Die neuen Maßnahmen

Teils Maskenpflicht, Hotels zu, Job-Freistellungen

Politik
30.03.2020 12:40

Die Bundesregierung hat am Montag neue Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionszahlen präsentiert: „Es ist die Ruhe vor dem Sturm“, lautete die Botschaft von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Die Lage sei weiterhin so ernst, dass es noch lange nicht um die Rücknahme von Ausgangsbeschränkungen geht, sondern um eine Ausweitung der Restriktionen. Wenn es aber einmal zu Lockerungen komme, werde man - auch aus volkswirtschaftlichen Gründen - mit den Geschäften starten. Schulen und Unis kämen erst später an die Reihe.

Der Bundeskanzler dankte der österreichischen Bevölkerung einmal mehr für ihre Unterstützung bei der Bewältigung der Coronavirus-Krise. Es gebe aber auch viele „Verharmloser“. „Viele können es sich nicht vorstellen: Aber die Wahrheit ist, es ist die Ruhe vor dem Sturm.“ Wie grausam dieser Sturm sein kann, erkenne man ganz gut an unserem Nachbarland Italien. Gemeinsam müsse man nun alles dafür tun, damit wir schnell wieder aus dieser Krise herauskommen, appellierte Kurz.

Video: Das Statement von Kanzler Kurz in voller Länge

Supermarkt-Besuche nur noch mit Mund-Nasen-Schutz
Als verschärfende Maßnahme im Kampf gegen das Virus soll ein Mund-Nasen-Schutz überall dort getragen werden, wo ein Vorbeigehen stattfindet, so der Kanzler. Wie die „Krone“ bereits vorab berichtet hatte, darf man unter anderem auch Supermärkte künftig nur mehr dann betreten, wenn man eine Schutzmaske trägt. Diese werden an den Eingängen verteilt und sollen verhindern, dass Menschen während des Einkaufs Viren verschleudern. Der Start der Maßnahme erfolgt, sobald genug Masken in den Supermärkten ausgegeben werden können, vermutlich ab Mittwoch.

(Bild: AP)

Masken „kein Ersatz für das Abstandhalten“
Zur verkündeten Maskenpflicht betonte Kurz, dass dies keinesfalls ein Ersatz für das Abstandhalten sei. Auch betonte er, dass es hier nicht darum gehe, sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen, sondern darum, andere nicht anzustecken - damit werde sichergestellt, dass es nicht so leicht zur Übertragung in der Luft kommt. „Ich bin mir vollkommen bewusst, dass Masken für unsere Kultur etwas Fremdes sind“, es werde eine große Umstellung und eine Lernphase sein.

Masken „wirken“ vier Stunden
Die nunmehr verpflichtend zu tragenden Masken sind laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) dafür geeignet, dass andere nicht angesteckt werden. „Sie haben einen Wirkungszeitraum von vier Stunden“ und dienen dem „Schutz der Kapazitäten in den Spitälern“.

(Bild: APA/Barbara Gindl)

Schutz für besonders gefährdete Gruppen
Die neuen Maßnahmen beinhalten auch, dass besonders Risikogruppen - ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen - noch besser geschützt werden, so der Gesundheitsminister. Unter anderem soll es für diese Gruppen eine verpflichtende Freistellung vom Job geben beziehungsweise die Möglichkeit auf Arbeit aus dem Home-Office, wenn dies möglich ist. Den Arbeitgebern wird die Maßnahme abgegolten.

Keine touristischen Übernachtungen mehr
Außerdem werden Beherbergungsbetriebe wie Hotels oder Pensionen komplett schließen müssen, so Anschober weiter. Touristische Übernachtungen wird es also keine mehr geben.

(Bild: stock.adobe.com)

Kurz befürchtet Überlastung ab Mitte April
Kurz befürchtet, dass schon in rund zwei Wochen Engpässe an den Spitälern auftreten könnten. Mitte April könnte man in einer Situation sein, wo es zu einer Überforderung der Intensivmedizin komme, erklärte der Regierungschef. Mit Stand 27. März waren in Österreich 1071 Intensivbetten frei. Von mehr als 2500 Beatmungsgeräten waren noch 908 verfügbar.

(Bild: APA/Georg Hochmuth)

Kogler: „Das ist kein Grippevirus“
Kogler betonte, dass man nach Ostern die Maßnahmen keineswegs lockern könne, denn sonst würden die Kapazitätengrenzen der medizinischen Einrichtungen überschritten und dies würde dann „viel mehr Tote“ bedeuten. Er appellierte daher an die Bevölkerung, dass „möglichst viele mittun, um möglichst viele andere Menschenleben zu retten“. Der Vizekanzler verwies auch darauf, dass sich nach wie vor nicht alle an die Abstandsmaßnahmen halten, das habe man auch am vergangenen Wochenende gesehen. „Man kann das nur unterschätzen. Das ist kein Grippevirus. Das funktioniert anders, sonst wären die Ausbreitungsgeschwindigkeiten andere.“

Video: Das Statement von Vizekanzler Kogler

Vizekanzler Werner Kogler (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Vizekanzler Werner Kogler

„Viele Menschen werden an dieser Krankheit sterben“
Die bisher gesetzten Maßnahmen würden wirken, das sei bereits feststellbar, so Sebastian Kurz. „Aber wir müssen die Ausbreitung in Österreich deutlich stärker drücken.“ Der Reproduktionsfaktor müsse auf unter 1 sinken „und mittelfristig in Richtung null verlaufen“. Denn die Wahrheit sei: „Kein Gesundheitssystem der Welt kann eine zu schnelle Ausbreitung stemmen. Wie lange die Überbelastung dauert, insbesondere in der Intensivmedizin, das hängt von uns allen ab. Es ist jetzt schon klar, dass viele Menschen an dieser Krankheit sterben werden. Aber wir müssen unser Möglichstes tun, dass nicht mehr Menschen sterben, als sterben müssen.“

Auch Kogler unterstrich die Notwendigkeit dieses Schrittes. Und: „Wenn wir den Experten zuhören, bin ich dafür, dass wir uns an jenen orientieren, die die dramatischeren Szenarien zeichnen“, sagte er. Das Bild der „Ruhe vor dem Sturm“ könne er nur unterstreichen. Denn man sei hinter anderen Staaten nur zeitlich hinterher. „Deswegen legen wir nach, und es kann nicht nach Ostern lockerer werden.“

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