Während der Ankauf von Tests und Masken auf Hochtouren läuft, liegen immer mehr Corona-Patienten auf den Intensivstationen. Insgesamt gibt es über 6800 registrierte Corona-Fälle im Land. Die Regierung will am Freitag entscheiden, ob die gesetzten Maßnahmen greifen. Doch was, wenn nicht?
Bundeskanzler Sebastian Kurz appellierte am Donnerstag, nicht auf „Beschwichtigungsversuche“ hereinzufallen. Er setzte auf große Datenauswertungen und kündigte eine „Phase der neuen Normalität“ nach dem Osterwochenende an.
Doch wie könnte diese Phase aussehen? Eine abrupte Aufhebung aller Beschränkungen wäre selbst bei optimaler Entwicklung sowohl aus gesundheitlichen als auch aus verwaltungstechnischen Gründen auszuschließen.
Sperren werden erst schrittweise aufgehoben
Wenn die Steigerungsrate bei neuen Fällen unter zehn Prozent liegt, könnten einige Sperren schrittweise (!) aufgehoben werden - dies ist aktuell die Hoffnung. Möglicherweise könnte zumindest ein Teil des Schulunterrichts - besonders im Hinblick auf die nahende Matura - aufgenommen werden.
Ein normaler Alltag scheint momentan noch in weiter Ferne. Doch zumindest eine teilweise Rückkehr an den Arbeitsplatz wäre denkbar - unter verstärkten Hygieneauflagen selbstverständlich. „Eines ist klar: Sofort wieder zum gewohnten Alltag zurückzukehren, wäre jetzt falsch“, erklärte Niki Popper, Leiter des Forschungsteams von der Technischen Universität (TU) Wien und des TU-Spin-offs dwh GmbhH.
„Mehr Kontakte bedeuten auch mehr Krankheitsfälle“
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Beibehaltung der aktuellen Maßnahmen der Höhepunkt der Krankheitsfälle bald erreicht wird und die Zahl der Infektionen dann zurückgeht. „Wenn die Kontaktzahl aber dann sofort wieder auf das früher übliche Niveau ansteigt, dann wird auch die Zahl der Krankheitsfälle sehr rasch wieder zunehmen.“
Eine durch ein übereiltes Ende der Maßnahmen verursachte zweite Corona-Welle könnte den Simulationen zufolge innerhalb kurzer Zeit zu deutlich höheren Krankheitszahlen führen als derzeit. Daher seien gewisse Vorsichtsmaßnahmen noch längere Zeit notwendig.
Kanzler appelliert an Disziplin
Popper schränkt ein, dass langfristige Prognosen „immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind“. Deshalb sei es wichtig, die Modelle Woche für Woche weiter zu verbessern und an das neueste Datenmaterial anzupassen. Kanzler Kurz ließ jedenfalls wissen, dass auch die Beibehaltung des Status quo als „Worst-Case-Option“ bleibt - Disziplin sei deshalb gefragt.
Sport und Kultur rechnen mit längeren Ausfällen
In der Kultur- und Sportwelt bereitet man sich unterdessen auf eine längere Ausfallszeit vor. Zahlreiche Theater, Sportklubs und Vereine haben bereits ihre Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet. Und selbst nach einer Lockerung der Maßnahmen ist unklar, „inwieweit Besucher das Veranstaltungsangebot dann auch gleich wieder annehmen“, so Karl Zabern, Sprecher der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA, am Donnerstag.
Kronen Zeitung/krone.at
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