Intensiv-Behandlung
Johnson im Spital: Sauerstoff, aber keine Beatmung
Wie geht‘s Premier Boris Johnson? Diese Frage stellt sich im Vereinigten Königreich immer lauter. Die Behörden geben sich seit Tagen zugeknöpft über die Gesundheit des am Montag auf die Intensivstation im Londoner St. Thomas‘ Hospital verlegten 55-Jährigen. Dienstagvormittag sagte Vizepremier Michael Gove lediglich, Johnson habe über Nacht Sauerstoff bekommen, sei aber an keine Beatmungsmaschine angeschlossen. Sein Zustand wurde als „unverändert“ angegeben - eher eine bedenkliche denn eine positive Nachricht. Kurz darauf musste Gove selbst in Quarantäne.
Der mit dem Coronavirus infizierte Johnson sei bei Bewusstsein und habe zuletzt vier Liter Sauerstoff bekommen, berichtete die „Daily Mail“. Vor der Überstellung auf die Intensivstation habe sich sein Zustand „deutlich verschlechtert“, er habe mit Atemproblemen zu kämpfen und die Ärzte hätten die Befürchtung, der Patient könnte bald künstliche Beatmung brauchen.
„Viel Schwung und Lebensfreude“ - und doch „Gebete“
Gove sagte der BBC, ihm sei nicht bekannt, dass Johnson an einer Lungenentzündung leide. Der Premier sei „voller Leben und fit“, sagte Gove. „Er ist ein Mann mit viel Schwung und Lebensfreude“ und erhalte „die allerbeste Pflege“. Im selben Atemzug sagte Gove freilich: „Unsere Hoffnungen und Gebete gelten ihm und seiner Familie. Wir alle hoffen, dass er so schnell wie möglich wieder gesund wird.“
Auch Kabinettsminister Gove in Quarantäne
Dienstagmittag wurde bekannt, dass sich auch Gove in häusliche Quarantäne begeben hat. Eine Person aus seinem Familienkreis habe „milde Corona-Symptome“ entwickelt, berichtete die BBC. „Ich habe keine Symptome und arbeite normal weiter“, so der 52-Jährige.
Vertretung nicht gesetzlich geregelt - Außenminister übernimmt
Da es in Großbritannien keinen formellen Plan für den Fall gibt, dass ein Premierminister ausfällt, hat Johnson Außenminister Dominic Raab gebeten, ihn notfalls zu vertreten. Kabinettsminister Gove sagte dazu: „Die Person, die jetzt das Land führt, ist Außenminister Raab.“
Selbstisolation brachte keine Besserung
Johnson hatte Ende März seine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus öffentlich gemacht. Seine Symptome bezeichnete der 55-Jährige seinerzeit als leicht. Er begab sich in einer Wohnung neben seinem Amtssitz in der Londoner Downing Street in Selbstisolation. Am Freitag teilte er mit, er werde in häuslicher Quarantäne bleiben, da er erhöhte Temperatur habe.
Am Sonntagabend wurde er wegen hartnäckiger Symptome wie Husten und Fieber für weitere Tests ins Krankenhaus eingewiesen. Am Montag hatte es zunächst geheißen, Johnson sei nach einer beschwerdefreien Nacht bei guter Laune. Im Laufe des Nachmittags verschlechterte sich laut Regierung sein Zustand und er wurde auf Anraten seiner Ärzte am Abend auf die Intensivstation verlegt.
Trump: In der Intensivstation wird‘s „sehr, sehr ernst“
Genesungswünsche kamen mittlerweile aus aller Welt. „Meine Gedanken sind beim Premierminister und seiner Familie“, twitterte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Ähnlich Ratschef Charles Michel: „Unsere Gedanken sind in dieser schwierigen Zeit bei seiner Familie und dem britischen Volk. Gute Besserung, Boris.“ US-Präsident Donald Trump gab sich „sehr betrübt“ und sagte, wenn man wegen der Lungenkrankheit Covid-19 in der Intensivstation behandelt wird, werde es „sehr, sehr ernst“. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin wünschte Johnson gute Genesung und sagte, dessen „Energie, Optimismus und Sinn für Humor“ würden ihm helfen, „die Krankheit zu besiegen“.
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