Vergangene Woche hat die Bundesregierung deutlich mehr Testungen auf Covid-19 angekündigt - bis zu 17.000 Tests seien täglich möglich, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Diese Zielvorgabe wurde mit zuletzt maximal 3691 Testungen pro Tag jedoch deutlich verfehlt. Der Grund liegt darin, dass auch in Labors wichtige Ausrüstung fehlt.
Mit Stand Mittwoch, 8 Uhr, sind 55.863 Personen in Österreich bisher auf SARS-CoV-2 getestet worden. Mit den in den vergangenen Tagen vorgenommenen Testungen hinkt man jedoch nach wie vor deutlich der Vorgabe von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hinterher und erreicht damit nicht einmal ansatzweise die Zahl, die theoretisch machbar sein sollte.
Bisher 16.311 Testungen
Etwa 40 Labors stünden für Testverfahren auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 zur Verfügung, „15.000 bis 17.000 Testungen täglich sind möglich“, hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am vergangenen Freitag erklärt. 16.311 Personen sind dem Zahlenmaterial des Gesundheitsministeriums zufolge seither getestet worden - insgesamt.
Mangel an Reagenzien
Der höchste Tageswert, der erreicht werden konnte, lag demnach bei 3691, der am Samstag ausgewiesen wurde. Schuld an dieser mäßigen Entwicklung dürfte ein anhaltender Mangel an Reagenzien in Österreich sein, die am Weltmarkt aufgrund der Corona-Pandemie umkämpft sind und ohne die sich keine Testverfahren durchführen lassen. Das Gesundheitsministerium verwies am Wochenende darauf, dass außerdem etliche kleine Labors noch nicht direkt mit dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) verbunden wären. Nur Positivtests würden sofort eingemeldet, aufgrund der Verzögerungen bei Negativtests könne die Statistik daher nur bedingt die aktuelle Situation abbilden.
Schwere Fälle nehmen zu, aber weniger stationär behandelte Patienten
Am Mittwoch befanden sich österreichweit 1071 Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung in stationärer Behandlung und damit 39 Infizierte weniger als am Vortag. Die schweren Fälle, die einer intensivmedizinischen Betreuung bedurften, nahmen allerdings von Dienstag auf Mittwoch um 17 auf 215 zu. Bisher 146 mit einer Covid-19-Erkrankung Verstorbene verzeichnete der Krisenstab im Innenministerium, insgesamt 10.482 positive Testergebnisse auf SARS-CoV-2 wurden am Mittwoch (Stand: 15 Uhr) registriert. 1436 Betroffene galten als genesen.
Vorsichtsmaßnahmen bei Polizei
Unterdessen ist das verpflichtende Tragen von Schutzmasken auch für Polizisten angelaufen. Jeder Beamte erhielt am Mittwoch bei Dienstantritt einen Mund-Nasen-Schutz. Dieser muss im Außendienst und bei der Überwachung sensibler Objekte wie Botschaften getragen werden. Auch beim Parteienverkehr auf den Dienststellen sind die Masken Pflicht - nicht nur die Beamten müssen Mund und Nase verhüllen, auch jene, die auf die Polizeiinspektionen kommen, um etwa eine Anzeige zu erstatten. Zur Grundausstattung der Polizisten gehören neben den Masken - wenn möglich - auch Einweghandschuhe, hieß es.
Noch keine Kundenbeschwerden bei Supermärkten
Die Masken, die zur Eindämmung von SARS-CoV-2 beitragen sollen, wurden erstmals auch in Supermärkten ausgegeben. So verteilte die Handelskette Spar am Mittwoch erstmals Mund-Nasen-Schutzmasken am Eingang ausgewählter Filialen. Beschwerden von Kunden habe es bisher nicht gegeben, sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann: „Es geht ganz ruhig vonstatten.“ Man habe damit gerechnet, dass sich die Kunden bei der Maskenausgabe anstellen würden. Das sei aber bisher nicht der Fall gewesen. Einige Kunden hätten selbst Masken mitgebracht. Spar habe derzeit vier Millionen Schutzmasken auf Lager. Noch sei nicht abzuschätzen, wie viele Masken täglich benötigt würden, erklärte Berkmann.
Schutzmasken auch im Parlament
Auch im Parlament werden die Masken Einzug halten. Zum Tragen können die Parlamentarier in den kommenden Sitzungen jedoch nicht gezwungen werden. Dies sei aufgrund des „freien Mandats“ wohl nicht möglich, hieß es am Mittwoch. Es könnte aber eine freiwillige Vereinbarung in der Präsidialkonferenz geben. Vermindert werden soll das Infektionsrisiko auch dadurch, dass zur nächsten Sitzung nur 96 der 183 Mandatare anreisen. Fernbleiben werden im Regelfall Personen, die selbst oder deren Angehörige zur Risikogruppe gehören bzw. solche mit längerem Anfahrtsweg, verlautete aus mehreren Klubs.
Noch kein Anstieg von häuslicher Gewalt
Die Befürchtung, die Ausgangsbeschränkungen könnten zur Zunahme häuslicher Gewalt führen, haben sich bisher noch nicht bestätigt. Bislang wurde kein Anstieg der Betretungs-und Annäherungsverbote sowie keine Zunahme bei den betreuten Personen beobachtet, erklären die österreichischen Gewaltschutzzentren und Frauenhäuser.
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