Schüler wenden laut einer aktuellen Studie derzeit deutlich weniger Zeit für die Schule auf als unter normalen Umständen. Dadurch vergrößern sich bereits vorhandene Unterschiede zusätzlich. Die Bundesregierung stellt ab Ende April Computer für sozial schwächer gestellte Kinder bereit.
Die Umstellung auf Heimunterricht wegen des Coronavirus könnte die Chancenungleichheit an den Schulen weiter verstärken. Das zeigt das am Freitag veröffentlichte „Schulbarometer“ des Instituts für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug, für das rund 7000 Personen (Schüler, Lehrer, Schulleiter, Eltern) befragt wurden.
Massive Herausforderung für Eltern
Die Belastung durch das Home-Schooling wird laut Studienleiter Stephan Huber insgesamt als „sehr hoch“ empfunden. Laut der Hälfte der Befragten können die Schüler sich nicht auf die anderen Lernmethoden einlassen und brauchen dabei viel Unterstützung. Für ein Drittel der Eltern ist es eine echte Herausforderung, ihrem Kind zu Hause bei den schulischen Aufgaben zu helfen. Dabei gingen die einzelnen Gruppen sehr unterschiedlich mit der neuen Situation um, auch die Qualität der Schule wirke sich in der Krisensituation noch deutlicher aus.
Mehr Bildungsverlierer befürchtet
Die Forscher befürchten, dass Schüler aus sozial und finanziell belasteten Familien die Verlierer der aktuellen Situation sein werden. So würden sich bereits vorhandene Unterschiede zusätzlich vergrößern. Gründe dafür seien ein Zusammenspiel aus schlechter technischer Ausstattung, beengten Wohnverhältnissen und zu wenig Möglichkeiten, dass Eltern oder Geschwister beim Lernen unterstützen. Schulen mit einem hohen Anteil an benachteiligten Schülern stünden dabei vor besonders großen Herausforderungen.
Konsequenzen weitreichend
Insgesamt wenden die befragten Schüler deutlich weniger Zeit für die Schule auf als unter normalen Umständen. Nur knapp ein Drittel investiert 25 Stunden und mehr pro Woche für die Schule. Ein Drittel befasst sich sogar weniger als 15 Stunden pro Arbeitswoche mit dem Lernen - das entspricht nur gut zwei Stunden pro Tag. Jene Schüler, die besonders wenig Zeit für das Lernen aufwenden, haben derzeit auch Probleme mit der Strukturierung ihres Tages, ihrer Aufgaben und mit der Motivation.
Selbstbestimmtes Arbeiten auch ein Vorteil
Gleichzeitig haben die Forscher auch eine Gruppe identifiziert, die von der aktuellen Situation profitiert: Diese Schüler finden es gut, in ihrem eigenen Lerntempo und -rhythmus selbstbestimmter zu arbeiten. Sie lernen nach eigenen Aussagen jetzt effektiver und kommen gut mit der Situation zurecht.
Bildungsminister Faßmann: „Druck aus dem Bildungssystem nehmen“
Die Bundesregierung stellt ab Ende April bis zu 12.000 Computer für jene 6,8 Prozent der Sechs- bis 14-Jährigen bereit, die am Distance Learning derzeit nicht teilnehmen können. Die Geräte werden aber nicht verschenkt, sondern bis Ende des Schuljahres verliehen. Dafür werden 5,5 Millionen Euro in die Hand genommen. Die Computer gehen an AHS sowie berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS).
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