Rund 30.000 Österreicher sind trotz der Coronavirus-Pandemie derzeit noch im Ausland unterwegs. Eine von ihnen, eine 28-jährige Oberösterreicherin, befindet sich derzeit in Hongkong in Quarantäne. Sie konnte noch rechtzeitig in die chinesische Sonderverwaltungszone einreisen, bevor Hongkong die Grenzen für Ausländer dichtmachte. Ihr Plan ist es, nach China weiterzureisen.
Die Österreicherin hat den Ausbruch des Coronavirus in China genau verfolgt. Sie war 2019 für eine österreichische Firma nach Shenzhen gegangen. Während der Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest machte sie Urlaub auf den Philippinen. „Wenige Tage nachdem ich auf den Philippinen angekommen bin, hat sich das Virus innerhalb Chinas schon sehr stark ausgebreitet. Es wurden Ausgangssperren verhängt“, schildert die 28-Jährige der APA. „Somit war für mich klar, ich komme erst wieder nach China zurück, wenn das Virus unter Kontrolle ist.“
Die Philippinen seien relativ lange kaum vom Virus betroffen gewesen, da sie ab Ende Jänner für Chinesen keine Visa mehr ausgestellt haben. „Ich habe somit meinen Urlaub verlängert und bin noch nach Sri Lanka gereist, bis das Virus auch dort angekommen ist. Von einem Tag auf den anderen wurde der Flughafen gesperrt, Militärkontrollen wurden eingeführt und Ausgangssperren verhängt“, erzählt die Auslandsösterreicherin.
Von Einheimischen beschimpft
Sri Lanka ist mit aktuell 92 bestätigten Infektionen weniger stark betroffen als Österreich. Corona sei dort von Touristen ins Land gebracht worden. „Das haben uns die Einheimischen auch spüren lassen. Man wurde beschimpft auf der Straße und war nicht mehr willkommen.“ Die 28-Jährige machte diese Erfahrung auch selbst: „Wir haben Tee getrunken und sind auf einer Parkbank gesessen, da kommen zwei Männer vorbei und einer sagt: ,Schau, da sitzt das Virus auf der Bank.‘“
Ihr sei klar geworden, dass sie Sri Lanka verlassen müsse. „Ich habe dann relativ lange überlegt, wo ich hin soll bzw. wo ich überhaupt hin kann.“ Aus ihrer Sicht steckt Österreich tief in der Krise, auch die Lage im Nachbarland Italien hat für sie sehr abschreckend gewirkt. „Ich habe mich dann dafür entschieden, nach China zurückzugehen. Laut Auskunft von Bekannten war der Alltag wieder eingekehrt in Shenzhen. Somit war das für mich eine gute Option“, so die Oberösterreicherin.
„Einen Tag nachdem ich meinen Flug nach Hongkong gebucht habe, gab es eine neue Regelung für alle ankommenden Passagiere“, nämlich, dass jeder für 14 Tage in Quarantäne muss, was die Reisepläne der Österreicherin nach Shenzhen durchkreuzte. „Was Quarantäne in Hongkong bedeutet, war nicht klar - es gibt Quarantäne-Camps, wo man mit Hunderten Leuten in ein Notlager gesperrt wird, Heim-Quarantäne oder Hotels.“ Sie selbst hatte Glück, sie hatte sich ein Zimmer über Airbnb gebucht und darf dort die Zeit der Quarantäne verbringen. Sie ist nun den vierten Tag in Hongkong.
Armband sollte Quarantäne überwachen
Die Einreise nach Hongkong sei problemlos verlaufen. Nach einer Fieberkontrolle habe sie ein Gesundheitsformular ausfüllen müssen und ein Armband mit einer App bekommen. „Das überwacht, ob man sich auch wirklich an die Quarantäne hält.“ Das Armband funktioniere aber nicht, es gebe generell viele Probleme mit der Technik. „Aber laut Rücksprache mit den Behörden gilt meine Quarantäne ab dem Zeitpunkt, wo ich in Hongkong gelandet bin.“ Hongkong fürchtet derzeit eine zweite Infektionswelle, ausgelöst durch Rückkehrer. Ab Dienstagmitternacht dürfen nur noch Menschen einreisen, die in Hongkong leben.
Die Oberösterreicherin hat sich auch beim Außenministerium gemeldet und über ein Online-Formular angegeben, wo sie sich aufhält. „Per E-Mail-Newsletter wurde mir empfohlen, nach Österreich zurückzukommen.“ Die 28-Jährige hat aber weiter vor, nach Shenzhen zurückzugehen. Ihre Sorge ist, dass China nachzieht und so wie Hongkong nur noch Einheimische ins Land lässt. „Jeden Tag kommt eine neue Regelung, man kann fast nichts planen“, sagt sie. Sie habe es generell sehr schwierig gefunden, korrekte Informationen zu bekommen über die sich laufend ändernden Richtlinien in den unterschiedlichen Ländern. „Dazu kommt noch, dass es viele Fake News gibt, die verbreitet werden.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.