Die Zahl der Anzeigen wegen Verstößen gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz schnellte in Tirol zuletzt gehörig nach oben. Ein Grund dafür ist, dass viele Bürger unerlaubterweise die Gemeindegrenzen überschreiten - etwa zum Einkaufen.
Seit dem 19. März, dem Josefi- bzw. Landesfeiertag, stehen alle 279 Tiroler Gemeinden unter Quarantäne. Das heißt, die Heimatgemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es einen triftigen Grund dafür gibt. Dazu zählen Grundversorgung, Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen. In den nächsten Ort darf man nur, wenn es im eigenen keinen Supermarkt oder keine Apotheke, keinen Mediziner oder auch kein Bankinstitut gibt.
Böses Erwachen für viele Tiroler
Für viele Einkäufer, die zuletzt dennoch ihren gewohnten „Lieblingsmarkt“ aufsuchten, auch wenn dieser im Nachbarort steht, gibt es seither ein böses Erwachen. Anstelle des erhofften Shopping-Erlebnisses setzt es eine Begrüßung durch kontrollierende Polizei. So passiert am Wochenende und am Montag in Neu-Rum. Vor allem Bewohner des Innsbrucker Olympia-Dorfes, die nur einen Steinwurf vom Großmarkt Metro entfernt sind, schütteln den Kopf.
Polizei darf keinerlei Ausnahmen machen
Ist das eine reine Schikane? „Keineswegs!“, heißt es seitens der Polizei. Sprecher Manfred Dummer führt aus: „Wir erhalten immer wieder Anfragen, ob wir denn in solchen Fällen nicht Ausnahmen machen können. Wir als Exekutive sind aber an die Anordnungen des Landes gebunden. Wir würden in Teufels Küche kommen, würden wir da und dort Ausnahmen machen.“
„Wir gehen mit Augenmaß vor“
In „Grenzfällen“, wie jener im O-Dorf/Rum einer sei, würden die Beamten stets mit Augenmaß vorgehen. Lenker mit Innsbrucker Kennzeichen werden in der Regel aufgeklärt und nur ermahnt. Lediglich wer gar kein Einsehen habe, müsse mit einer Anzeige rechnen. Dasselbe gelte laut Dummer etwa auch für die Bereiche Kranebitten/Cyta (Völs) oder Ampass/DEZ. Generell seien die meisten einsichtig. Allerdings meldeten sich bei der „Krone“ auch Leser, die ganz andere Erfahrungen – etwa bei der Cyta – machen mussten und sofort angezeigt wurden.
Kein Pardon bei Pkw aus entfernteren Bezirken
Wenn aber etwa ein Auto mit Schwazer Kennzeichen auf einem Supermarkt-Parkplatz in Innsbruck vorfährt, droht dem Betroffenen sofort eine Anzeige. „Das ist dann zu viel des Guten“, betont Dummer ganz klar.
Tirol bei Anzeigen hinter Wien die Nummer zwei
Was die bisher erstatteten Anzeigen betrifft, nimmt Tirol mit 1753 hinter Wien (3565) den unrühmlichen zweiten Rang ein. Zu bedenken ist aber, dass in Wien rund zweieinhalb Mal so viele Menschen leben. Auch die von der Einwohnerzahl wesentlich größeren Bundesländer Niederösterreich (815 Anzeigen) und Steiermark (1240) sowie Oberösterreich (1269) liegen hinter Tirol. Im vergleichbaren Bundesland Salzburg setzte es bisher 349 Anzeigen.
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