Coronavirus in OÖ:

6618 in Quarantäne: Manche Orte wie ausgestorben

Oberösterreich
24.03.2020 06:00

Zusätzliche Maßnahmen gibt es nun in acht Mühlviertler Gemeinden mit besonders vielen Coronavirus-Fällen. Die Stimmung in den Orten war bei einem Lokalaugenschein wie ausgestorben, die Menschen machen sich Sorgen. Derzeit sind laut Land OÖ 6618 Menschen in Oberösterreich in Quarantäne, 810 sind infiziert. 

Wenn Sie über 65 Jahre alt sind, raten wir Ihnen eindringlich, Ihren Wohnsitz nicht zu verlassen, lautet eine der Polizeidurchsagen, die derzeit immer wieder über Lautsprecher in den Gemeinden Sankt Georgen/G., Luftenberg, Katsdorf, Ried/R., Mauthausen, Langenstein, Alberndorf/R. und Altenberg bei Linz verlautbart werden: “Etwa jede Stunde fahren sie durch“, schätzt Tankstellenbetreiber und Wirt Daniel Raml aus Altenberg. Doch die von Corona hart getroffenen Orte sind jetzt ohnehin wie ausgestorben: “Es herrscht Geisterstimmung bei uns." 

St Georgen a.d. Gusen (Bild: Horst Einöder/ Flashpictures)
St Georgen a.d. Gusen
Daniel Raml, Altenberg bei Linz: „Alle sind sehr diszipliniert, zu meiner Tankstelle kommen schon noch Kunden, aber fast alle zahlen mit der Karte und vermeiden so Kontakt.“ (Bild: Horst Einöder/ Flashpictures)
Daniel Raml, Altenberg bei Linz: „Alle sind sehr diszipliniert, zu meiner Tankstelle kommen schon noch Kunden, aber fast alle zahlen mit der Karte und vermeiden so Kontakt.“

Nach Chorwochende
Auslöser für diese Ausnahmesituation war ein Chorwochenende des Gesangsvereins St. Georgen an der Gusen. 38 der 44 Sänger sind infiziert. Dass der Gesangsverein so beschimpft wird, ist nicht in Ordnung. Als der Termin stattfand, war von Ausgangsbeschränkungen keine Rede„, meint Gemeinderat Gerald Bauer (Grüne). Sowohl in St. Georgen als auch in Luftenberg rätseln nun viele, ob es zu einer “echten Quarantäne kommen kann.„ Die Verunsicherung ist groß“, kennt Bürgermeisterin Hilde Prandner die Sorgen der Menschen. 

(Bild: Horst Einöder/ Flashpictures)
Viele Gemeinden wie etwa Luftenberg bieten Bewohnern auf ihren Homepages Infos und Hilfsdienste an (Bild: © Harald Dostal)
Viele Gemeinden wie etwa Luftenberg bieten Bewohnern auf ihren Homepages Infos und Hilfsdienste an

Wie ein schlechter Traum
Auch in Katsdorf ist die Anspannung groß: “Man sieht jetzt gar niemand mehr. Ich komme mir vor wie in einem schlechten Film oder einem schlechten Traum. So als ob das gar nicht real wäre„, stellt sich für Stefan Brunnhofer die aktuelle Lage dar. Auch in Ried in der Riedmark sind die Straßen menschenleer. Elektro-Techniker Matthias Wahl lobt die Disziplin: “Die meisten Leute sind vernünftig.Die Durchsagen der Polizei werden oft gar nicht gehört, weil ja niemand mehr draußen ist.“ 

Antje Winkler (li.), Bäckerin in Mauthausen: „Bei uns in den Bäckereien ist die Stimmung schlecht. Kunden versuchen, jeden Schritt zu vermeiden. Dabei ist der Weg zum Bäcker erlaubt!“ (Bild: © Harald Dostal)
Antje Winkler (li.), Bäckerin in Mauthausen: „Bei uns in den Bäckereien ist die Stimmung schlecht. Kunden versuchen, jeden Schritt zu vermeiden. Dabei ist der Weg zum Bäcker erlaubt!“
Martin Tanzer, Bürgermeister Alberndorf: „Es herrscht in Alberndorf keine Panik, auch wenn es eine neue Situation für alle ist. Wir betonen auch immer wieder, dass dies keine Quarantäne ist.“ (Bild: © Harald Dostal)
Martin Tanzer, Bürgermeister Alberndorf: „Es herrscht in Alberndorf keine Panik, auch wenn es eine neue Situation für alle ist. Wir betonen auch immer wieder, dass dies keine Quarantäne ist.“

Stimmung ist nicht schlecht
Auch in Mauthausen und Langenstein gibt es Durchsagen: “Die Stimmung ist dennoch nicht schlecht", sagt Christian Aufreiter, Bürgermeister in Langenstein. Seit gestern ist hier ein Corona-Drive-in in Betrieb.

Dominik Brandstetter vom Roten Kreuz beim Corona-Drive-in in Langenstein (Bild: © Harald Dostal)
Dominik Brandstetter vom Roten Kreuz beim Corona-Drive-in in Langenstein

Fürdiese acht Gemeinden herrschen verschärfte Maßnahmen, um die Verbreitung des Virus zu bremsen. Von der Möglichkeit ganze Orte - wie etwa Tirol - unter Quarantäne zu stellen hält LH Thomas Stelzer nichts. Mittlerweile wurde das traditionelle Maibaum-Aufstellen am Linzer Hauptplatz von Bürgermeister Klaus Luger abgesagt. Dieser sprach sich auch schon Sonntag im „Krone“-Interview für eine Absage des traditionellen Urfahranermarktes aus.

Wenn Wissen fehlt, kommt es zu Verunsicherung. (Bild: mangostock/stock.adobe.com)
Wenn Wissen fehlt, kommt es zu Verunsicherung.

Fünf Prozent Mediziner fallen aus
Laut Krisenstab des Landes waren am Montag 27 Ordinationen von niedergelassenen Ärzten aufgrund von Corona-Erkrankungen oder Quarantänemaßnahmen geschlossen. In den Spitälern fallen aktuell fünf Prozent der Mediziner aus - allerdings seien das nicht nur Covid-Infizierte, sondern auch andere kranke Ärzte. Im Pflegebereich werde die Zahl nicht zentral erhoben, hieß es am Montag.

VP-Politikerin angesteckt
Mit der Abgeordneten Regina Aspalter aus Maria Neustift (Steyr-Land) ist auch eine VP-Politikerin positiv auf das Virus getestet worden. Sie befindet sich in häuslicher Quarantäne und auf dem Weg der Besserung.

Bezirks Gesamtübersicht in OÖ(Stand laut Land OÖ, 24. März, 17 Uhr):

  • Linz 112
  • Steyr 12
  • Wels 31
  • Braunau 16
  • Eferding 10
  • Freistadt 46
  • Gmunden 25
  • Grieskirchen 15
  • Kirchdorf 17
  • Linz-Land 76
  • Perg 104
  • Ried 18
  • Rohrbach 67
  • Schärding 23
  • Steyr-Land 39
  • Urfahr-Umgebung 111
  • Vöcklabruck 44
  • Wels-Land 44
Die voestalpine - hier Vorstandschef Herbert Eibensteiner - meldet in rund 50 Konzerngesellschaften Kurzarbeit an. (Bild: APA/Picturedesk.com/FOTOKERSCHI.AT)
Die voestalpine - hier Vorstandschef Herbert Eibensteiner - meldet in rund 50 Konzerngesellschaften Kurzarbeit an.

Kurzarbeit bei voest
Weil die Nachfrage aus der Automobil-, Luftfahrt-, Maschinenbau- sowie Öl- und Gas-Industrie in den letzten Tagen eingebrochen ist, zieht die voestalpine nun die Reißleine. Der von Linz aus agierende Konzern wird in rund 50 Konzerngesellschaften in Europa Kurzarbeit anmelden. So will man flexibel bleiben und die Arbeitsplätze im Unternehmen, so gut wie es in dieser schwierigen Lage möglich ist, absichern.

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