Twitter hat zwei Kurznachrichten des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gelöscht, in denen der Staatschef den Sinn von Isolationsmaßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus in Zweifel gezogen hatte. Die Botschaften hätten gegen die bei Twitter geltenden Regeln verstoßen, erklärte das US-Unternehmen am Sonntag. Es würden solche Nachrichten gelöscht, die den Informationen der Gesundheitsbehörden zur Pandemie widersprächen und das Risiko einer Weiterverbreitung des Virus erhöhen könnten, erklärte Twitter.
Bolsonaro hat wiederholt eine „Hysterie“ über das Virus angeprangert und die von dem Erreger ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 als „kleine Grippe“ bezeichnet. Der rechtsradikale Staatschef warnte auch vor Schäden für die brasilianische Wirtschaft durch die Anti-Corona-Maßnahmen regionaler und kommunaler Behörden und plädierte für eine rasche Rückkehr zur Normalität im öffentlichen Leben.
Isolationsmaßnahmen angezweifelt
Bei den von Twitter gelöschten Botschaften (Screenshot unten) handelt es sich um zwei Videos, die zeigen, wie Bolsonaro sich persönlich über Empfehlungen seines eigenen Gesundheitsministeriums für den Kampf gegen die Pandemie hinwegsetzt. Der Präsident ist dabei zu sehen, wie er am Sonntag durch die Hauptstadt Brasília läuft, sich mit Unterstützern trifft und sie drängt, die Wirtschaft am Laufen zu halten.
Im Brasilien gab es laut den amtlichen Zahlen bis Sonntag rund 3900 Corona-Infektionsfälle. 114 Todesfälle durch die Pandemie wurden im bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas gezählt. Nach Kehrtwenden unter anderem von US-Präsident Donald Trump und dem britischen Premierminister Boris Johnson zählt Bolsonaro zu den letzten rechtspopulistischen Regierungschefs, die das Coronavirus noch auf die leichte Schulter nehmen.
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