Warnung aus Italien:
„Nächstes Virus-Opfer wird Europa sein“
Der Bürgermeister des italienischen Ortes Stazzema, in dem es 1944 ein Nazi-Massaker gab, und der dortige Friedenspark haben an Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel appelliert, sich in der Corona-Krise stärker für Europa einzusetzen. „Das nächste Opfer von Covid-19 wird Europa sein, wenn es keine Solidarität mehr zwischen den Staaten gibt“, steht in einem Schreiben aus Italien.
Bürgermeister Maurizio Verona sagte der Deutschen Presse-Agentur am Samstag am Telefon: „Viele Deutsche stehen unserem Ort sehr nahe, und ihnen geht unsere Geschichte zu Herzen.“
„Das Soziale in der EU nicht vergessen“
Doch derzeit sei er ernsthaft besorgt, dass im Streit um Hilfsgelder der EU das ökonomische Denken stark überhandnehme. „Unser Schreiben an Kanzlerin Merkel soll eine Einladung sein, das Soziale in der EU nicht zu vergessen“, sagte der sozialdemokratische Politiker.
„Wir sind wieder Italiener und Deutsche geworden und keine Europäer“
In dem Schreiben wird der Widerstand Berlins und anderer Länder gegen von Italien vehement geforderte gemeinsame europäische Anleihen, genannt Corona-Bonds, kritisiert. Es heißt über die Entwicklung in der EU: „Wir sind wieder Italiener und Deutsche geworden und keine Europäer mehr.“ Der Brief sei in „Vertretung des Nationalen Friedensparks und der Opfervereinigung von Sant“Anna di Stazzema, zu der die Überlebenden und Angehörigen der Opfer gehören", verfasst. In dem toskanischen Bergdorf Sant‘Anna di Stazzema hatten SS-Soldaten im Zweiten Weltkrieg, am 12. August 1944, mehr als 500 Menschen umgebracht, darunter viele Frauen, Kinder und Alte.
Ausgangssperre bis 3. Mai verlängert
Italien ist mit inzwischen mehr als 19.000 Toten besonders hart von der Covid-19-Krankheit getroffen. Italien hat am Freitag die wegen der Coronavirus-Pandemie verhängte Ausgangssperre um drei Wochen bis zum 3. Mai verlängert.
Präsident Mattarella macht Italienern Mut
In einer Videobotschaft vor Ostern rief Italiens Präsident Sergio Mattarella seine Landsleute zu Mut in Zeiten der Coronavirus-Epidemie auf. „Viele Italiener werden die Osterfeierlichkeiten in Einsamkeit verbringen. Das gilt auch für mich“, sagte der 78-jährige Staatschef. Der Präsident rief die Italiener auf, sich weiterhin an die seit dem 10. März andauernde Ausgangssperre zu halten. „In diesen Tagen wird die Aussicht auf ein Ende des Notstands konkreter. Die Opfer, die wir seit über einem Monat leisten, zeigen die erhofften Resultate. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben“, sagte der verwitwete Präsident.
Der „Sieg“ im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie sei in greifbare Nähe gerückt. In Erwartung eines Impfstoffes, der das Virus besiege, sei noch die strenge Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen notwendig, sagte das Staatsoberhaupt. Danach werde Italien an den Neustart der Wirtschaft denken können.
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