Im „Krone“-Interview

Otto Schenk: „Den Helden als Zweifler spielen“

Adabei
25.03.2020 06:00

Otto Schenk feiert am 12. Juni seinen 90er. Anlässlich seiner neuen Komödie „Vier Saiten“ (20.15 Uhr, ORF 2 ) trafen wir ihn noch vor Ausbruch der Corona-Krise zum Interview.

„Krone“: Sie spielen in „Vier Saiten“ einen ehemaligen Star-Cellisten, der ein richtiger „Grantscherben“ ist.
Otto Schenk: Das Granteln ist ja mein Markenzeichen. Ich halte viel davon, wenn man das Granteln als Zweifeln oder Verzweifeln einteilt und nicht als Herumnörgeln. Das ist die Grundfarbe des modernen Theaters, so wie ich es verstehe: Dass man den Helden als Zweifler spielt. Daher interessieren mich nur Rollen, die leicht versagen. Das kann zur Blamage führen und wird dann zum Lacher, oder das kann zum Mitleid führen oder zur Neugierde. Und das ist in dieser Figur so gut getroffen.

Wie suchen Sie denn Ihre Rollen aus? Sie bekommen ja sicher einiges vorgelegt.
Na, das glaub ich! Mir tun die Hände weh vom Drehbücher-Wegschmeißen.

Nach welchen Kriterien misten Sie denn aus?
Wenn einen ein Satz anspringt, dann muss man aufhorchen! Meistens probiere ich den dann im Badezimmer oder am Klo oder im Bett vor mich hin. Und wenn ich merke, es geht, also dass der Satz meiner sein könnt, dann les ich weiter. Und schau, ob’s ein Zufallstreffer war vom Dichter oder ob’s seine Handschrift ist. Wenn es seine Handschrift ist, dann ist es auch meine. Dann stellt sich aber noch die wichtige Frage: Gelingt ihm das Dramaturgische?

„Vier Saiten“ mit Omid Memar & Otto Schenk als Star-Cellist (Bild: ORF)
„Vier Saiten“ mit Omid Memar & Otto Schenk als Star-Cellist

Wenn man sich in der Fernseh-Landschaft umschaut, gibt’s viele Krimis, aber wenig Komödien!
Ja, weil es das Schwerste ist, unpeinlich komisch zu sein. Manchmal ist sogar der Heißhunger des Publikums so groß, dass ihm das Peinliche nichts ausmacht. Man sollte aber nie an der Wirkung arbeiten, sondern an der Wahrhaftigkeit. Das tut jedem Stück gut, auch dem blöden Schwank.

Gut, dass Sie nicht ans Aufhören denken. Solange es Sie gibt, haben die Leute immer was zu lachen!
Mich gibt’s in dem Sinn nicht mehr. Alles, was noch kommt, ist eine Gnade und ein Zufall und eine Überschätzung meiner Kraft. Diesen Film habe ich ja als Kranker gespielt. Mit Grippe! Das war aber nicht Corona. Ich war jedoch so gut betreut vom Filmteam und habe die ganze Rolle wie in einer Art Trance gespielt. Am letzten Tag habe ich dann per Spaß Fieber gemessen, und es war weg. Als hätte sich der Christus heimlich in die Garderobe geschlichen. Ich rate jedem, wenn er Grippe kriegt, dass er einen Film macht.

„Vier Saiten“-Regisseur Michael Kreihsl sagte mir, Sie sind in dem Moment, als die Kamera lief, leichtfüßig wie ein Balletttänzer dahinspaziert. Als hätten Sie eine mit Helium gefüllte Energie!
Ja, es muss schon irgendein Gas gewesen sein. Ich war manchmal so fertig, dass ich nicht geglaubt habe, dass es gehen würde. Wissen Sie, mein Lampenfieber ist überhaupt nur Müdigkeit. Ich bin zum Einschlafen müde, wenn ich aufgeregt bin. Das war schon immer so.

Wünschen Sie sich etwas zu Ihrem runden Geburtstag?
Nein!

Vielleicht noch so einen Film?
Vielleicht kann ich ihn nicht vermeiden, aber wünschen tu ich ihn mir nicht.

Es heißt ja, man soll einmal am Tag lachen, weil das gesund hält.
Ich weiß. Ich lache sehr wenig, aber ich freu mich, dass ich mehr als einmal am Tag irgendwen zum Lachen bringe.

Mich jetzt zum Beispiel! Sie müssen jetzt aber auch schmunzeln.
Ein dankbares Kudern kommt schon auch von mir, wenn alle lachen. Aber selber lacht man ja nicht über die eigenen Witze! Ich erzähle Witze immer so, als wäre es eine Notlösung oder eine Fehlschaltung.

Otto Schenk in „Vier Saiten“ (Bild: ORF)
Otto Schenk in „Vier Saiten“

Schauen Sie sich am Mittwoch „Vier Saiten“ an?
Ja, ich sehe mich nicht ungern im Fernsehen. Mit gewisser Abscheu, aber sehr kritisch. Ich bin dem Fernsehen sehr dankbar. Ich hätte sonst viele Unarten gehabt. Die habe ich mir abgewöhnt, wenn ich mich im Fernsehen gesehen habe.

Welche zum Beispiel?
Na net zum Beispiel. Das muss ich ja nicht sagen. Ich werde doch die Leute nicht wieder drauf aufmerksam machen.

Stefan Weinberger, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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