vereine oder Einzelne hinstellen und stolz verkünden, dass sie auf ihr Gehalt verzichten, halt ich nicht so viel. Da ist immer die Frage, auf wie viel Prozent die da wirklich verzichten? Bei uns soll eine solidarische Lösung für alle her.

Machst du dir eigentlich derzeit Sorgen wegen Corona?
Ich bin kein Virologe, sondern ein Ahnungsloser, weshalb ich mich da zurückhalte. Geht man vor die Tür, sieht‘s auch nicht aus wie im Fernsehen bei ‘Walking Dead‘. Alles wirkt sehr entspannt und ich mache mir auch keine Sorgen um mich und meine Familie. Aber es geht darum, andere zu schützen. Wir alle haben Eltern, im besten Fall noch Großeltern. Also muss auch jeder seinen Beitrag leisten, denn die Situation wirkt zwar nicht stressig, ist aber schon brisant!

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(Bild: KMM)



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