Die Osterfeiertage stehen vor der Tür und die Corona-Krise hat unser Leben in den letzten Wochen drastisch verändert. Dies trifft ganz besonders auf Kinder und Jugendliche zu: Bewegungseinschränkungen, fehlende persönliche Kontakte zu Freunden, Über- oder Unterforderung durch den digitalen Unterricht, aber auch Cybermobbing können jetzt sehr belastend sein. Dieser psychische Druck kann Aggressionen enorm verstärken. Wie die Anfragen bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft zeigen, stehen in vielen Familien Streit und Beschimpfungen an der Tagesordnung. Die Gefahr, dass solche Situationen eskalieren, ist leider groß.
Wenn die Beziehungen zuhause ohnehin schon angespannt sind bzw. latente oder gar manifestierte Gewaltstrukturen vorliegen, kann die derzeitige Kontaktbeschränkung für Kinder und Jugendliche dramatische Folgen haben. „Dass kein Unterricht in der Schule stattfindet, erhöht die Gefahr, da die wesentliche Schutzfunktion der sozialen Kontrolle wegfällt. Überdies ist für gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche der Kontakt nach außen oft die einzige Chance, Hilfe zu holen oder Signale auszusenden, die von anderen verstanden werden“, so die Befürchtung der Kinderschutz-Experten der oberösterreichischen Kinder- und Jugendanwaltschaft.
Gewalt hat viele Gesichter
Obwohl Gewalt in der Erziehung seit über 30 Jahren verboten ist, gehört sie in vielen Familien immer noch zum Alltag. Wie eine Studie des Instituts Spectra aus dem Jahr 2019 im Auftrag der KiJA OÖ belegt, ist immer noch jeder fünfte Oberösterreicher der Meinung, eine „leichte Watsche“ würde „keinem Kind schaden“ oder sei sogar „gesund“, bzw. sei es entschuldbar, wenn einem „einmal die Hand ausrutschen“ würde. Auch psychische Gewalt wird häufig immer noch nicht als solche erkannt und dadurch als „nicht so schlimm“ bewertet. Nur ein Drittel der Befragten stuften massive Abwertungen, Beschimpfungen oder den Entzug der Zuneigung eindeutig als Gewalt ein.
Kinder haben ein Recht auf Schutz vor Gewalt. Gerade jetzt ist erhöhte Sensibilität von uns allen gefordert, um Kinderrechtsverletzungen vorzubeugen und einen gesellschaftlichen Schutzschirm über unsere Kinder und Jugendlichen zu spannen.
Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger
Rechtzeitig über Stress und Überforderung sprechen
Gerade jetzt können Eltern im Umgang mit ihren Kindern jeglichen Alters schnell an ihre Grenzen kommen. Bevor es in so einer Situation zu einem „Ausrutscher“ gegenüber dem Kind kommt, ist es besser, sich eine kurze Auszeit zu nehmen. Es zeugt von Stärke, sich einzugestehen, dass man sich überfordert fühlt, und sich Unterstützung zu suchen: Ein kurzes Telefonat mit einer nahestehenden Person kann hier schon sehr hilfreich sein. Wenn das soziale Netzwerk nicht mehr in ausreichendem Maß zur Entlastung beiträgt, ist es wichtig, rechtzeitig die kostenlose und vertrauliche Unterstützung von professionellen Beratungseinrichtungen in Anspruch zu nehmen.
Spezielle Informationsmaterialien
Die KiJA bietet spezielle Informationsmaterialien an, die helfen sollen, Herausforderungen in Familien zu meistern und Kinder und Jugendliche vor Gewalt zu schützen. Die Leitfäden für Eltern und Betreuungspersonen „Gemeinsam als Familie durch die Corona-Krise“, sowie die Broschüren „Damit es mir gut geht. Was Eltern über Kinderrechte wissen sollten“ und „Gewalt an Kindern - Information, Hilfsangebote, Prävention“ stehen auf der Homepage www.kija-ooe.at zum kostenlosen Download zur Verfügung. Hilfreiche Video-Tipp informieren auf unserer Homepage und in den sozialen Medien (Instagram, YouTube und Facebook) über aktuelle Themen.
Hotline - Kinderrechtliche Beratung der KiJA
Telefon: (+43 732) 77 97 77
SMS/WhatsApp: (+43 664) 600 72 14004
Montag bis Freitag von 10:00 bis 12:00 Uhr und
Montag, Dienstag, Donnerstag von 14:00 bis 16:00 Uhr
E-Mail: kija@ooe.gv.at
www.kija-ooe.at
Hotline - Mobbingberatung der KiJA OÖ
Telefon: (+43 664) 152 18 24
Montag von 07:30 bis 12:00 und 14:00 bis 17:30 Uhr sowie
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 07:30 bis 12:30 Uhr
E-Mail: mobbingstelle.kija@A1.net
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