Schwere Vorwürfe

Mehr als 600 Ärzte klagen französische Regierung

Ausland
31.03.2020 15:47

Mehr als 600 Ärzte haben aufgrund der Corona-Krise die französische Regierung geklagt. Bereits am 19. März hatte das Kollektiv namens „C 19“ Beschwerde gegen die ehemalige Gesundheitsministerin Agnes Buzyn und Premierminister Edouard Philippe eingereicht. Bis Dienstag unterschrieben mehr als 350.000 Menschen die Petition zur Unterstützung der Klage.

Die Mediziner werfen den Politikern „Staatslügen“ im Umgang mit dem Coronavirus vor. Der Vorwurf lautet auf unterlassene Hilfeleistung und fahrlässige Tötung. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron besuchte unterdessen am Dienstag eine Maskenfabrik in Angers und beschwor dabei einmal mehr den Kampf gegen den „unsichtbaren Feind“, das Coronavirus.

Regierung soll zu spät gehandelt haben
Laut den Ärzten war sich die Regierung der Gefahren der Krankheit zwar bewusst, handelte aber nicht früh genug und reagierte falsch, was etwa die Bereitstellung von Schutzmasken und Tests für Covid-19 sowie die Isolierung von betroffenen Personen betrifft.

Die französische Regierung rund um Präsident Emmanuel Macron (l.) sieht sich aufgrund der Corona-Krise immer stärkerer Kritik ausgesetzt. Viele Mediziner hätten sich auch mangels Schutzmasken mit dem Coronavirus infiziert, jetzt verklagen sie die Regierung. (Bild: AFP )
Die französische Regierung rund um Präsident Emmanuel Macron (l.) sieht sich aufgrund der Corona-Krise immer stärkerer Kritik ausgesetzt. Viele Mediziner hätten sich auch mangels Schutzmasken mit dem Coronavirus infiziert, jetzt verklagen sie die Regierung.

Bereits Anfang März Corona-Patienten aus Italien
Der französische Arzt Emmanuel Sarrazin berichtete, dass Sanitäter Anfang März Patienten in seine Praxis gebracht hätten, die gerade aus den italienischen Corona-Gebieten zurückkamen und „schrecklich husteten“. Sie saßen „ohne Vorwarnung“ in seinem überfüllten Wartezimmer und er musste sie ohne Maske behandeln. „Es ist unglaublich, wie unvorbereitet wir in diese katastrophale Situation hineingeritten wurden.“

Medizinisches Personal in Frankreich evakuiert Covid-19-Patienten in Gegenden, wo das Virus sich noch nicht so stark ausgebreitet hat. (Bild: AFP)
Medizinisches Personal in Frankreich evakuiert Covid-19-Patienten in Gegenden, wo das Virus sich noch nicht so stark ausgebreitet hat.

Bei vielen Patienten nur noch „Sterbebegleitung“ möglich
Auch eine Ärztin aus dem Elsass kritisierte die französische Regierung scharf. Sie ist der Meinung, dass die Bedrohung lange verharmlost und die Ausgangssperre viel zu spät beschlossen wurde. Es gebe viel zu wenig Intensivbetten und vielfach würden die Mediziner nur noch „Sterbebegleitung“ machen. 

Frankreich hat laut der weltweiten Corona-Erfassung der Johns-Hopkins-Universität etwas mehr als 45.000 Einwohner, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert sind. Seit Mitte März ist eine Ausgangssperre für das ganze Land aufrecht.

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