Auch wenn die Betriebe wieder aufsperren dürfen, werden die Gäste fehlen. Die Inländer können das Umsatzminus nicht ersetzen.
In den letzten 20 Jahren schrieb der heimische Tourismus eine lange Erfolgsgeschichte. Sowohl im Sommer als auch im Winter ging es mit Ankünften und Umsätzen stets bergauf auf zuletzt 152 Millionen Nächtigungen (siehe Grafik unten), davon entfallen knapp 30 Prozent auf österreichische Urlauber.
Jährliche Wertschöpfung von fast 40 Milliarden Euro
Doch das Virus hat die Branche, die für eine jährliche Wertschöpfung von fast 40 Milliarden Euro (rund 8% vom BIP) sorgt, voll erwischt. Denn selbst wenn ab Mitte Mai/Juni die Betriebe wieder schrittweise öffnen können, ist man vom Normalzustand weit entfernt.
Video: Tourismus soll ab Mitte Mai langsam hochfahren
Ausländische Gäste werden noch länger ausbleiben
Die ausländischen Gäste werden noch länger ausbleiben, was vor allem den Städtetourismus und Wien hart trifft. „Man kann nur auf die Inlandstouristen setzen, doch da gibt es viele offene Fragen“, erklärt Oliver Fritz, Tourismusexperte im Wifo. Er zählt auf:
Hoffen auf Zunahme der Urlaube im Inland
Ungefähr gleich viele Österreicher, die im Inland blieben (gemessen an den Nächtigungen), fuhren bisher ins Ausland. Fritz: „Wenn ein Drittel davon dafür einen längeren Österreich-Aufenthalt bucht, wäre das super.“
Für die Tourismus-Betriebe ist das zu wenig: „Machen wir uns nichts vor: Nur wenn sich Deutschland als unser Hauptmarkt so weit erholt, dass auch von dort Gäste kommen, haben wir eine Chance“, meint Petra Nocker-Schwarzenbacher, Branchensprecherin und Hotelière in Salzburg. „Man darf auch nicht vergessen, dass eine unserer wichtigsten Zielgruppen die Menschen ab 65 sind“, spricht sie ein weiteres Problem an.
„Zu befürchten, dass Gäste bei Konsumation sparen“
Viele Betriebe werden sich überlegen, ob sie überhaupt aufsperren, weil die Fixkosten bei einem halb leeren Haus zu hoch sind. „Zu befürchten ist noch, dass die Gäste bei der Konsumation sparen“, gibt Wifo-Mann Oliver Fritz zu. Die spendablen Touristen aus Asien z.B. sind in den Städten nicht zu ersetzen. Um das Geschäft anzukurbeln, wird es attraktive Angebote und daher sinkende Preise geben.
„Das Wichtigste ist, dass wir Sicherheit vermitteln, damit Gäste zu uns kommen“, so Nocker-Schwarzenbacher. Allen ist bewusst, dass es für viele Wirte und Hoteliers heuer um die nackte Existenz geht. Denn trotz Staatshilfen werden sich bei etlichen die wirtschaftlichen Probleme dramatisch verstärken.
Manfred Schumi, Kronen Zeitung
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