Von Gras bis Baguette
Hamsterkäufe: Welche Produkte werden wo gehortet?
Andere Länder, andere Hamsterkäufe. Inmitten der Coronavirus-Pandemie offenbart sich, worauf die Bürger verschiedener Länder auch in einer Krise auf keinen Fall verzichten wollen. Während in heimischen Supermärkten die Klopapier- und Nudel-Regale leer geräumt wurden, liegen die Prioritäten in anderen Staaten ganz woanders. Spanier decken sich beispielsweise in der momentanen Ausnahmesituation mit Bier, Wein und Kartoffelchips ein. In der Türkei wurde ein Duftwasser zum Kassenschlager.
Die Toilettenpapier-Krise ist bei uns mittlerweile gut überstanden - nachdem die begehrten Rollen vor nicht allzu langer Zeit nur schwer zu beschaffen waren, beruhigte sich die Lage und man muss nicht mehr mehrere Supermärkte abklappern, um sie kaufen zu können. Auch Promis wundern sich über die aufgedeckten Gewohnheiten der verschiedenen Nationen. Schauspieler Til Schweiger vermutete auf Instagram, im falschen Land aufgewachsen zu sein.
Spanier können die gesteigerte Nachfrage nach Toilettenpapier offenbar weniger nachvollziehen - denn dort werden ganz andere Produkte verstärkt eingekauft. Supermärkte verzeichnen gestiegene Umsätze bei Bier und Wein, Oliven, Kartoffelchips und Schokolade. Hamsterkäufe, wie man sie eigentlich auch für eine Party machen würde. Das kann jedoch nicht der Grund sein, vor Kurzem wurde die Ausgangssperre in Spanien sogar noch verschärft.
Jedem Spanier seine eigene, gut bestückte Hausbar
Wie eine Studie der Fachzeitschrift „Inforetail“ enthüllte, kauften die Spanier vergangene Woche fast 80 Prozent mehr Bier sowie gut 60 Prozent mehr Wein als in der Vorwoche ein. Bei Oliven verdoppelte sich der Verkauf sogar beinahe (plus 94 Prozent). Gefragt sind derzeit auch Speiseeis und Anchovis. Normalerweise würden die Spanier zu Frühlingsbeginn lieber die Terrassen und Gastgärten von Lokalen und Bars stürmen. In der Not würden sie „sich jetzt zu Hause ihre eigene Bar“ gestalten, vermutet die Zeitung „El Pais“.
Eine Psychologin lieferte der spanischen Zeitung eine Erklärung dazu: „Man isst keine Steaks, wenn man viel Stress hat. Der Körper verlangt in so einer Situation nach Zucker und Fett.“ Den gesteigerten Alkoholkonsum kann die Medizinerin an ihrem eigenen Beispiel nachvollziehen: „Auch ich verabrede mich jetzt über Skype mit meinen Freundinnen, um ein paar Bierchen zu trinken.“
US-Amerikaner setzten auf Waffen in der Coronavirus-Krise
Ein harmloses Kaufverhalten, mit dem man nur der eigenen Figur bzw. Leber schadet - das veränderte Kaufverhalten ist den USA schon bedenklicher. Hier stieg das - ohnehin sehr große - Interesse an Schusswaffen enorm. Seit Anfang des Jahres verzeichnete das FBI einen Anstieg von Hintergrundüberprüfungen, die für den Erwerb von Pistole oder Gewehr notwendig sind. Die Behörde berichtete von einem Plus von 36 Prozent im Februar im Vergleich zum gleichen Monat im vergangenen Jahr.
Franzosen lassen sich ihr Baguette nicht nehmen
Einen Ansturm auf Wein und Kondome habe es in Frankreich gegeben, wurde von vielen Medien berichtet. Diese Beobachtung konnte zwar nicht eindeutig belegt werden, dafür ist das kulinarische Wahrzeichen des Landes in der Krise ein heiß begehrtes Produkt. Der Grund dafür könnte in den Geschichtsbüchern stehen: Vor der Französischen Revolution schossen die Brotpreise in die Höhe, die Bevölkerung musste hungern. Diese Krise könnte sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben. Die Nachrichtenagentur AP liefert auch eine andere Erklärung: In der Ausgangssperre könnte das Holen eines frischen Baguettes eine gute Ausrede sein, um die Wohnung verlassen zu dürfen. Einige Franzosen hätten das geliebte Brot auch dutzendfach eingefroren, um die persönliche Versorgung zu sichern.
Duftwasser zum Desinfizieren wurde in Türkei zu Kassenschlager
In den Niederlanden wurden die Coffeeshops gestürmt, kurz bevor diese ihre Türen vorerst dichtmachen konnten. Es bildeten sich lange Schlangen von Menschen, die sich noch mit Marihuana, das dort bis zu einer Menge von fünf Gramm legal besessen werden darf, einzudecken. In der Türkei ist man offenbar weniger genussorientiert, sondern vielmehr praktisch veranlagt. Hier gab es Engpässe bei Kolonya, einem Duftwasser mit hohem Alkoholanteil, das dadurch eine desinfizierende Wirkung hat.
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