2000 Tote an einem Tag

„Haben es vergeigt“: Trump feuert gegen die WHO

Ausland
08.04.2020 02:55

Die USA als größter Beitragszahler könnten ihre Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aussetzen. Diese Möglichkeit brachte Donald Trump am Dienstag in Washington während seines täglichen Briefings zur Coronavirus-Pandemie ins Spiel. Der US-Präsident wirft der WHO schwere Fehler in ihrer Reaktion auf die Ausbreitung des Virus vor. Sich selbst lobte Trump für seinen „Instinkt“ - er habe Warnungen eines ranghohen Beraters vor dem Coronavirus „nicht gesehen“ und trotzdem aus „eigenem Antrieb“ im Sinne dieser Empfehlungen gehandelt: „Ich hätte es nicht besser machen können“, so Trump. Binnen eines Tages starben in den USA fast 2000 Menschen an der von dem SARS-CoV-2-Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19.

Seine Regierung werde prüfen, ob die Zahlungen gestoppt werden sollen, kündigte Trump an. Zu Beginn des Briefings hatte Trump es sogar so dargestellt, als wäre die Suspendierung der Zahlungen an die WHO bereits beschlossene Sache. „Wir werden Gelder stoppen, die für die WHO ausgegeben werden“, sagte er. Nur wenig später schränkte er diese Aussage aber ein: „Ich sage nicht, dass wir es tun werden“, sagte er. „Wir werden uns ein Ende der Zahlungen anschauen“, war dann eine weitere Version. Mit seinen Äußerungen steigerte Trump aber auf jeden Fall massiv den Druck auf die WHO - die USA sind der größte Beitragszahler der UN-Unterorganisation.

Donald Trump (Bild: AFP)
Donald Trump

„China-zentrische“ WHO „hat es wirklich vergeigt“
Zuvor hatte Trump über die Reaktion der Weltgesundheitsorganisation auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus heftig kritisiert. „Die WHO hat es wirklich vergeigt“, schrieb der US-Präsident bereits einige Stunden vor seinem Briefing auf Twitter. Die Organisation werde zwar größtenteils von den USA finanziert, sei aber „China-zentrisch“. Im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus habe die WHO eine „fehlerhafte Empfehlung“ abgegeben. „Zum Glück habe ich frühzeitig ihre Empfehlung zurückgewiesen, unsere Grenze zu China offen zu lassen“, twitterte Trump.

Trump machte keine Angaben dazu, ab wann der Stopp der Zahlungen gelten soll. Der US-Präsident ist allgemein ein scharfer Kritiker internationaler Organisationen.

Warnung von Wirtschaftsberater „nicht gesehen“
Der US-Präsident hatte noch bis Anfang März öffentlich beteuert, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge. Allerdings hatte er bereits Ende Jänner einen Einreisestopp für ausländische Reisende verfügt, die in den 14 Tagen zuvor in China gewesen waren, wo die Pandemie ausgebrochen war. Die Warnung seines Wirtschaftsberaters Peter Navarro lag da bereits auf seinem Tisch - Trump habe sie aber nicht gelesen. „Ich habe das nicht gesehen“, sagte Trump am Dienstagabend. Er habe erst jetzt davon erfahren.

(Bild: APA/AFP/Mark RALSTON)
Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro (Bild: APA/AFP/SAUL LOEB)
Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro

Navarro hatte Medienberichten zufolge bereits Ende Jänner vor der Coronavirus-Pandemie gewarnt, in deren Folge Hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten. Die Bevölkerung sei dem Virus „schutzlos“ ausgeliefert, weil es weder Immunität noch eine Impfung dagegen gebe, hatte Trumps Handelsberater in einem Memorandum an den Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses geschrieben. Bei einem ungünstigen Verlauf könnten in den USA mehr als eine halbe Million Menschen an den Folgen einer solchen Epidemie sterben, hieß es demnach weiter. Navarro forderte deshalb, keine Einreisen aus China mehr zuzulassen.

(Bild: AP)

Trump: „Ich hätte es nicht besser machen können“
Navarro habe mit seiner Einschätzung damals richtig gelegen, sagte Trump, betonte jedoch, er habe zum gleichen Zeitpunkt aus eigenem Antrieb in diesem Sinne gehandelt, ohne den Vermerk gelesen zu haben, „weil ich den gleichen Instinkt hatte“. Trump lobte sich selbst ausdrücklich: „Ich hätte es nicht besser machen können.“ Zugleich sagte Trump erneut, es gehöre zu seiner Rolle, der Gesellschaft in Krisenzeiten Zuversicht zu vermitteln. „Ein Präsident muss ein Cheerleader für sein Land sein.“

USA mit 2000 Toten binnen 24 Stunden
Die USA sind weiterhin einer der Brennpunkte der Pandemie. Laut neuesten Zahlen der Johns-Hopkins-Universität vom Dienstagabend Ortszeit erlagen seit dem Vortag genau 1939 Menschen in den Vereinigten Staaten der von dem neuartigen Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Es ist die höchste Zahl von Todesopfern, die seit Beginn der Ausbreitung des Erregers innerhalb eines Tages in einem Land verzeichnet wurde.

USA testen immer mehr
Die Gesamtzahl der Corona-Toten damit auf 12.722. In der weltweiten Statistik der Todesopfer der Pandemie liegen die Vereinigten Staaten weiterhin auf dem dritten Platz hinter Italien (17.127) und Spanien (13.798). Bei der Zahl der Infektionen liegen die USA mit großem Abstand und mehr als 396.000 Fällen (Stand 2.30 Uhr MEZ) an erster Stelle - was aber auch daran liegt, dass in dem Land in immer größerem Umfang getestet wird.

US-Senat will Hilfspaket um 250 Mrd. Dollar aufstocken
Das ohnehin schon riesige US-Konjunkturpaket soll unterdessen noch einmal um 200 bis 250 Milliarden US-Dollar aufgestockt werden. Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, erklärte, er wolle mit den Demokraten zusammenarbeiten, um die Erhöhung möglichst schnell einzuleiten. Er hoffe, eine Verabschiedung werde bereits am Donnerstag möglich sein. Dann müsste noch das Repräsentantenhaus zustimmen.

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