Warnung vor Optimismus

Überfluss an Intensivbetten kommt uns jetzt zugute

Österreich
28.03.2020 06:02

Dass Österreich viele Spitäler und damit Spitalsbetten - auch Intensivbetten - vorweisen kann, kommt uns in der aktuellen Krise zugute. Experten warnen aber vor übertriebenem Optimismus. Rund 800 Covid-19-Erkrankte befinden sich derzeit in Spitalsbehandlung - 128 von ihnen auf einer Intensivstation. Knapp 7700 Österreicher waren mit Donnerstagabend (Stand 22 Uhr) mit dem neuartigen Coronavirus infiziert.

Zu viele Krankenhäuser? Zu wenig effizient? Zu hohe Kosten? Österreichs Gesundheitssystem wurde in der jüngeren Vergangenheit des Öfteren zerzaust. Diese Kritik, so sie in Teilen berechtigt sein mag, ist angesichts der Corona-Krise verstummt. Nun ist man froh über die 271 Spitäler (die rund 25.000 Ärztinnen und Ärzte sowie mehr als 90.000 sonstiges Personal beschäftigen), auch wenn dort (nicht zuletzt auch ob infizierten Personals) personelle Engpässe drohen könnten.

Eine aktuelle Studie der OECD lässt das Land aber ein wenig aufatmen. Bei den Akutbetten pro Einwohnerzahl liegt Österreich auf Platz fünf der untersuchten Länder, bei den Intensivbetten gar auf Platz zwei hinter Deutschland. Gesundheitsminister Rudolf Anschober sieht Österreichs System gut gerüstet, warnt jedoch ebenso vor übertriebenem Optimismus wie Experten. Rund 800 Covid-19-Erkrankte befinden sich derzeit in Spitalsbehandlung.

(Bild: "Krone"-Grafik)

„Derzeit kein Anzeichen, dass das besser wird“
Der Chef des Complexity Science Hub Vienna, Stefan Thurner, etwa verweist auf nackte Zahlen. Dass sich die Verdoppelungszeit der Infektionsfälle in Österreich von zwei Tagen vor rund drei Wochen auf derzeit etwa vier Tage erhöht habe, zeige zwar die Wirksamkeit der Maßnahmen. „Aber wenn sich alle vier Tage etwas verdoppelt, ist es fast so schlimm, wie wenn sich etwas alle zwei Tage verdoppelt.“ Dies betreffe freilich auch die Frage nach Intensivbetten. „Es gibt derzeit kein Anzeichen, dass das besser wird“, sagt der Physiker und Komplexitätsforscher.

Stefan Thurner (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Stefan Thurner

Wenn die Überkapazität zum Segen werden kann
Christian Köck ist Gesundheitsökonom, ehemaliger Krankenhausmanager und Ex-Politiker. Er meint, dass kein Land für eine derartige Situation präpariert sein könne. Österreichs Regierung attestiert er professionelles und unaufgeregtes Krisenmanagement. „Und uns kommt zugute, dass wir viele Spitäler und Betten haben. Wir haben 2600 Intensivbetten, Norwegen als Vergleich nur 900. Das, was in normalen Zeiten vielleicht als Überkapazität oder Überfluss zu Recht kritisiert wurde, entpuppt sich nun als großer Vorteil.“

Kronen Zeitung

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