Um der weiteren Ausbreitung des Coronavirus entgegenzutreten, setzt die Regierung auf das Tragen eines Mund- und Nasen-Schutzes (kurz MNS) in Supermärkten. Auch Polizisten im Außendienst sollen mit Masken tätig sein. Eine Ausweitung auf frequentierte Orte scheint ebenfalls möglich. Sechs renommierte Gesundheitsorganisationen sehen die Maskenpflicht für Gesunde allerdings skeptisch.
So weist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Video darauf hin, dass das alleinige Tragen von „medizinischen Masken“ nicht vor dem Coronavirus SARS-CoV-2 schützt. Das Tragen müsse kombiniert werden mit zusätzlichen Maßnahmen wie dem Händewaschen. Daher empfiehlt die WHO das Tragen von Masken „nur in speziellen Fällen“: „Wenn Sie Husten, Fieber und Atemschwierigkeiten haben, tragen Sie eine Maske und suchen Sie medizinische Versorgung auf. Wenn Sie diese Symptome nicht haben, brauchen Sie auch keine Maske tragen, da es keine Beweise gibt, dass sie Menschen schützt, die nicht krank sind.“
Maske kann auch Infektionsquelle sein
Kümmert man sich allerdings um eine andere Person, die mit dem Virus infiziert sein könnte, sollte man laut WHO, wenn man sich im selben Raum wie die Person aufhält, schon eine Maske tragen. Die Organisation warnt aber auch vor dem Tragen einer Maske, denn das Tragen könne „ein falsches Gefühl des Schutzes vermitteln und eine Infektionsquelle sein, wenn sie nicht richtig verwendet wird“.
Diese Meinung teilen auch das US-Zentrum für Krankheitskontrolle (CDC), die Berliner Charite, das renommierte deutsche Robert-Koch-Institut (RKI), das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES). Die MedUni Wien und dessen Zentrum für Public Health befürworten hingegen die Maßnahmen der Regierung und sprechen sich für das verbreitete Tragen von Masken aus.
Das Zentrum für Krankheitskontrolle (CDC) schreibt auf seiner Website: „Das CDC empfiehlt nicht, dass Menschen, denen es gut geht, eine Gesichtsmaske tragen, um sich vor Atemwegserkrankungen, einschließlich Covid-19, zu schützen.“ Eine Gesichtsmaske solle von Menschen, die das Coronavirus haben und Symptome zeigen, getragen werden. „Dies dient dem Schutz anderer vor dem Risiko, sich anzustecken.“ Gesichtsmasken sind laut dem CDC auch für Personen, die eine Person mit Coronavirus in engen Räumen (z.B. Zuhause) pflegen sowie für Mitarbeiter des Gesundheitswesens „von entscheidender Bedeutung“.
„Falsches Gefühl des Schutzes“ durch Maske?
Die Berliner Charite schreibt auf ihrer Website, dass es nicht bewiesen sei, dass „sich das Ansteckungsrisiko für eine gesunde Privatperson signifikant verringert, wenn sie einen Mund-Nasen-Schutz trägt“. Zudem weist die deutsche Klinik - wie schon die WHO - darauf hin, dass „ein falsches Sicherheitsgefühl dazu verleiten“ könne, „zentrale Hygienemaßnahmen (...) zu vernachlässigen“. In dem Zusammenhang wird auch auf die weltweite Knappheit von Gesichtsmasken aufmerksam gemacht.
Das deutsche Robert-Koch-Institut vertritt wie bereits das CDC und die WHO die Ansicht, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sinnvoll ist, „wenn sich eine an einer akuten respiratorischen Infektion erkrankte Person im öffentlichen Raum bewegen muss“. Abstandsregeln sollten trotzdem eingehalten werden. Das Institut erwähnt auch die fehlende Evidenz hinsichtlich der Verringerung einer Ansteckungsgefahr beim Tragen einer Maske und verweist auf die Angaben der WHO.
So sieht das auch das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Dessen Experten weisen so wie die Berliner Charite und die WHO aufgrund „eines falschen Sicherheitsgefühls und des verstärkten Kontakts zwischen Händen, Mund und Augen“ auch auf ein mögliches höheres Infektionsrisiko durch das Tragen einer Maske hin.
Effekt von Masken durch Studien nicht belegt
Auf der Website der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) sagt Universitätsprofessor Franz Allerberger in einem Video, dass es anhand von vorhandenen Studien nicht belegbar sei, dass das Tragen einer Maske bei „durch die Luft übertragenen Krankheitserregern“ einen wirklichen Effekt habe. „Man sieht ja bei diesen Einmal-Mundschutzmasken links, rechts, oben, unten wie die Luft hineinkommt“, so Allerberger.
Diesen sechs Quellen gegenüber steht die MedUni Wien und deren Zentrum für Public Health, die die Maßnahmen der österreichischen Regierung am Dienstag als „hervorragende Maßnahme“ bezeichnete. Vizerektor Oswald Wagner plädierte sogar für eine Ausweitung der Regelung. „Diese Maßnahme hat nachweislich zur Eindämmung der Covid-19-Epidemie u.a. in Japan beigetragen“, hieß es in einem Schreiben an die APA.
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