Die Nutzung von Google-Diensten auf Huawei-Smartphones haben die USA bereits untersagt. Nun will Washington die Daumenschrauben offenbar noch fester ziehen: Laut Insidern denkt man in den USA darüber nach, ausländischen Chipherstellern zu verbieten, Komponenten für Huawei zu fertigen, wenn die dafür nötigen Maschinen aus den USA kommen.
Der chinesische Mobilfunkriese Huawei ist nicht nur bei Smartphones und Netzwerktechnik, sondern auch im Chipbereich eine Macht. Mit der Tochterfirma HiSilicon, von der die Prozessoren der meisten Huawei-Smartphones entwickelt werden, ist man gut aufgestellt. Die Fertigung übernimmt aber der taiwanesische Chipfertiger TSMC - und hier setzen die Sanktionen an, die laut der Nachrichtenagentur Reuters nun drohen.
USA wollen Einfluss auf Huawei-Partner im Ausland
Unter Berufung auf Insider berichtet Reuters, dass die USA in Erwägung ziehen, dass ausländische Unternehmen, die US-Technologie für die Chipherstellung verwenden, sich künftig um eine US-Lizenz dafür bemühen müssten, wenn sie Chips an Huawei liefern oder Chips für Huawei produzieren wollen. Die Idee entstand offenbar bei einem Treffen von Vertretern verschiedener US-Ministerien, in dem es darum gegangen sein soll, den US-amerikanischen Einfluss auf im Ausland hergestellte Waren zu vergrößern, die auf US-amerikanischer Technologie oder Software basieren.
Wie das IT-Portal „Golem“ hervorhebt, nutzen die meisten Chiphersteller auf der Welt entweder Technologie des Ausrüsters ASML aus den Niederlanden oder von den US-Firmen Applied Materials und Lam Research. Auch beim Chipfertiger TSMC in Taiwan kommt also wohl US-Technologie zum Einsatz, wenn dort Chips für Huaweis Prozessortochter HiSilicon produziert werden.
Huawei ist für TSMC sehr wichtiger Kunde
Seitens TSMC erklärte man, man sei bereit, mit „neuen Exportkontrollbestimmungen umzugehen“, dürfte aber wenig Freude haben, wenn nun die US-Regierung bestimmt, was das Unternehmen in Taiwan mit seinen viele Milliarden teuren Maschinen macht. Hinzu kommt, dass HiSilicon für TSMC ein bedeutender Kunde ist: Insider schätzen, dass die Produktion für Huawei ein Zehntel des TSMC-Umsatzes ausmacht. TSMC produziert aber auch noch für viele andere Unternehmen - auch US-amerikanische wie AMD, Apple, Intel, Nvidia oder Qualcomm.
Bisherige Sanktionen zeigen wenig Wirkung
Die US-Regierung hatte wegen Spionageverdacht bereits im Mai 2019 strikte Exportsanktionen gegen Huawei verhängt. Dadurch hat Huawei keinen Zugriff mehr auf Komponenten und Software aus den USA, was sich für Smartphone-Nutzer vor allem darin äußert, dass Huawei-Smartphones derzeit ohne Google-Dienste erscheinen. Die Sanktionen hatten aber ansonsten keine allzu große Wirkung auf Huawei.
Die Chinesen verkaufen ihre Smartphones nun mit eigenem App Store statt Google Play Store, haben US-Lieferanten durch Lieferanten aus anderen Ländern ersetzt und fertigen ihre 5G-Ausrüstung komplett ohne Komponenten aus den USA. Während Huawei selbst den Sanktionen trotzt, spürt sie der Kunde: Der Wegfall der Google-Dienste inklusive auch für Apps anderer Unternehmen wichtiger Programmierschnittstellen schränkt die Benutzbarkeit von Huawei-Smartphones in westlichen Märkten empfindlich ein.
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