Nach allem, was offiziell bekannt ist, scheint Covid-19 in Österreichs Pflegeheimen kein grassierendes Problem zu sein, auch wenn die Bewohner besonders gefährdet sind. Stand Donnerstagnachmittag gab es in stationären Einrichtungen für die Pflege 569 positive Tests auf SARS-CoV-2. Als Hotspot erweist sich auch hier Tirol, wo insgesamt über 200 Fälle registriert wurden. Aus einem Bundesland, der Steiermark, kamen keine Daten.
Die 569 positiv Getesteten, die ein Rundruf der APA in den Bundesländern ergab, teilen sich auf 278 Bewohner von Pflegeheimen und 291 Mitarbeiter auf. In ganz Österreich gebe es rund 80.000 Bewohner in Pflege- und Seniorenwohnheimen, erklärte Markus Mattersberger vom Berufsverband „Lebenswelt Heim“. Dazu kommen etwa 35.000 Mitarbeiter in Vollzeit-Arbeitsverhältnissen und 45.000 insgesamt über das ganze Jahr. Das heißt, der Anteil der Infizierten läge in beiden Gruppen - Bewohner und Mitarbeiter - bei unter einem Prozent.
„Auch was uns gemeldet wird aus den Heimen, ist noch nicht so viel“, sagte Mattersberger. Man müsse aber für alles gewappnet sein, und dafür brauche es mehr Schutzausrüstung und Tests. Über die Dunkelziffer ist offiziell nur bekannt, dass sie sehr niedrig sein soll. Bei der Schwerpunkt-Untersuchung des Gesundheitsministeriums in der Vorwoche waren laut einem Sprecher des Ministeriums von 351 getesteten Mitarbeiten nur drei positiv. Das entspräche 0,85 Prozent.
Tirol auch hier als Hotspot
In den 97 Senioren- und Pflegeheimen in Tirol wurden bisher 110 Heimbewohner und 71 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Wie das Land auf Anfrage mitteilte, wurden weitere 25 Mitarbeiter aus dem Bereich Verwaltung ebenfalls positiv getestet, was insgesamt 206 Fälle ergibt - das ist bundesweit der Spitzenwert. Die Landesregierung will Mitarbeiter und Bewohner jetzt möglichst „flächendeckend“ testen.
Für Wien meldet das Gesundheitsressort derzeit rund 50 positive Corona-Fälle bei Bewohnern stationärer Pflegeeinrichtungen. Angesichts einer Gesamtzahl von 17.000 Kundinnen und Kunden in diesem Bereich sei das keine besorgniserregende Zahl, wurde auf APA-Anfrage versichert. Daneben wurden rund 100 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet. Personalengpässe hätten aber weitestgehend vermieden werden können.
Pflege-Institutionen unter Druck
40 Bewohner sowie 64 Mitarbeiter in 28 Alten- und Pflegeheimen wurden bisher in Oberösterreich positiv getestet. Betrachtet man die Liste der Heime mit Corona-Fällen zeigt sich, dass vor allem Einrichtungen in Linz und im Mühlviertel stärker betroffen sind. Das entspricht auch der Verteilung der Fälle insgesamt im Land.
In Oberösterreich stehen die Pflege-Institutionen besonders unter Druck, da sich dort ein Mangel an 24-Stunden-Kräften abzeichnet. Bisher habe es 56 akute Fälle gegeben, bei denen eine 24-Stunden-Betreuung nicht mehr länger daheim stattfinden konnte, teilte das Büro von Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) am Donnerstag mit. In neun Fällen wurden die Hilfsbedürftigen in ein Alten- und Pflegeheim aufgenommen. APA-Recherchen zufolge besteht bis jetzt in keinem anderen Bundesland ein ähnliches Problem.
55 Fälle in Salzburg
In Salzburg wurden laut Landes-Medienzentrum aus neun Einrichtungen 32 Corona-Fälle von Bewohnern und 23 bei Mitarbeitern gemeldet. Die betroffenen Heime befinden sich fast alle im Pinzgau und Pongau. In Pflegeheimen in Niederösterreich sind nach Angaben aus dem Büro von Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) bisher zwölf betreute Personen und sieben Beschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Laut Informationen des Koordinationsstabs Coronavirus wurde im Burgenland bis dato eine betreute Person in einem Pflegeheim positiv auf Covid-19 getestet. Ab kommender Woche sollen alle Pflege- und Betreuungskräfte sowie die Bewohner in allen burgenländischen Altenwohn- und Pflegeheimen getestet werden. In Kärnten gibt es bisher nur eine an Covid-19 erkrankte Pflegeheim-Mitarbeiterin im Bezirk Völkermarkt. In Vorarlberg wurden insgesamt 33 Heimbewohner positiv getestet. Wie viele Mitarbeitende betroffen sind, könne man derzeit nicht sagen. „In Hard etwa finden gerade wieder Testungen statt. Nächste Woche sollten wir da Bescheid wissen“, teilte ein Sprecher mit.
Keine Daten aus der Steiermark
In der Steiermark liegen keine gesammelten Daten zu Infektionen in Pflegeheimen vor. Bisher wussten jeweils nur die Bezirksamtsärzte über Fälle Bescheid, diese würden aus Datenschutzgründen nicht weitergegeben. Am Dienstag gab es allerdings in einer Sonderlandtagssitzung einen Beschluss: Mit diesem kann nun eine Datenbank aufgebaut werden, in die die Zahlen einfließen.
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