Geiseln genommen
Kabul: Dutzende Tote bei Angriff auf Sikh-Tempel
Bei einem Angriff auf einen Sikh-Tempel im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Der Einzeltäter sei von Sicherheitskräften getötet worden, sagte am Mittwoch ein Sprecher des Innenministeriums weiter. Acht Menschen seien verwundet worden. Bei dem Angriff im Zentrum Kabuls wurde nach ersten Angaben ein Tempel der Sikh-Religion gestürmt und mindestens 150 Menschen dadurch als Geiseln genommen. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte den Anschlag über ihr Sprachrohr Amaq für sich.
Der Angreifer sei nach mehrstündigen Gefechten von Spezialkräften getötet worden. Zunächst waren die Behörden von mehreren Tätern ausgegangen. „Die Gläubigen gehen normalerweise früh am Morgen in den Tempel“, sagte ein Vertreter der Sikh- und Hindugemeinschaft im afghanischen Parlament der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Eine weitere Politikerin bestätigte die Zahl der Geiseln. „Selbstmordattentäter sind heute Morgen um 7.45 Uhr (Ortszeit) in den Sikh-Tempel in der Shorbazar-Straße im Polizeibezirk Eins der Stadt Kabul eingedrungen“, hieß es aus dem Innenministerium. Kurz darauf seien Sicherheitskräfte am Ort des Geschehens eingetroffen.
„Der erste Stock des Tempels ist geräumt worden. Eine Reihe von Menschen wurde gerettet. Die Spezialeinheiten sind besonders vorsichtig, da es sich um einen zivilen Bereich handelt. Das Gebiet wurde abgeriegelt“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. „Bisher haben wir keine Nachrichten aus dem Inneren (des Tempels). Ich kenne keine Einzelheiten, vor allem nicht die Zahl der Angreifer. Leider leben auch Familien in der Nähe des Gotteshauses“, sagte Anarkali Honaryar, Sikh-Politikerin und Mitglied des afghanischen Parlaments.
Taliban dementierten, für Angriff verantwortlich sein
Bevor der IS den Anschlag für sich reklamierte, hatten die militant-islamistischen Taliban bereits dementiert, für den Angriff verantwortlich zu sein, wie der Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid auf Twitter mitteilte.
Im Jahr 2018 kamen bei einem Selbstmordanschlag durch die Terrorgruppe Islamischer Staat in der östlichen Provinz Nangarhar mindestens 19 Menschen ums Leben, darunter mehrheitlich Mitglieder der Sikh-Gemeinschaft. Viele Anhänger des Sikhismus verließen daraufhin das Land. Heute leben nach Angaben von Sikh-Politikern nur noch etwa 1000 Sikhs in Afghanistan.
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