Zehn Jahre führte Christine Bucher ein Hotel in Axams. Ihre allerletzten Gäste kamen aus einem der Ursprungsgebiete des Coronavirus - ohne ihr Wissen. Nun gibt die Tirolerin auf.
Seit zehn Jahren betreibt Familie Bucher den Betrieb mitten auf dem Axamer Dorfplatz. Als ihr Vater vor einigen Jahren starb, übernahm Tochter Christine die Verantwortung für das 90-Betten-Hotel. Besonders Gäste aus dem Reich der Mitte zog es in das religiös angehauchte Haus. Viele Gruppen aus China frequentierten über Jahre die Einrichtung. Zum besseren Verständnis: Alleine für Februar, März und April hätten sich 200 Gruppen mit durchschnittlich 45 Personen in der Mittelgebirgs-Unterkunft angesagt gehabt.
Doch von einem Tag auf den anderen war alles anders, aus und vorbei. Die Hotel-Chefin erinnert sich: „Die letzten Gäste aus Fernost checkten am 25. Jänner ein. Was mir schon damals auffiel, aber erst jetzt so richtig bewusst wird: Die Gruppe diskutierte wie wild im Eingangsbereich, es ging richtig rund, teilweise stritten die Asiaten untereinander, es kam zu tumultartige Szenen.“
Gästegruppe stammte aus Wuhan in China
Dass diese Gruppe aus Wuhan war, einem der Ursprungsorte des Coronavirus, erfuhr sie erst am Tag der Abreise und zwar vom Busfahrer. „Auch das Reisebüro gab sich unwissend über den Herkunftsort der Touristen, ich hatte auch keine Möglichkeit, dies zu überprüfen“, sagt Bucher.
Fakt ist, dass seit dem Abreisetag der Gruppe am 28. Jänner keine Gäste mehr kamen. „Ich begann zu recherchieren. Freunde aus China berichteten mir über das Ausmaß der Corona-Krise im Land. Doch mir glaubte damals niemand. Ich warnte zahlreiche Tiroler Bekannte, dass dies auch zu uns überschwappen wird“, erzählt die vierfache Mutter.
„Keine Unterstützung von Kammer erhalten“
Sie zog jedenfalls damals die Konsequenzen und nahm keine Buchungen mehr an – in weiser Voraussicht. Dass Betriebskosten und Rechnungen weiterlaufen, das Haus aber leer steht, zwingt die 46-Jährige nun zu drastischen Schritten: „Ich muss wegen Corona das Hotel für immer zusperren.“
Rettungsversuche ihrerseits hätte es zuvor schon gegeben. „Bereits Anfang Februar habe ich bei der Wirtschaftskammer sowie auch dem Tourismusverband um Unterstützung angesucht. Leider vergeblich, ich wurde abgeblockt. Damals nahm mich einfach keiner ernst.“ Ihr Entschluss steht fest: Das Hotel wird zugesperrt. Das ist die Konsequenz aus dieser Krise. „Mir bleibt nichts anderes übrig, es gibt keine andere Option. Mit der Tourismusbranche habe ich fix abgeschlossen“, betont Bucher.
Christian Biendl, Kronen Zeitung
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