Bereits Mangelware

Trump rät zu Masken – er will aber keine tragen

Ausland
04.04.2020 02:01

Die US-Regierung rät entgegen einer bisher geltenden Richtlinie nun auch zum Tragen von Gesichtsmasken als Maßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus. „Das ist freiwillig“, sagte US-Präsident Donald Trump am Freitagabend bei seiner täglichen Pressekonferenz. Er habe für sich selbst entschieden, „es nicht zu tun“. Allerdings verschärft das Weiße Haus die Maßnahmen, um die Gefahr einer Infektion von Trump und seinem Vizepräsidenten Mike Pence einzudämmen. Jeder, von dem erwartet werde, dass er sich in unmittelbarer Nähe von Trump oder Pence befinde, werde getestet, hieß es.

„Im Oval Office zu sitzen, hinter diesem schönen Schreibtisch, dem großartigen Schreibtisch - ich denke, eine Gesichtsmaske zu tragen, wenn ich Präsidenten, Ministerpräsidenten, Diktatoren, Könige, Königinnen grüße, ich weiß nicht, irgendwie sehe ich das für mich selbst nicht. Sehe ich einfach nicht. Vielleicht werde ich meine Meinung ändern“, erklärte Trump (siehe Video oben) am Freitagabend im Weißen Haus auf die Frage, warum er selbst entgegen der von ihm gerade eben verkündeten neuen Empfehlung keine Gesichtsmaske zum Schutz vor dem Coronavirus tragen möchte.

Donald Trump und Coronavirus-Beauftragte Dr. Deborah Birx (Bild: AP)
Donald Trump und Coronavirus-Beauftragte Dr. Deborah Birx

Trump war am Donnerstag ein zweites Mal negativ auf das Coronavirus getestet worden - dieses Mal mit einem neuen Schnelltest. Trump sagte, das Resultat habe innerhalb von „14 oder 15 Minuten“ vorgelegen, der Test sei deutlich angenehmer als die erste Untersuchung gewesen (siehe Video unten). Bereits Mitte März hatte sich Trump testen lassen, damals unter öffentlichem Druck. Trump war zuvor bei einem Besuch des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro in seinem Feriendomizil Mar-a-Lago mit mindestens zwei Personen in Kontakt gewesen, die später positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Empfehlung nimmt ausdrücklich medizinische Masken aus
Die Empfehlung der US-Regierung zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz beziehe sich auf Masken aus Stoff, die man etwa zu Hause machen könne, nicht aber auf medizinische Schutzmasken, hieß es. Diese müssten dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben. Die US-Gesundheitsbehörde CDC riet gesunden Menschen ohne Symptome bisher explizit nicht zum Tragen von Masken. Experten befürchten, dass eine Empfehlung zum Tragen von Schutzmasken eine verstärkte Nachfrage auslösen und damit den Mangel an Masken für Personal im Gesundheitswesen verschärfen könnte.

Export knapper medizinischer Schutzausrüstung wird verboten
Bereits jetzt sind Schutzmasken auch in den USA zur Mangelware geworden. Aus diesem Grund kündigte Trump am Freitag zudem an, den Export knapper medizinischer Schutzausrüstung wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu verbieten. Verhindert werden solle etwa der Export von Atemschutzmasken des Typs N95, von Operationshandschuhen und anderen Produkten.

(Bild: APA/Hans Klaus Techt)

„Wir brauchen diese Produkte sofort bei uns im Land“, mahnte Trump, der zugleich betonte, wenn bestimmte Länder wie etwa Spanien große Probleme hätten und längerfristige Bestellungen aufgegeben hätten, werde er solche Lieferungen nicht stoppen. Das wäre unfair, sagte der Präsident. Spanien ist wie die USA auch schwer von der Corona-Krise getroffen.

Trump kritisierte 3M für Kritik
Das US-Unternehmen 3M, das unter anderem Atemschutzmasken herstellt, äußerte sich kritisch zu der Anweisung aus dem Weißen Haus. Diese habe erhebliche humanitäre Auswirkungen für bestimmte Länder. Außerdem könne der Schritt nach sich ziehen, dass andere Staaten ebenfalls den Export solcher Produkte in die USA aussetzten, was in der aktuellen Lage kontraproduktiv wäre. Trump tat die Kritik des Unternehmens ab und sagte, er sei nicht zufrieden mit 3M.

Donald Trump (Bild: AP)
Donald Trump

Auch USA wollen Produktionen wieder ins eigene Land holen
Als Lehre aus der Coronavirus-Krise will die US-Regierung auch die Herstellung wichtiger medizinischer Produkte wieder verstärkt in die Vereinigten Staaten zurückholen. Die Krise habe gezeigt, wie stark die USA von Lieferungen aus dem Ausland abhängig seien, hatte ein Berater von Trump, Peter Navarro, am Donnerstag gesagt. Als Beispiele führte er unter anderem das Antibiotikum Penizillin und Beatmungsgeräte an. Trump hatte im März ein Gesetz aus Kriegszeiten aktiviert, um angesichts der Corona-Krise verstärkt in die Privatwirtschaft eingreifen zu können. Damit will er unter anderem die Produktion von Beatmungsgeräten und Atemschutzmasken ankurbeln.

In den USA haben sich nach Daten der Universität Johns Hopkins bis Freitagabend mehr als 275.000 Menschen mit dem Erreger SARS-CoV-2 angesteckt. Nach diesen Zahlen sind die USA das am stärksten betroffene Land weltweit. Mehr als 6800 Menschen starben demnach an einer Covid-19-Erkrankung.

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