Unterricht daheim ist die Devise. Während sich Eltern im Home-Office üben, trainieren die Sprösslinge ihre Gehirnzellen. Wir wollten dazu von Ihnen wissen, wie die Schule Ihres Kindes das E-Learning in Zeiten der Coronavirus-Krise handhabt. Ernüchterndes Fazit der „Krone“-Umfrage: Österreich leistet sich laut OECD-Studie nach Luxemburg das zweitteuerste Schulsystem der Welt. Aber bei Weitem nicht die Hälfte der Schulen ist technologisch im 21. Jahrhundert angekommen.
„Es gibt viel Licht und leider noch mehr Schatten an unseren Schulen“, erklärt Bildungsexperte Dr. Andreas Salcher, der in den vergangenen Tagen auch ausführlich die fünf goldenen Regeln der Lernfreude erklärt hat (siehe ganz unten).
Typ A: Immerhin 18% sind Leuchturm-Schulen
Die Ergebnisse der großen „Krone“-Umfrage (siehe Grafik oben) schaffen Transparenz über die reale Situation. Immerhin 18 Prozent sind Leuchtturm-Schulen, in denen Lehrer ihren Unterricht live streamen und die gesamte Kommunikation über schuleigene Kanäle läuft. „Das ist großartig!“, freut sich Dr. Salcher.
Meine beiden Enkelkinder schaffen diese Variante sehr gut. Die Hausübung wird mit Interesse gemacht. Die Kleine macht ihre Übungen individuell. Mal ganz viel, mal etwas weniger, aber mit Eifer! Wer mit Geduld erklärt und hilft, wird auch mit Geduld verstanden!
Beate H.
Typ B: 21% zählen zu den fortgeschrittenen Schulen
Weitere 21 Prozent nutzen zumindest die Plattformen des Bildungsministeriums, und die Lehrer geben regelmäßig Feedback und Unterstützung. Manche produzieren eigene Lernvideos.
Wir haben zwei Kinder, beide Gymnasiasten in der Unterstufe. Mein Mann hat Home-Office, und ich arbeite teils daheim, teils in der Firma. Uns geht es sehr gut mit allem. Wir haben zum Glück auch genug PCs. Vonseiten der Schule gibt es auch alle paar Tage die neuesten Infos. In so einer Situation muss man an einem Strang ziehen.
Sonja K.
Typ C: 61% sind von echtem E-Learning noch ein Stück entfernt
Die große Mehrheit, nämlich 61 Prozent, sind von echtem E-Learning leider noch ein Stück entfernt. „Bei den Volksschulen kann man dafür Verständnis haben. Wenngleich es auch dort Leuchtturm-Schulen gibt“, sagt der Bildungsexperte zur „Krone“.
Vor allem an vielen Neuen Mittelschulen und Gymnasien zeigen die Rückmeldungen der Eltern und Schülern dagegen ein ernüchterndes Bild. Da werden per E-Mail Unmengen an Aufgaben völlig unkoordiniert von den jeweiligen Fachlehrern und Professoren verschickt, was zu einer Überforderung der Schüler und der im Home-Office arbeitenden Eltern führt.
Homeschooling über einen längeren Zeitraum ist sinnlos, da bei Wiedereintritt in die Schule unmöglich alle Kinder auf demselben Stand sein können. Viele Eltern werden den Kindern nicht die technischen Voraussetzungen bieten können, andere sind mit dem Stoff überfordert.
Elisabeth N.
Großer Handlungsbedarf bei Typ-C-Schulen nach Ostern
Vor allem, wenn es Erklärungen bzw. Feedback nur sporadisch gibt. Das ist sinnlose Beschäftigungstherapie. An diesen Typ-C-Schulen herrscht nach Ostern großer Handlungsbedarf, damit sie zumindest den Status der Typ B fortgeschrittenen Schulen erreichen.
Distance Learning gestaltet sich für alle Beteiligten, vor allem in den Höheren Schulen, schwierig. Aufträge, wohin das Auge reicht, da diese selbst das Stundenausmaß in der Schule übersteigen. Netzwerke und Plattformen sind komplett überlastet. Das einzig Gute am Distance Learning ist, dass du dir deine Zeitselbst einteilen kannst.
Maturantin Angelika B.
Das Bildungsministerium hat dafür mit dem Distance-Learning-Portal - lesen sie alles Wissenswerte zur Eduthek des Ministeriums und über weitere wertvolle Lernhilfen im großen „Krone“-Überblick - einen rasch verfügbaren niederschwelligen Zugang geschaffen. Damit alle Lehrer ihren neuen pädagogischen Alltag selbst gestalten können. Die Lernplattformen des Ministeriums werden wie private auch immer wieder mit neuen Übungen aufgestockt.
„Langsam gewöhnt sich sowohl die Schülerschaft als auch die Lehrerschaft an die derzeitige Situation und das Distance Learning. Die Niveaus des Unterrichts unterscheiden sich jedoch trotzdem noch enorm, und das darf in einer Situation wie dieser nicht sein“, weiß auch Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike von den aktuellen Herausforderungen an den Schulen des Landes.
Die Krise zeigt große Kluft zwischen Schulen
Auch die Direktoren sind in ihrer Führungsverantwortung gefordert. Viele Lehrer unterstützen ihre Schüler intensiv und sind oft sogar bis spät am Abend erreichbar. Es gibt aber auch eine kleine Minderheit, die Eltern und Schüler beim Lernen mehr oder weniger sich selbst überlassen.
Dabei werden in der „Krone“-Umfrage jene 20 Prozent von Schülern an Brennpunktschulen, zu denen ihre Lehrer jeden Kontakt verloren haben, gar nicht erfasst. „Wir müssen verhindern, dass das Schuljahr für diese ohnehin Benachteiligten völlig verloren geht. Dafür ist eine Öffnung der Schulen im Sommer unerlässlich. Dort kann dann gezielt in Kleingruppen nachgelernt werden, was zu Hause nicht möglich war“, fordert Dr. Andreas Salcher.
Fazit: „Wir leisten uns laut OECD-Studie nach Luxemburg immerhin das zweitteuerste Schulsystem der Welt, aber nur 18 Prozent der Schulen sind laut ‚Krone‘-Umfrage technologisch im 21. Jahrhundert angekommen. Das ambitionierte Ziel sollte 50 Prozent Leuchtturm-Schulen und 50 Prozent Fortgeschrittene sein“.
Alles unterliegt dem Gesetz der Wertschätzung - lesen Sie hier den Beitrag zur ersten goldenen Regel der Lernfreude!
Kinder haben ein Gehirn und einen Körper - lesen Sie hier den zweiten Beitrag.
Schüler interessieren sich nicht für Fächer, sondern für Menschen - lesen Sie den Beitrag hier!
Kinder strengen sich gerne an - lesen Sie den Beitrag hier!
Kinder wollen fair behandelt werden - lesen Sie hier den fünften Beitrag.
Kronen Zeitung/krone.at
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